Kirchliches Umweltzertifikat Von »unterwegs«  | 

»Es ist doch eigentlich selbstverständlich«

Denise Courbain und Stefan Weiland sind die Initiatoren der »Schöpfungs-Leiter«. Das neue Umweltzertifikat animiert Kirchengemeinden, ihre inhaltliche Gemeindearbeit mit den Maßnahmen zum Umweltschutz zu verbinden und weiterzuentwickeln.
Denise Courbain und Stefan Weiland sind die Initiatoren der »Schöpfungs-Leiter«. Das neue Umweltzertifikat animiert Kirchengemeinden, ihre inhaltliche Gemeindearbeit mit den Maßnahmen zum Umweltschutz zu verbinden und weiterzuentwickeln.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Das neue kirchliche Umweltzertifikat »Schöpfungs-Leiter« geht in die Praxis. Die beiden Initiatoren Denise Courbain und Stefan Weiland im Interview.
3 Minuten

Das evangelisch-methodistische Kirchenmagazin »unterwegs« nimmt den unlängst erfolgten Start des Umweltzertifikats »Schöpfungs-Leiter« zum Anlass und fragt nach, was das Zertifikat den Gemeinden bietet. Stefan Weiland von der Kontaktstelle für Umweltmanagement und Denise Courbain, Referentin für Diakonie und gesellschaftspolitische Verantwortung der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) in Deutschland, geben darüber Auskunft.

unterwegs: Was gewinnen Kirchengemeinden, die mit der »Schöpfungs-Leiter« Umweltschutz zum Thema machen?

Stefan Weiland: Die Gemeinden gewinnen Zukunft. Das mag hochtrabend klingen, aber ich meine das ernst. Der Klimawandel und der massive Artenverlust sind die größten Herausforderungen unserer Generation. Jegliche Organisation und eben auch Kirche und Gemeinden sind hierbei gefragt. Wir müssen die gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen und aktiv anpacken, sonst haben wir alle keine Zukunft. Gemeinden, die das erkennen, gewinnen damit Glaubwürdigkeit und das wird in der Öffentlichkeit auch positiv wahrgenommen.

Denise Courbain: Ich sehe den Gewinn vor allem in der tiefen geistlichen Auseinandersetzung und der Verankerung in der Beziehung zu Gott. Ein weiterer Gewinn ist, Schöpfungsverantwortung als etwas zu verstehen, das nicht zu trennen ist von unserem Auftrag, Gottes frohe Botschaft zu verbreiten oder von Gottes Gebot der Nächstenliebe. Unser Fragen nach Gewinn und nach dem, was es uns bringt, kann uns schrecklich ausbremsen und wirkt sich leider allzu oft schädigend auf uns selbst und andere aus. »Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein« – diese Worte aus 1. Mose 12 Vers 2 sind mir im Zusammenhang mit der Schöpfungs-Leiter sehr wichtig. Als Gesegnete werden wir zum Segen für unsere Umwelt – und gewinnen.

Wie wird der Glaube in diesem Programm angesprochen?

Stefan Weiland: Ohne den Glauben wäre das ganze Programm nichts. Schöpfung bewahren ist kein Randthema, das Gemeinden auch noch machen können. Wenn wir Gott als den Schöpfer der Welt anerkennen, dann ist es doch eigentlich selbstverständlich, seine Schöpfung auch zu erhalten. Deshalb beginnen die untersten Stufen im Programm auch damit, Schöpfung als biblischen Auftrag wahrzunehmen und zu erkennen. Ganz persönlich und für die Gemeinde.

Denise Courbain: Die Schöpfungs-Leiter ist kein rein ökofaires Zertifikat, das am Ende des Prozesses als Schild an der Kirchentüre hängen wird, sondern setzt an bei unserer Beziehung zu Gott und bei unserem Geschöpf-Sein. Gerade in der intensiven geistlichen Auseinandersetzung sehe ich Chancen für Gemeinden, sich ganz neu in Gott zu verwurzeln und sich auf ihn auszurichten. Ökofaires Engagement wird aus dem Glauben und der Liebe heraus gelebt, mit Hoffnung, die in Gott selbst gegründet ist. Ich hoffe und bete, dass Gemeinden hier wertvolle Entdeckungen machen können und kreative Wege der Umsetzung finden, die gut zu ihnen und ihrer Umgebung passen, die sie erreichen wollen.

Was müssen Gemeinden mitbringen, die daran teilnehmen wollen?

Stefan Weiland: Erstmal kann jede Gemeinde, egal welcher Größe oder Prägung, daran teilnehmen. Besondere Zugangsvoraussetzungen sind nicht nötig. Aber Mut und Bereitschaft, sich auf den Weg zu machen, sollte schon aufgebracht werden. Und auch dann dran zu bleiben, wenn es mal anstrengend wird. Es wird sich lohnen!

Denise Courbain: Die Gemeinde muss eine gute Portion Neugier und Offenheit mitbringen: Offenheit für Gott, denn die Offenheit für ihn macht seinen Segen für uns sichtbar. Offenheit, interne Strukturen und Gewohnheiten zu verändern. Offenheit, nach außen zu gehen und Türen zu öffnen für eine ganz neue Art der Zusammenarbeit mit Menschen und Organisationen vor Ort. Für mich bedeutet das missionales Unterwegssein.

Dieses Interview ist dem zweiwöchentlich erscheinenden Magazin »unterwegs« der Evangelisch-methodistischen Kirche – Nummer 17/2020 vom 16. August 2020 – entnommen.