Unruhen in Kasachstan Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Tag der Trauer in Kasachstan

»Bitte betet für Kasachstan« – Eduard Khegay, der in der Zentralkonferenz Nordeuropa und Eurasien für das Gebiet Eurasien zuständige Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche.
»Bitte betet für Kasachstan« – Eduard Khegay, der in der Zentralkonferenz Nordeuropa und Eurasien für das Gebiet Eurasien zuständige Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche. Das Bild zeigt ihn bei einer Ansprache im Rahmen der Tagung der Zentralkonferenz Deutschland der EmK im Jahr 2017 in Hamburg.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Bischof Eduard Khegay lenkt in einem Facebook-Eintrag das Augenmerk auf die Ereignisse in Kasachstan und bittet um Gebet.
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Scheinbar weit weg befindliche Geschehnisse rücken näher, wenn sie eine persönliche Dimension erhalten. Dies geschieht mit einem Facebook-Eintrag von Eduard Khegay, der in der Zentralkonferenz Nordeuropa und Eurasien für das Gebiet Eurasien zuständige Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK). In dem Eintrag bezieht er sich auf die umwälzenden Ereignisse in Kasachstan und bittet um Gebet.

Unruhen, Plünderungen, Morde, Brände und Schießereien

Der heutige Montag, 10. Januar 2022, sei in Kasachstan »ein Tag der Trauer um die bei Unruhen Getöteten«, schreibt Khegay im sozialen Netzwerk Facebook. Es sei kaum zu glauben, »was letzte Woche in vielen Städten Kasachstans passiert ist«. Besonders die im äußersten Südosten des Landes gelegene ehemalige Hauptstadt Almaty sei »von der größten Welle von Unruhen, Plünderungen, Morden, Bränden und Schießereien betroffen gewesen«.

Der seit 2013 für das Bischofsgebiet Eurasien zuständige Khegay ist, so schreibt er selbst, in Almaty, der mit 1,9 Millionen Einwohnern größten Stadt Kasachstans, geboren und aufgewachsen. Sein Bruder und seine Schwester lebten nach wie vor dort, sowie »viele weitere Verwandte, Kollegen, Gemeindemitglieder, Klassenkameraden, Freunde und Bekannte«. Wegen des unterbrochenen Internets sei es nahezu unmöglich, Familie und Freunde auf digitalem Wege zu erreichen. Über Festnetztelefon habe er inzwischen Nachricht, »dass es ihnen gut geht«.

Khegay richtet das Augenmerk auf »die vielen Bewohner von Almaty, die heute trauern«, und fragt eindringlich: »Wie kann man den Vater eines neunzehnjährigen Kadetten trösten? Wer wischt den Eltern des erschossenen elfjährigen Kindes die Tränen ab?« Khegays Bitte ist: »Bitte betet für Kasachstan.«

Geplantes Religionsgesetz verschärft die Lage der Christen

Laut aktuellen Informationen des christlichen Hilfswerks »Open Doors«, das sich besonders für verfolgte Christen einsetzt, sind Christen und andere religiöse Minderheiten in Kasachstan durch eine geplante Verschärfung der existierenden Religionsgesetze noch stärker bedroht als zuvor schon. Am 29. Dezember, nur wenige Tage vor der Auflösung der kasachischen Regierung, hatte der kasachische Präsident Tokayev eine Änderungsvorlage des bestehenden Religionsgesetzes unterzeichnet. Diese sieht eine Genehmigungspflicht für jede Art von Veranstaltung mit religiösem Charakter außerhalb dafür registrierter Räumlichkeiten vor.

Die Umsetzung der sehr detaillierten Auflagen würde Veranstalter vor enorme Hürden stellen und sei besonders für religiöse Gemeinschaften problematisch, die über kein eigenes Kirchengebäude verfügten, sondern sich in privaten Räumen treffen würden. Die bisher schon sehr hinderlichen Religionsgesetze hätten bereits zur Überwachung von Veranstaltungen, Razzien und Festnahmen von Christen geführt. Zahlreiche christliche Gemeinden würden sich deshalb bereits jetzt heimlich treffen. Die geplanten Änderungen würden die Situation der Christen im Land noch weiter verschärfen.


Weiterführende Links

Facebook-Eintrag von Bischof Eduard Khegay (Russisch)
Internetangebot Evangelisch-methodistische Kirche – Eurasien (Englisch)

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Zur Information

Die Evangelisch-methodistische Kirche in Eurasien
Ende des 19. Jahrhunderts begann der Methodismus von Schweden aus zunächst in St. Petersburg Fuß zu fassen und breitete sich von dort aus in andere Regionen Russlands aus. Nach dem Zerfall der Sowjetunion, Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre, erfolgte eine neue methodistische Bewegung, die vielerorts an frühere methodistische Arbeiten anknüpfte und neue Regionen erschloss. Daran beteiligt waren besonders Missionare aus den Vereinigten Staaten von Amerika sowie aus Deutschland, Korea und Liberia. Großen Einfluss hatten Methodisten aus Estland, die zur Ausbreitung des Methodismus in Russland und in den ehemals zur Sowjetunion gehörenden Staaten verhalfen. In Kasachstan gibt es fünf Gemeinden und eine Bibelgruppe der Evangelisch-methodistischen Kirche, zu denen rund 150 Kirchenglieder gehören.