Geldanlage als kirchlicher Dienst Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Den Weg Wesleys gehen

Wer aus dem Ausland kommt und in Königswinter am Rhein eine Tagung hält, sollte die märchenhafte Rheinlandschaft von oben anschauen. Das Gruppenfoto entstand am sagenumwobenen Drachenfels.
Wer aus dem Ausland kommt und in Königswinter am Rhein eine Tagung hält, sollte die märchenhafte Rheinlandschaft von oben anschauen. Die Wespath-Tagungsgruppe erklomm mit der Zahnradbahn den sagenumwobenen Drachenfels. Auf der Aussichtsplattform entstand das Gruppenfoto.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Wie Menschen im Dienst der Kirche ihren Ruhestand erleben, ist andernorts ein großes Thema. Dabei geht es nicht nur um Geld, sondern auch um ihre Würde.
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Im beschaulichen Königswinter, rechtsrheinisch gute zehn Kilometer südlich von Bonn gelegen, traf sich Anfang Mai eine kleine internationale Arbeitsgruppe. Sie gehört zu »Wespath – Benefits and Investments«. Unter diesem Namen firmiert eine internationale Einrichtung der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK), die als Pensionskasse und Kasse für Gesundheitsleistungen die Ruhegehaltszahlungen und Krankenversicherungsangebote für weltweit über 100.000 Personen koordiniert, die in methodistischen Gemeinden und über 130 methodistischen Institutionen arbeiten.

Im deutschsprachigen Raum kaum bekannt

In Deutschland, Österreich und in der Schweiz ist der international tätige EmK-Arbeitszweig nahezu unbekannt. Der Grund dafür ist schnell erklärt: In diesen Ländern sind von Seiten des Staates sowie der allgemeinen Krankenkassen und auch seitens der EmK Gesundheitsdienstleistungen und Pensionszahlungen vollständig abgesichert. Die Dienstleistungen von Wespath müssen in diesen Ländern daher nicht in Anspruch genommen werden.

Die Personen, die sich jetzt in Königswinter trafen, gehören dem innerhalb von Wespath eingerichteten Pensionsfonds der Zentralkonferenzen an, dem sogenannten »Central Conference Pension Program«. Sie kamen aus Litauen, Lettland, den Philippinen, der Schweiz und Deutschland sowie aus den Vereinigten Staaten. Einige Teilnehmer aus Russland waren per Video zugeschaltet. Die eigentlich noch zur Arbeitsgruppe gehörenden Personen aus Afrika erhalten dieses Jahr coronabedingt eine eigene Beratung in Südafrika.

Schwerpunktmäßig dienten die Beratungen der Arbeitsgruppe im Wesentlichen der weitergehenden Absicherung der Ruhestandsgehälter von Pastoren und Pastorinnen und praktischen Fragen. Neben Überlegungen zu Geldanlagen ging es auch um die aktuellen Herausforderungen innerhalb der EmK wegen der Abspaltung von Gemeinden und größerer Organisationseinheiten der Kirche im Rahmen der sexualethischen Diskussionen und daraus möglicherweise entstehender Folgen für die Pensionsabsicherungen.

Beziehung und Begegnung als Vertrauensbasis

»Wir sind hier, um Beziehungen zu den Kirchen und Regionen zu knüpfen, mit denen wir außerhalb der Vereinigten Staaten zusammenarbeiten«, erklärt Dale Jones am Rande der Tagung. Von 79 Jährlichen Konferenzen (Kirchenparlamenten) außerhalb der Vereinigten Staaten nähmen 69 die Dienste von Wespath in Anspruch, skizziert der Wespath-Verantwortliche die große Aufgabe. Zurzeit seien es rund 3.300 pensionierte Geistliche oder deren Witwen, die in den Genuss der von Wespath angebotenen Gehalts- und Ruhestandssicherung kommen. In Europa betreffe das die Jährlichen Konferenzen in Lettland und Litauen, fast alle zur Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa gehörenden Konferenzen außer Österreich und Schweiz sowie alle Konferenzen, die zum eurasischen Bischofssprengel innerhalb der Zentralkonferenz Nordeuropa und Eurasien gehören.

»Unsere Aufgabe ist es, unsere Kompetenzen zur Führung, Entwicklung und Verwaltung von Fondsmanagement zur Verfügung zu stellen, um Renteneinkünfte zu erzielen und abzusichern«, sagt Jones, der bei Wespath für die Kontaktpflege zu den Zentralkonferenzen zuständig ist, also zu den Konferenzgebieten der EmK, die außerhalb der Vereinigten Staaten liegen. »Der in etlichen Ländern nötige Bedarf, die Ruhestandssicherung verantwortlich zu organisieren, war offensichtlich«, so Jones. Als kirchlicher Finanzdienstleister und Vermögensverwalter sähen sie ihre Aufgabe darin, sich »fortlaufend, beratend, prüfend und weiterführend« mit den Anlage- und Auszahlungsstrategien derer zu befassen, die diese Dienste in Anspruch nehmen. »Es sind die Pensionspläne unserer Kunden!«, betont der US-Amerikaner die Wespath-Arbeitsweise. Dazu sei es unbedingt nötig, die Menschen kennenzulernen und die Situation in deren Ländern zu verstehen. Nur dann könnten die Dienstleistungen so zugeschnitten werden, »dass es passt«.

