»Schaut hin«: gemeinsam Verantwortung übernehmen
Das Präsidium des 3. Ökumenischen Kirchentages (ÖKT) hat sich trotz der Unwägbarkeiten aufgrund der Corona-Pandemie entschieden, dass das ökumenische Christentreffen im kommenden Jahr in Frankfurt am Main stattfinden soll. Wie vorgesehen, findet die Veranstaltung vom 12. bis 16. Mai 2021 statt. Das Format werde mit einem detaillierten Hygienekonzept angepasst, um so den Pandemie-Auflagen und der gesundheitlichen Vorsichtsmaßnahmen Rechnung zu tragen.
Die Chance nutzen
Gerade in Krisenzeiten seien Begegnung, Dialog und Gemeinschaft wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt – davon seien die Veranstalter, der Deutsche Evangelische Kirchentag und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken, fest überzeugt. Der katholische Präsident Thomas Sternberg betonte: »Die Auswirkungen von Corona verändern die Welt. Mit einer neuen Form des ÖKT haben wir die Chance, darauf zu reagieren. Diese Chance wollen wir nutzen.« Auch die evangelische Präsidentin Bettina Limperg bekräftigte die Entscheidung: »Das Leitwort ›schaut hin‹ fordert ja dazu auf, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen. Deshalb werden wir dem Ringen um unsere menschliche, politische Grundordnung beim 3. ÖKT breiten Raum geben.« Die einladenden Kirchen, das Land Hessen und die Stadt Frankfurt am Main bestärkten die Verantwortlichen in ihrem Vorhaben und stünden dem ÖKT dabei als Partner fest zur Seite – genau wie ein breites Bündnis aus zivilgesellschaftlichen Akteuren und kirchlichen Institutionen und Verbänden.
Fokussiertes Programm – Veranstaltungen im gesamten Stadtgebiet
Das Programm des 3. ÖKT werde kompakter, so die Veranstalter. Die Corona-Pandemie rücke neue Fragen und Herausforderungen ins Blickfeld. Diesen werde eine besondere Bedeutung zukommen. Der Austausch solle öffentlich, mit Teilnehmenden auch aus der Ferne und kontrovers erfolgen und drängende Themen behandeln. Dazu gehörten diese Fragen: was die Gesellschaft zusammenhalte, wie zukunftsfähig das aktuelle Wirtschaftssystem sei, wie die Schöpfung gerettet werden könne und wie sich die Kirchen und die Art, den christlichen Glauben zu leben, wandelten.
Weniger Teilnehmer vor Ort
Aufgrund der voraussehbaren Beschränkungen würden weniger Menschen vor Ort teilnehmen können, als geplant. Die geräumigen Messehallen, Open-Air-Bühnen sowie Kirchen und andere Veranstaltungsorte im gesamten Stadtgebiet böten jedoch genügend Platz, um auch mit Abstandsregeln einer großen Zahl von Menschen die Teilnahme zu ermöglichen. Die einzigartige und vertraute Mischung aus Vorträgen, Podiumsdiskussionen, Gesprächen, Kulturprogramm und geistlichen Angeboten bleibe erhalten. Die Organisatoren rechnen mit maximal rund 30.000 Teilnehmern vor Ort im Gegensatz zu weit über 200.000 vor zehn Jahren und 125.000 im Jahr 2003.
Die Angebote vor Ort in Frankfurt würden sich auf das beschränken, was im Mai 2021 möglich und zu verantworten sei. Die dann geltenden Verordnungen zum Hygieneschutz würden in allen Veranstaltungen umgesetzt. Mit Unterstützung des Gesundheitsamts Frankfurt werde ein detailliertes Konzept zur Durchführung einer Großveranstaltung unter Pandemie-Bedingungen in all ihren Facetten erarbeitet. Dabei würden die relevanten Schutzmöglichkeiten konsequent angewendet.
Für die, die nicht vor Ort dabei sein könnten oder wollten, würden Möglichkeiten der Beteiligung und des Dialogs aus der Ferne mit den Menschen bei der Veranstaltung in Frankfurt angeboten. Durch Nutzung des Internets wie Streaming, hybride Veranstaltungen mit Teilnehmenden vor Ort und aus der Ferne sowie Chatkonferenzen werde der ÖKT digitaler. Christen in ganz Deutschland könnten so eingeladen werden, den Ökumenischen Kirchentag mitzufeiern. Von diesen neuen Formaten erhofften sich die Veranstalter auch wegweisende Impulse für die nachfolgenden Katholiken- und Kirchentage.
Ökumenische Schritte
Die Veranstalter betonten erneut die ökumenische Dimension dieser Veranstaltung. Der ÖKT habe die Aufgabe, Gemeinschaft zu ermöglichen, Dialog zu fördern, aber auch das jeweils Eigene sichtbar zu machen. Im Vergleich zu vergangenen Ökumenischen Kirchentagen geschehe dies unter stärkerer Präsenz und Mitwirkung der gesamten Bandbreite christlicher Konfessionen und Kirchen in unserem Land. Das Treffen biete die Möglichkeit, in wechselseitiger Gastfreundschaft und ökumenischer Sensibilität am Samstagabend gemeinsam den Reichtum konfessioneller Gottesdienste zu erleben und zu feiern.
Dazu gehöre auch die offene Einladung zu den katholischen und evangelischen Abendmahlsfeiern. Laut evangelischer ÖKT-Präsidentin Limperg halte der ÖKT an den geplanten Einladungen im Rahmen der ökumenischen Gottesdienstangebote während des Kirchentages fest, wie es auch in der Leitschnur des ökumenischen Arbeitskreises »Gemeinsam am Tisch des Herrn« zum Ausdruck käme. Kurz vor den Beratungen des Kirchentags-Präsidiums war die Absage des Vatikans gegenüber solcher Praxis bekanntgeworden. Limperg betonte, »dass Gewissensentscheidungen einzelner zu einer solchen Teilnahme respektiert werden müssten«. Bereits Anfang September hatte der Vorsitzende der deutschen katholischen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, für den ÖKT im Mai 2021 eine »neue Form der konfessionsübergreifenden liturgischen Mahls-Gemeinschaft« angekündigt.
Der Autor
Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de.
Zur Information
Der 3. Ökumenische Kirchentag findet vom 12. bis 16. Mai 2021 in Frankfurt am Main statt. Er wird veranstaltet vom Deutschen Evangelischen Kirchentag (DEKT) und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Nach 2003 in Berlin und 2010 in München findet der Ökumenische Kirchentag 2021 zum dritten Mal statt. Der Ticketverkauf soll am 1. Dezember starten.
Ein Fact-Sheet mit vielen Fragen und Antworten finden Sie unter: https://static.oekt.de/fileadmin/2021/bilder/presse/oekt2021_factsheet_september_2020.pdf