Vision einer weltumspannenden Solidarität
Die Vision der Kirchen für die Ökumene könne nur die sichtbare Einheit der Kirchen sein. Das bekräftigte der römisch-katholische Bischof Karl-Heinz Wiesemann aus Speyer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK). Beim zentralen Gottesdienst anlässlich der weltweiten Gebetswoche für die Einheit der Christen am 21. Januar in der Augsburger Kirche St. Anna wies der ACK-Vorsitzende außerdem auf die Chance hin, durch die gemeinsame Ausrichtung der Kirchen auf Christus aus den konfessionell verengten Blickwinkeln zu einer gemeinsamen Vision aufzubrechen wie es 2017 beim Gedenkjahr zur Reformation gelungen sei.
Die Bibel ist Hoffnung in den Händen der Entrechteten
Das diesjährige Motto der Gebetswoche »Deine rechte Hand, Herr, ist herrlich an Stärke« verband die Situation der Christen in der Karibik mit dem Auszug des jüdischen Volkes aus der Sklaverei in Ägypten. Die Texte für die Gebetswoche hat eine ökumenische Gruppe der Kirchen auf den Bahamas erarbeitet. Auf die Texte von der Befreiungsgeschichte des Volkes Israel aus der Sklaverei in Ägypten bezogen, sagte Wiesemann: »In den Händen der Entrechteten hat sich die Bibel in eine Quelle tröstender Zuversicht und kraftvoller Hoffnung verwandelt.« Das bezeuge auch die einheimische Bevölkerung in der Karibik, die unter der Sklaverei von Kolonialmächten gelitten habe.
Gott befreit noch heute von Ketten der Versklavung
Im Augsburger Gottesdienst wurde an Beispielen deutlich, wie das gemeinsame Gebet für die Einheit von Ketten der Versklavung befreien kann. Dafür sei das gemeinsame Zeugnis der Kirchen gefordert. Vertreter der ACK Bayern und der ACK Augsburg benannten im Gottesdienst konkrete Beispiele, wo sich die Kirchen ökumenisch gegen unterschiedliche Formen der Sklaverei engagieren sollten, die es heute mehr denn je gebe. Dazu gehöre auch die bewusste Wahrnehmung, dass mindestens 80% der in Deutschland als Prostituierte arbeitenden Frauen ihren Körper gezwungenermaßen verkauften. Deshalb wurde in Verbindung mit dem ökumenischen Gottesdienst auch an die Regierung appelliert, käuflichen Sex zu verbieten, wie es von der EU gefordert wird. Außerdem wurde die Ausbeutung von Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen benannt. Es brauche die »Vision einer weltumspannenden Solidarität«, die den großen Krisen der Menschheit, dem Klimawandel, dem Terror, der Korruption und der himmelschreienden Ungerechtigkeit wehren könne, mahnte Bischof Wiesemann.
Gemäß dem Evangelium handeln als gemeinsamer Auftrag
Harald Rückert, der als Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche bei der Feier in Augsburg mitwirkte, äußerte sich dankbar über das von der Gebetswoche für die Einheit der Christen ausgehende Signal. Das Evangelium sei eine befreiende Botschaft, für einzelne Menschen, aber gleichzeitig auch für ganze Völker. Das zu verkündigen und danach zu handeln sei der gemeinsame Auftrag aller Kirchen.
Die Autoren
Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de. Iris Hahn ist selbstständige Grafikerin und stellvertretende Redakteurin des EmK-Magazins »Unterwegs«. Kontakt: iris.hahn(at)emk.de.