Erfolgreiche Geldanlage als Dienst für die Kirche

Der im Jahr 2004 aufgelegte Pensionsfonds für die Zentralkonferenzen sammelte seither mit Einzahlungen, Zuwendungen, Spendung und Fundraising-Mitteln eine Summe von 26,5 Millionen US-Dollar, umgerechnet rund 25,4 Millionen Euro. Mit Anlagestrategien und weiteren Zuwendungen konnte der Fonds bis zum Jahr 2020 über eine Gesamtsumme von insgesamt 48 Millionen Dollar verfügen, wovon bis zu diesem Zeitpunkt insgesamt rund 13,5 Millionen Dollar für Pensionszahlungen, Beratung und Unterstützung zweckentsprechend eingesetzt wurden. Der Fonds verfügt also weiterhin über beträchtliche Mittel und Absicherungen, um den beteiligten Personen, Konferenzen und Einrichtungen der Kirche Pensionszahlungen und fortlaufende Unterstützung und Beratung für Pensionssicherungen zu sichern.

Wie bedeutsam der Dienst der Wespath-Finanzfachleute ist, lässt eine Aussage des inzwischen verstorbenen, vormaligen Bischofs der Jährlichen Konferenz im westafrikanischen Sierra Leone, John K. Yambasu, erahnen. Er habe, so erzählte er, »viele Pastoren und Missionare in Afrika erlebt, die in Armut und ohne Würde ihren Lebensabend verbrachten«. Junge Leute hätten ihrem Ruf in den pastoralen Dienst nicht Folge geleistet, »weil sie sich sonst einem Leben in ständiger Armut hätten verschreiben müssen«. Mit dem von Wespath angebotenen Pensionsfonds habe sich das grundlegend geändert. »Ihr habt dem ordinierten pastoralen Dienst die Würde zurückgegeben«, lobte Yambasu das Engagement der Wespath-Mitarbeiter.

Die Zusammenarbeit mit dem Zentralkonferenz-Pensionsfonds habe dazu geführt, »die Würde des pastoralen Dienstes wiederherzustellen«. In Afrika habe das zwischenzeitlich dazu geführt, »dass viele junge Menschen den pastoralen Dienst als eine erstrebenswerte Berufung betrachten«. Dass Pastoren ihren Ruhestand »gesünder, länger und in Würde« erleben könnten, sei sehr ermutigend. Daran habe Wespath einen großen Anteil.

Fondsmanager, die einen Ruf angenommen haben

»Wir verstehen uns in unserer Aufgabe als gute Verwalter der von Konferenzen eingezahlten Gelder und der von tollen Menschen in unserer Kirche für diesen Zweck gespendeten Gelder«, unterstrich Ross Lundstrom die Aufgabe von Fondsmanagement und Beratung. Zusammen mit Jones ist er für den Kontakt mit den vom Pensionsfonds begleiteten Konferenzen und deren Mitarbeiter zuständig. Alle Beteiligten, sowohl die Jährlichen Konferenzen und einzelnen Pensionsempfänger als auch Wespath in der Verwaltung des Pensionsfonds hätten dabei die Aufgabe, nachhaltige Pensionspläne zu entwickeln. Dazu gehörten ausreichend zur Verfügung stehende Mittel, um die gegenseitig zugesagten langfristigen Verpflichtungen erfüllen zu können.

Deshalb sind die Mitarbeiter im Wespath-Management allesamt professionell ausgebildete Leute, häufig schon mit langjähriger Erfahrung. »Sie haben den Ruf angenommen, ihr Können und ihre Gaben der Kirche zur Verfügung zu stellen«, beschreibt Lundstrom die Motivation der insgesamt rund 270 Wespath-Mitarbeiter. Seit zwei Jahren gehört auch der wieder in Deutschland wohnende Thomas Kemper als Berater zu Wespath. Er soll mit seiner Erfahrung aus seiner Zeit als Generalsekretär des internationalen Missions- und Hilfswerks der EmK (General Board of Global Ministries) die Arbeit des Pensionsfonds für die Zentralkonferenzen zielgerichtet unterstützen und weiterentwickeln.

