Hilfe zur Selbsthilfe Von Michael Putzke  | 

Kühe für Kayunga

Jetzt sind die Kinder einer Schule in Kayunga im Besitz einer Kuh, die ihnen nahrhafte Milch gibt. Die Freude darüber ist groß.
Jetzt sind die Kinder einer Schule in Kayunga im Besitz einer Kuh, die ihnen nahrhafte Milch gibt. Die Freude darüber ist groß.
Bildnachweis: privat
Wie Hilfe zur Selbsthilfe funktioniert, zeigt ein Projekt, das Heike Liese mit angestoßen hat. Dabei werden Kühe für Schulen in Uganda gekauft.
3 Minuten

Erstmals reiste Heike Liese vor 15 Jahren nach Uganda. Die Städtepartnerschaft zwischen dem nordhessischen Witzenhausen und der im ostafrikanischen Uganda in der Nähe des Viktoriasees gelegenen Stadt Kayunga bot Gelegenheit, das Land näher kennenzulernen. Zusammen mit ihrem Mann Horst Gerhard, der 2016 früh verstarb, entwickelte sie das Hilfsprojekt »Kühe für Kayunga«.

Kindern fehlten Proteine

Bei Reisen nach Uganda erfuhren sie, dass viele Kinder ohne Frühstück in die Schule geschickt werden. Dort bekamen die Kinder mittags Porridge aus Maismehl und Wasser, wenn sie Glück hatten, gab es auch ein wenig Zucker im Brei. »Wir stellten fest, dass den Kindern Proteine fehlen und die findet man in der Milch«, erklärt Heike Liese, die sich als Bezirkslaienführerin in der Evangelisch-methodistischen Kirche in Großalmerode engagiert. »So entstand die Idee, Kühe den Schulen zu übergeben, damit die Schüler von der Milch profitieren können.« Mit dieser Idee wandten sich Heike Liese und ihr Mann an die Kindergärten von Witzenhausen. Der St.-Martins-Tag unter dem Motto »teilen und helfen« wurde 2009 von allen Kindergärten gemeinsam auf dem Marktplatz von Witzenhausen gefeiert. »Von den vielen Familien, Freunden und anderen Schaulustigen kam so viel Geld zusammen, dass es reichte, eine Kuh zu kaufen«, erzählt die 59-Jährige.

Kinder helfen mit und können besser lernen

Für die erste Kuh suchten sie eine Schule aus, in der eine gute Freundin arbeitet. Hier konnten sie davon ausgehen, dass das Tier gut versorgt wird. Da diese Kuh aus Spenden der Kindergärten gekauft werden konnte, wurde sie »Kitacow« genannt. Kitacow bekam schon bald ihr erstes Kälbchen und konnte die Kinder mit Milch versorgen. »Die Kinder liebten ihre Kuh«, berichtet Heike Liese. »Sie brachten ihr täglich etwas zu essen von zu Hause mit.« Erhielt eine Schule eine Kuh, ging sie die Verpflichtung ein: Das erste Kalb, das die Kuh bekommt, wird an die Aktion »Kühe für Kayunga« zurückgegeben. Dieses kann dann an eine andere Schule weitervermittelt werden. Falls es ein männliches Rind ist, wird es verkauft und aus dem Erlös eine neue Kuh angeschafft. Rund 400 Euro fallen für die Anschaffung einer Kuh an, für die Haltung der Kuh sorgt die Schule selbst. Der Effekt des Projektes ist: Die Milch tut den Kindern gut. Sie wachsen und können besser lernen. Die Milch in ihrem täglichen Porridge ist für sie zu einer Kostbarkeit geworden. Im Jahr 2011 konnten Heike Liese und ihr Mann durch zahlreiche Spenden von Menschen aus Witzenhausen und aus der Gemeinde Großalmerode drei weitere Kühe kaufen. In den folgenden Jahren konnte in jedem Jahr eine Kuh angeschafft werden. Jetzt waren es bereits sechs Kühe an sechs Grundschulen.

Viel Arbeit – aber auch viel Freude

Im November 2017 reiste Heike Liese erneut nach Uganda – dieses Mal allein. Nach dem Tod ihres Mannes wollte sie das Projekt fortsetzen. Im Handgepäck hatte sie Geld für eine Kuh. »Außerdem besaß ich ja noch eine kleine Kuhherde im Süden von Uganda«, erzählt Heike Liese. »Vom Erlös konnte ich in Kayunga vier Kühe kaufen, also insgesamt fünf Kühe.« Dazu kamen noch die Kälber, die von anderen Schulen weitergegeben wurden. Die Freude der Kinder an den ausgewählten Schulen war groß. Sie waren stolz, dass sie nun Besitzer einer Kuh werden sollten. An einem Tag habe sie sechs Kühe ausgegeben, berichtet Heike Liese stolz: sechsmal Reden gehalten, sechsmal Hände geschüttelt, sechsmal für den Fotografen gelächelt. »Viel Arbeit, aber die Freude war riesig.«

Beitrag entnommen aus »Unterwegs« 4/2018 vom 18.2.2018

Der Autor

Michael Putzke ist leitender Redakteur des zweiwöchentlich erscheinenden EmK-Kirchenmagazins »Unterwegs«. Kontakt: redaktion(at)emk.de.