Pandemie macht kreativ Von Stephan Ringeis  | 

Singen hält den Glauben lebendig

Der Konferenzchor »Chornblume« bei einem Auftritt während einer Jahrestagung der Ostdeutschen Konferenz.
Der Konferenzchor »Chornblume« bei einem Auftritt während einer Jahrestagung der Ostdeutschen Konferenz.
Bildnachweis: Chornblume
Weil Singen »ein Ausdruck unserer Gefühle, Gedanken, Gebete« ist, produzierte der Konferenzchor »Chornblume« eine CD mit Gesangbuchliedern zum Mitsingen.
2 Minuten

Auch eine Folge der Pandemie: Gemeinsames Singen und Chorbeiträge finden in den Gemeinden weitgehend nicht statt. Für eine methodistische Kirche ein belastender Zustand, weil sie ihren Anfang zu einem guten Teil den Liedern Charles Wesleys zu verdanken hat. Als einer der ersten Methodisten sah er im Gotteslob eine besondere Glaubenskraft.

Einschränkungen kreativ überwinden

Vielerorts wissen die Chöre in den Gemeinden nicht wie es nach der Pandemie weitergehen soll. Der Konferenzchor »Chornblume« der Ostdeutschen Konferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) hat sich damit nicht abgefunden. Obwohl an Gottesdienste und Konzerte in den Gemeinden in dieser Zeit nicht zu denken ist, hat sich der Chor zur Aufgabe gemacht, das Singen auch in dieser schwierigen Zeit zu fördern. Daraus entstand im vergangenen Jahr während der ersten Phase großer gesellschaftlicher Einschränkungen die Idee, als Chor eine Audio-CD mit Liedern aus dem EmK-Gesangbuch einzuspielen.

Das Gesangbuch neben der Bibel – eine gute Tradition

Die Entscheidung, Lieder aus dem Gesangbuch aufzunehmen, war eine bewusste Wahl. »Wenn wir schon auf Gottesdienste mit Chor- und Gemeindegesang verzichten müssen, so ist das Gesangbuch unserer Kirche eine Schatzkiste und birgt viele kleine und große musikalische Kostbarkeiten«, beschreibt der geistliche Leiter, Christian Scheller aus Chemnitz, die Bedeutung dieses Reichtums. Dabei erhoffe sich der Chor, dass die Lieder wie eine Brücke zu Glaubenserfahrungen wirken und einen Weg für neue geistliche Impulse für die Zukunft eröffnen. Der Chor nimmt auf diese Weise auch eine fast vergessene Tradition methodistischen Glaubenslebens auf: Das Gesangbuch liegt als ein lebendiges Zeugnis neben der Bibel, und das Singen hält den Glauben lebendig.

Großer Chorklang aus vielen einzelnen Teilen

Annekathrin Buchold, die Chorleiterin aus Leipzig, schildert, wie für die Aufnahme einige Hürden genommen werden mussten: »Die Pandemie stellte uns immer wieder die Frage, was wichtig, was möglich und was notwendig ist.« Selbst der Hang zu einem perfekten Klangbild sei dadurch hinterfragt worden.

Mit viel Engagement und moderner Technik trafen sich sieben der rund dreißig Chormitglieder in der Leipziger Kreuzkirche, um unter strenger Einhaltung der Abstandsregeln mehrere Lieder als Basiseinspielung aufzunehmen. Diese digitalen Vorlagen erhielten alle Chormitglieder zugeschickt. Zuhause nahmen sie ihre eigene Stimme und teilweise auch verschiedene Instrumente am Computer auf. Ende September traf sich erneut ein kleiner Teil des Chores in der Christuskirche Zwickau-Planitz, um weitere Stücke einzusingen. Zum Schluss wurden alle Tonspuren digital zusammengefügt, so dass sich daraus der große Chorklang ergibt.

Einladung zum Mitsingen

»Mir fehlt der Choralgesang mit der Gemeinde, das mehrstimmige Singen, ein Singen, in das ich mich fallen lassen kann, in dem ich aufgehoben bin«, sagt Buchhold auf die Frage, was ihr in der Pandemie fehle. »Ich vermisse die Choräle mehr als die Vortragsstücke vor der Gemeinde.« Der Chor sei glücklich, dass sich das Projekt umsetzen ließ und diese Lieder nun am Osterfest zum Mitsingen einladen. »Schließlich ist das Singen ein Ausdruck unserer Gefühle, Gedanken, Gebete und unserer Gemeinschaft.«

Der Autor
Stephan Ringeis ist Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit und Rundfunkarbeit der Evangelisch-methodistischen Kirche für die Ostdeutsche Konferenz. Außerdem begleitet er Gemeinden als Pastor im Interimsdienst. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit.ojk(at)emk.de.

Zur Information
Im Jahr 1996 wurde ein »Jugendchor der Ostdeutschen Jährlichen Konferenz« von ehemaligen Sängerinnen und Sängern des Kinderchors »Die Schmetterlinge« gegründet. Schmetterlinge lassen sich gern auf Kornblumen nieder. Auf diesen Gedanken geht der Name des Chores zurück. Inzwischen ist aus dem Jugendchor der Konferenzchor »Chornblume« geworden. Ihm gehören rund dreißig Sängerinnen und Sänger an. Der Chor ist Mitglied des Christlichen Sängerbunds.
www.chornblume.de

»Mein Mund besinge tausendfach« ist der Titel der jetzt vom Chor veröffentlichten CD. Preis: 6,99 Euro.
Bestellung: www.verlag-singende-gemeinde.de/cds/cd-mein-mund-besinge-tausendfach.html