Der Name ist Programm

Übrigens verbirgt sich hinter dem Namen Wespath ein englisches Kunstwort. Zusammengesetzt aus Wesley und path (deutsch: Weg), also: Wesley’s path – nach dem Wege Wesleys, oder auf den Spuren Wesleys, oder im Sinne Wesleys. John Wesley, der im 18. Jahrhundert zusammen mit seinem Bruder Charles die methodistische Erweckungsbewegung begründete, legte immer Wert darauf, dass Glaube praktische Konsequenzen hat. Ein Glaube, der nur das eigene Seelenheil im Blick hat und sich in einer für sich selbst gelebten Frömmigkeit genügt, war nicht im Sinne Wesleys. Seit 2016 firmiert die international organisierte kirchliche Ruhestandsabsicherung und der Zweig für Gesundheitsdienstleistungen unter diesem Namen, um auch in der säkularen Öffentlichkeit die nötigen Investmentkontakte besser gestalten zu können. Ein relativ neutral klingender Name ist da besser, als ein Name, der nach einer kirchlichen Behörde klingt.

Insgesamt verwaltet Wespath für alle drei Tätigkeitsbereiche, also Pensionsfonds, Gesundheitsleistungen sowie Anlagen und Investment rund 27 Milliarden Dollar, was derzeit rund 25 Milliarden Euro entspricht. In den Vereinigten Staaten gehört Wespath damit zu den Top-100-Pensionsfonds. »Wir wollen das Beste tun durch alle aktuellen Veränderungen in der Kirche hindurch«, unterstreicht der ganz neu im Amt befindliche Wespath-Generalsekretär Andrew Hendren die Zielsetzung der kirchlichen Einrichtung. Er stellte sich der Arbeitsgruppe in einer Videoübertragung vor und stand für Fragen zur Verfügung. Dabei erklärte er auch die vornehme Aufgabe, in christlicher Gesinnung, »Geld auf doppelte Weise zum Arbeiten zu bringen«. Es gehe darum, mit den Geldern den missionarischen Auftrag der Kirche zu erfüllen zu helfen. Dafür sei es nötig, Geld gewinnbringend zu investieren. Leitende Maßstäbe für gewinnbringende Anlageformen sind bei Wespath das Soziale Bekenntnis der EmK und Nachhaltigkeitskriterien. CO2-reduzierte Finanzinvestitionen wurden entwickelt, um die Anlagen und Wespath insgesamt bis zum Jahr 2050 CO2-neutral zu gestalten.

»Ganz einfach ist das nicht«, gibt der neue Generalsekretär ehrlich zu. Denn Wespath treffe diese Entscheidungen nicht alleine. »Die investierten Gelder gehören ja den Investoren«, erklärt Hendren die Herausforderung. Die Investoren müssten ebenfalls für nachhaltiges Investment gewonnen werden. Inzwischen werde ein gangbarer Weg erkennbar, aber die Menschen und Einrichtungen der Kirche müssten in diese neue Sicht der Geldanlage auch erst Vertrauen entwickeln. Da ist der Name dann eben doch Programm: Wespath – Wesleys Weg.

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Zur Information

Wespath Benefits and Investments
»Wespath« ist eine internationale Einrichtung der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) und nach dem Recht der Vereinigten Staaten eine gemeinnützige Körperschaft. In ihrer weltweiten Organisationsform hat die EmK eine Kommission für Altersvorsorge und Gesundheitsdienstleistungen, die besonders für die Teile und Regionen der Kirche wichtig ist, in denen Altersvorsorge und Krankenversicherungsangebote nicht in einem sozialstaatlichen Sinne ausgebaut sind wie dies in Deutschland oder Europa vielerorts der Fall ist. »Wespath Benefits and Investments« ist als Pensionskasse und Krankenversicherung der geschäftliche Zweig dieser EmK-Kommission. Wespath verwaltet mittlerweile Vermögenswerte von über 27 Milliarden US-Dollar (rund 25 Milliarden Euro) von über 100.000 Beteiligten und 130 mit der EmK verbundenen Institutionen. Über Tochtergesellschaften und verbundene Unternehmen erbringt Wespath Verwaltungs- und Anlagedienstleistungen für Versorgungspläne von finanziellen Trägern oder Anlegern, die von der Evangelisch-methodistischen Kirche kontrolliert werden oder mit ihr verbunden sind. Außerdem erbringt Wespath Verwaltungs- und Anlagedienstleistungen für institutionelle Anleger, die ausschließlich für religiöse, wohltätige oder karitative Zwecke organisiert und betrieben werden, die mit der EmK in Verbindung stehen. Seit über hundert Jahren agiert Wespath auf Basis christlicher Gesinnung nach ethischen Werten und Nachhaltigkeitskriterien.
www.wespath.org