Corona-Pandemie Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Stilllegung des kirchlichen Lebens

Stefan Schörk, Pastor der 60 Kilometer nordöstlich von Nürnberg gelegenen EmK-Gemeinde Pegnitz
Digital ins Wohnzimmer: Gemeinden reagieren flexibel auf die Absage aller gottesdienstlichen Veranstaltungen anlässlich der Eindämmungsmaßnahmen der Corona-Pandemie. Im Bild Stefan Schörk, Pastor der 60 Kilometer nordöstlich von Nürnberg gelegenen EmK-Gemeinde Pegnitz.
Nach der Absage von Gottesdiensten und EmK-Kongress trifft es jetzt die erste Konferenztagung: die Norddeutsche Jährliche Konferenz fällt aus.
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»In Absprache mit dem Bischof und dem Konferenzverwaltungsrat sagen wir die Tagung der Norddeutschen Jährlichen Konferenz ab«, ist die Nachricht des Tages für die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) in Deutschland vom gestrigen Tag. Nach den Entwicklungen der letzten Tage war die Absage des für Ende April in Hamburg geplanten Kirchenparlaments erwartet worden. Ein Ausweichtermin, allerdings nur als ein- oder zweitägige Veranstaltung, ist für das Wochenende vom 29. und 30. August in Planung.

Eine viel weitreichendere Entscheidung steht zudem auf EmK-Weltebene an. Die ab dem 5. Mai angesetzte zehntägige Generalkonferenz als oberstes Leitungsgremium der Kirche steht auch vor der Frage einer Verschiebung. Die Vorbereitungskommission wird sich dazu am kommenden Samstag (21. März) beraten.

Deutschlandweit alle religiösen Veranstaltungen verboten

Wie viele andere Kirchen auch, übt sich in Deutschland die Evangelisch-methodistische Kirche seit dem vergangenen Wochenende im »Kirche fasten«. Schon da hatten sich neben der EmK zahlreiche Gemeinden und kirchliche Entscheidungsgremien für ihre jeweiligen Kirchengebiete angesichts der Corona-Pandemiewarnung der Weltgesundheitsorganisation zur Aussetzung ihrer Gottesdienstangebote entschieden. Seit Montag sind durch eine Verlautbarung der Bundesregierung und der Regierungschefs der Bundesländer alle »Zusammenkünfte in Kirchen, Moscheen, Synagogen und die Zusammenkünfte anderer Glaubensgemeinschaften« verboten. Damit gibt es bis auf weiteres keine gottesdienstlichen Angebote mit persönlichen Begegnungen in kirchlichen Räumen.

In einer Verlautbarung der Ostdeutschen Konferenz der EmK, die am vergangenen Sonntag noch Gottesdienste zugelassen hatte, weisen die beiden Superintendenten Christhard Rüdiger und Werner Philipp auf die Chance einer solchen »Stilllegung« des kirchlichen Lebens hin. Dies sei zwar »die radikalste Form der Vorbeugung während einer Pandemie«, es könne aber auch »eine einmalige Chance der Besinnung und des Nachdenkens darüber sein, was an unserem kirchlichen Leben und Dienst wirklich wesentlich ist«. Diese Situation könne auch dazu führen, über das nachzudenken, »was wir getrost verändern oder ganz weglassen können«. Sie sehen darin »eine geistliche Herausforderung, die mit Zuversicht und Mut angenommen werden kann«.

Video-Andachten und Livestream-Angebote

»Ich vertraue auf die Kreativität und das Engagement unserer Hauptamtlichen, um angemessene Lösungen in den einzelnen Gemeinden zu finden«, äußert sich Harald Rückert, der für Deutschland zuständige Bischof der EmK, zuversichtlich angesichts des reduzierten kirchlichen Lebens. Es habe trotz der kurzen Vorlaufzeit großartige Ideen gegeben, die schon für den vergangenen Sonntag umgesetzt wurden. Manche Gemeinden verschickten Video-Andachten, einige hätten eine Liturgie für den familiären Hausgottesdienst verschickt und andere hätten ihren Livestream in einer Kirche ohne die üblichen Gottesdienstteilnehmer aufgenommen und so das Internetpublikum gottesdienstlich bedient. In Kürze würden den Gemeinden mit einer Ideenbörse weitere Möglichkeiten angeboten, die kommende gottesdienstlose Zeit zu überbrücken.

