Bischofsrat: Kirche an historischer Wegmarke
Der Bischofsrat der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) tagte vom 3. bis 8. November in St. Simon‘s Island im US-Bundesstaat Georgia. Bei der Ratstagung wurde die Zukunft der weltweiten Evangelisch-methodistischen Kirche beraten sowie um die Weiterarbeit am Thema Rassismus in Gesellschaft und Kirche. Da der Bischofsrat während der US-Präsidentenwahl stattfand, veröffentlichte der Bischofsrat einen Hirtenbrief zu den Wahlen.
Die Liebe Gottes vermitteln
»Wir befinden uns an einer kritischen historischen Wegmarke, die künftige Generationen eingehend untersuchen werden«, schreiben die Bischöfe in ihrem Hirtenbrief nach den Wahlen in den Vereinigten Staaten. »Inmitten der Veränderungen und Verunsicherungen, die sich aus der jüngsten US-Wahl ergeben«, erinnern sie daran, »dass wir getragen sind von der beständigen Kraft der Liebe Gottes und von der Berufung, diese Liebe in der Welt zu vermitteln«.
Im Blick auf die Unsicherheit der kommenden Zeit weisen die Bischöfe auf die Lehren aus der Geschichte hin. Die Vergangenheit habe gezeigt, »wie gefährlich Sprachlosigkeit ist, wenn die Menschenrechte bedroht sind«. Deshalb ruft der Bischofsrat »alle, die zur Evangelisch-methodistischen Kirche gehören, dazu auf, ihren Glauben zu praktizieren, ihre Stimme für Gerechtigkeit und Frieden zu erheben, dafür einzutreten und dafür zu beten«.
Kirche durch Rassismus herausgefordert
Zuvor setzte sich der Bischofsrat während der Tagung mit dem Thema Rassismus auseinander. Eingeladen war Emmanuel Katongole, im Rahmen der Entwicklung einer Anti-Rassismus-Arbeit zu sprechen. Katongole ist katholischer Priester und lehrt in den Vereinigten Staaten als Professor über Weltreligionen und Weltkirche an der Universität von Notre Dame in der Nähe von South Bend, Bundesstaat Indiana.
Der aus Uganda stammende Katongole ist Sohn ruandischer Einwanderer. Ein Elternteil ist Hutu, der andere Tutsi. Er erzählte wie der Völkermord in Ruanda 1994, bei dem Hutu-Milizen über eine halbe Million Tutsi ermordeten, zwei Tage nach Ostersonntag begann. »Viele der beteiligten Christen hatten nicht nur an den beiden Gottesdiensten der Karwoche teilgenommen, sondern auch an der Osterfeier«, erzählte Katongole. »Sie sangen Halleluja-Lieder und feierten, dass wir alle im Wasser der Taufe wiedergeboren sind.« Am Dienstag danach habe das Morden begonnen. Ein Kirchenbesuch am Sonntag halte Christen offensichtlich nicht davon ab, kurze Zeit später Gräueltaten zu begehen.
Anhand biblischer Beispiele zeigte Katongole den Bischöfen alternative Modelle menschlichen Miteinanders auf. Dabei beschrieb er die Rolle, die die Kirche für ein friedliches Miteinander von Gruppen unterschiedlicher ethnischer Herkunft übernehmen kann.
Die Zukunft der Kirche gestalten
An ihrem Treffen beschäftigten sich die Bischöfe auch mit Fragen, wie nach den Beschlüssen der Generalkonferenz, des höchsten Kirchenparlaments der weltweiten Evangelisch-methodistischen Kirche, die Zukunft der Kirche gestaltet werden kann. In ihrer Eröffnungsansprache ermutigte die Präsidentin des Bischofsrats, Bischöfin Tracy S. Malone, das Neue zu sehen, das Gott in der EmK wirke. »Die Evangelisch-methodistische Kirche entwickelt sich zu einer weltweiten Kirche der Vielfalt, die theologische Unterschiede und Vielfalt willkommen heißt und diese reiche Vielfalt als Gottes Geschenk betrachtet.«
Weiterführende Links
Hirtenbrief des Bischofsrats (Englisch) (PDF)
Hirtenbrief des Bischofsrats (Deutsch) (PDF)
Die Autoren
Sigmar Friedrich ist Redakteur der Kirchenzeitung »Kirche und Welt« der Evangelisch-methodistischen Kirche in der Schweiz. Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland. Kontakt über: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de.
Zur Information
Der Bischofsrat der Evangelisch-methodistischen Kirche
Der Bischofsrat der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) beaufsichtigt und fördert die Arbeit der auf vier Kontinenten wirkenden Kirche. In der Regel trifft sich der Bischofsrat zweimal im Jahr. Außerdem sorgt er für die Durchführung der von der Generalkonferenz gefassten Beschlüsse. Zum Bischofsrat gehören alle aktiven und im Ruhestand befindlichen Bischöfe und Bischöfinnen der EmK.
Eine Person aus dem Bischofsrat wird für zwei Jahre ins Amt des Präsidenten gewählt. Mit dieser Funktion ist keine zusätzliche Autorität über die anderen Mitglieder des Rates verbunden. Dem Präsidium des Bischofsrats gehören neben dem Präsidenten auch der designierte Präsident, der Schriftführer, der Exekutivsekretär, die Beauftragten für Ökumene und der Präsident der letzten Amtszeit an. Als Exekutivsekretär dient für eine vierjährige Amtszeit ein pensionierter Bischof. Das Büro des Bischofsrats befindet sich in einem EmK-Gebäude ganz in der Nähe des Kapitols und des Obersten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten in Washington DC.
https://www.unitedmethodistbishops.org