Kirchliches Umweltzertifikat Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Die Leiter kann erklommen werden

Denise Courbain und Stefan Weiland freuen sich über den Startschuss für die »Schöpfungs-Leiter«.
Denise Courbain und Stefan Weiland freuen sich über den Startschuss für die »Schöpfungs-Leiter«. Damit steht ein Umweltzertifikat zur Verfügung, mit dem Kirchengemeinden ihre inhaltliche Gemeindearbeit und Maßnahmen zum Umweltschutz verbinden und weiterentwickeln können.
Bildnachweis: EmK-Öffentlichkeitsarbeit, privat
Ein neues kirchliches Umweltzertifikat geht an den Start: die »Schöpfungs-Leiter«. Inhaltliche Gemeindearbeit und Umweltschutz werden verbunden.
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Umweltschutz zum Thema zu machen, ist zeitgemäß. Sich auf Maßnahmen zum Schutz der Umwelt einzulassen, schon schwieriger. Sich als Institution oder Kirchengemeinde auf überprüfbare Schritte und spürbare Veränderungen zu verpflichten, ist geradezu eine Ausnahme. Was aber sind kirchliche Mahnungen wert, wenn »Kirche« sich nicht am eigenen Anspruch messen lässt? Um die eigenen Gemeinden zu einer Selbstverpflichtung und ressourcenschonenden Praxis einzuladen, hat die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) ein Öko-Zertifikat entwickelt: Die »Schöpfungs-Leiter«. Seit heute ist der zugehörige Internetauftritt freigeschaltet. Alle Informationen dazu sind abrufbar, und interessierte Gemeinden und Institutionen können sich ab sofort anmelden.

Dreischritt Bibel – Gemeinde – Welt

Dieses neue, bewusst für Kirchengemeinden entwickelte Umwelt-Zertifikat will die Gemeinden dabei unterstützen, die eigene Arbeit schöpfungsgemäß weiterzuentwickeln. Damit soll »sowohl die lokale als auch die globale Verantwortung« der Arbeit vor Ort in den Blick genommen werden, heißt es in der Information über die Konzeption dieser »öko-fairen Zertifizierung«. Warum es dieses neue Angebot in der kirchlichen »Umweltszene« überhaupt gibt, erklärt Denise Courbain mit drei Sätzen: »Viele Gemeinden wollen umweltbewusst agieren. Die Umweltüberprüfungen mit endlosen Tabellen und vielen Sitzungen scheint aber eher das Hobby von ein paar hochengagierten Leuten zu sein, ohne breite Beteiligung der Gemeinde. Eine Einbettung in die laufende Gemeindearbeit wird schmerzlich vermisst.«

Die Referentin für diakonische und gesellschaftspolitische Verantwortung der EmK in Deutschland hat zusammen mit einer Begleitgruppe die Sachlage analysiert. Daraus entstand eine völlig neue Konzeption, die sich relativ leicht in die Gemeindearbeit einbetten lässt. In drei Entwicklungsschritten – Bibel, Gemeinde, Welt – werden Umweltthemen grundlegend diskutiert und umgesetzt. Dazu gehören zunächst biblische Texte und Themenreihen in Bibelstunden und Predigten. In einem zweiten Schritt werden die biblischen Entdeckungen in die konkrete Gemeindearbeit umgesetzt. Dort haben dann auch Tabellen und Auswirkungen der Gemeindearbeit auf die Umwelt ihren Platz. Im dritten Schritt werden die Gemeinden ermutigt, an die Öffentlichkeit zu gehen. Die Gemeinde soll sich bewusst als aktiver und wichtiger Teil der Gesellschaft verstehen und sich zusammen mit der Kommune, Vereinen oder anderen Anbietern für das Gemeinwohl engagieren.

»Wir unterstützen die Gemeinden«

»Der Charme der Schöpfungs-Leiter ist, dass es nicht nur um Umwelt- oder Klimaschutz geht«, erklärt Courbain die Besonderheit des neuen Zertifikats. Es gehe auch »um die tiefe Auseinandersetzung mit dem persönlichen Glauben und der eigenen Gottesbeziehung«. Diese Verbindung von persönlichem Glauben und praktischen Umweltfolgerungen hätten sich viele deutlicher gewünscht. »Wir unterstützen die Gemeinden also, dass sie das, was sie jetzt schon inhaltlich tun, aktiv mit Umweltthemen verknüpfen können«, erklärt die Trendsetterin für die Themen globaler Gerechtigkeit und ökologischer Herausforderungen. Diese Idee für einen in die Gemeindearbeit eingebetteten Prozess hatte schon Courbains Vorgänger Hans Martin Renno. Er freut sich jetzt mit, dass die Schöpfungs-Leiter in den Praxistest geht.

Zertifikat, um das Ziel im Auge zu behalten

Warum dafür die Leiter als Bild ausgewählt wurde, erklärt Stefan Weiland: »Eine Leiter zeigt, dass es aufwärts geht, und das ist als Bild in Zeiten der Klimakrise bedeutsam.« Der Leiter der Kontaktstelle für Umweltmanagement in der Evangelisch-methodistischen Kirche betont aber auch, dass eine Leiter ihren Zweck nur erfüllt, wenn sie zum Höherklettern wirklich erklommen wird. »Ohne Aufwand, ohne Anstrengung wird es aber nicht gelingen. Auch unser Glaube verlangt viel von uns, wenn wir ihn ernstlich in der Welt leben«, vergleicht Weiland den Einsatz für den Glauben und das Engagement zum Wohl der Welt. Dass dafür ein Zertifikat nötig ist, erklären Weiland und Courbain damit, dass »eine bewusste Entscheidung und verbindliches Mitmachen« nötig seien. So bleibe das Ziel im Blick, die Gemeindearbeit auf Basis biblischer Botschaft schöpfungsgemäß und damit umweltgerecht weiterzuentwickeln.

Der Autor
Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de