Seelsorge und Sterbebegleitung unter schwierigen Bedingungen

Von der Aussetzung aller kirchlichen Veranstaltungen sind auch die seelsorgerlichen Angebote betroffen. In einem gemeinsam verfassten Schreiben der EmK-Superintendenten in Deutschland wird darauf hingewiesen, dass die persönliche Seelsorge mit direktem Kontakt »nur noch in absoluten Ausnahmefällen« stattfinden solle. Dazu zähle vor allem die Begleitung bei Sterbefällen. In anderen Situationen sei die Fürsorge durch telefonische Kontakte die angemessene Alternative. Die Durchführung von Bestattungsfeiern solle in dieser Zeit nur im Freien und nur im engsten Familienkreis stattfinden. Außerdem weisen die Superintendenten darauf hin, dass die örtlichen oder regionalen behördlichen Anweisungen zu befolgen seien.

Gewaltige Herausforderungen für diakonische Einrichtungen

Die deutschen diakonischen Einrichtungen der Evangelisch-methodistischen Kirche stehen ebenfalls »vor gewaltigen Herausforderungen«, erklärt Markus Ebinger. Der Geschäftsführer des Martha-Maria-Krankenhauses Halle-Dölau berichtet, dass in den Krankenhäusern momentan alle Anstrengungen darauf ausgerichtet seien, »die zu erwartenden Patienten mit Beatmungsbedarf versorgen zu können«. Dafür müssten viele planbare medizinische Maßnahmen abgesagt werden, um den »Aufbau von Intensivkapazitäten« zu bewerkstelligen. Die Mitarbeiter müssten da einen »radikalen Kurswechsel« bewältigen. Ebinger bittet um betende Begleitung durch die Menschen in der Kirche, »damit wir mit Bedacht und Gelassenheit diese Monate überstehen und danach weiter arbeitsfähig sind«.

Kirchenzeitung digital für alle

Mit einer schnellen und kreativen Lösung reagierte die Redaktion des EmK-Magazins »unterwegs« auf die Absage aller kirchlichen Veranstaltungen. Das alle zwei Wochen gedruckt erscheinende Kirchenmagazin wird üblicherweise in den Kirchengemeinden direkt an die Abonnenten verteilt. Kurzerhand beschloss die Redaktion zusammen mit dem in Stuttgart ansässigen Verlag und Dienstleister »Blessings 4 you«, die Zeitschriften »unterwegs« und »podium« allen Interessierten digital zur Verfügung zu stellen. Mit einem kostenlosen Abo-Code können alle im März und April erscheinenden Ausgaben kostenlos gelesen werden. Dazu müsse nur die zugehörige »App« im »Freikirchen-Kiosk« aufgerufen werden. Das Angebot werde verlängert, solange seitens der Behörden und der Kirche die gottesdienstlichen Veranstaltungen ausgesetzt seien.

Jugendevangelisation »Jesushouse« live im Internet

Folgen hat das Corona-Virus auch für die überkonfessionell veranstaltete Jugendevangelisation »Jesushouse«, wie die Veranstalter vom Trägerverein »Pro-Christ« mitteilten. Bis in den April hinein waren an mehreren Hundert Orten regionale Veranstaltungen dieses modernen jugendevangelistischen Formats geplant. Statt diese Veranstaltungen auf unbestimmte Zeit zu verschieben, bieten die Veranstalter den »Jesushouse«-Stream frei für alle im Internet an. »Jesus ist auch dann bei uns, wenn wir uns digital zu zweit oder dritt versammeln«, erklärt Michael Klitzke, Geschäftsführer von Pro-Christ, die neue Situation zusammen mit den beiden »Jesushouse«-Leitern Julia Garschagen und Kai Günther. Das Programm wird vom 17. bis 21. März jeweils ab 18.30 Uhr eine Stunde lang auf der »Jesushouse«-Internetseite übertragen. Im Programm seien Dialogmöglichkeiten eingeplant, sodass Zuschauer ihre persönlichen Fragen einbringen könnten.

Bildnachweis: Internetangebot EmK-Gemeinde Pegnitz


Der Autor
Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Weiterführende Links
»Jesushouse« live im Internet –17. bis 21. März (Dienstag bis Samstag ), jeweils ab 18:30 Uhr für eine Stunde.

Gesundheitsministerium
Robert-Koch-Institut
Häufig gestellte Fragen zum Corona-Virus

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