Ostdeutsche Jährliche Konferenz Von Stephan Ringeis  | 

Der Glaube wohnt in dir

Im Chorraum einer älteren Kirche steht ein lächelnder Mann mit Kollarhemd, dunklem Jackett und Bischofsstola hinter einem Pult und weist mit ausladender Geste auf zwei junge Frauen hin, die etwa drei Meter entfernt stehen.
Bischof Werner Philipp (von links) stellt Christiane Mehlhorn (Dresden) und Diana Wolff (Sehmatal), die an diesem Tag ordiniert werden, der Konferenzgemeinde vor.
Bildnachweis: Kai Süß
Am Sonntag endete die Ostdeutsche Jährliche Konferenz. Höhepunkt des Konferenzsonntags war der Ordinationsgottesdienst.
5 Minuten

»eingemischt & aufgetafelt« hieß das Thema der Tagung der Ostdeutschen Jährlichen Konferenz (OJK) vom 23. bis 25. Mai 2025. Werner Philipp, Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) für Deutschland, betonte in seiner Predigt am Sonntag: »Der Glaube wohnt in dir, er ist in mir und in dir zuhause.« Mit dieser Kraft gelte es, sich einzumischen in die Herausforderungen der Gegenwart. Bereits am Samstag hatte die Konferenz ihre Geschäftssitzung beendet und ließ sich am Sonntag mit mehr als 1 000 Besuchern aus den Gemeinden »auftafeln.«

»Was für ein Tag!« Mit diesen Worten begann Bischof Werner Philipp seine Predigt im Ordinationsgottesdienst der Ostdeutschen Jährlichen Konferenz in der Cranzahler Himmelfahrtskirche. Die Ordinandinnen Christiane Mehlhorn (Dresden) und Diana Wolff (Cranzahl/Erzgebirge) waren bereits vergangenen Freitag zur Ordination vorgeschlagen worden. Für die Predigt dieses besonderen Gottesdienstes hatte Bischof Philipp Worte des Paulus ausgewählt, die dieser einst an Timotheus richtete (2. Timotheusbrief Kapitel 1, Verse 1-14).

Der Glaube hat sich niedergelassen

Der Gruß des Paulus sei wie gemacht für diesen Tag, an dem sich zwei Menschen den Herausforderungen und Unwägbarkeiten des Dienstes für die Kirche stellen. Für diesen Weg seien sie gut gerüstet. Denn der Glaube wohne in den Menschen, die Jesus Christus vertrauen. »Der Glaube hat sich niedergelassen, er hat eine Wohnung gefunden, ist nicht nur zu Gast, sondern zu Hause.« Paulus sage damit: »Dein Glaube ist kein aufgesetztes Kleidungsstück, kein Theoriekonstrukt. Er ist echt. Er ist verwurzelt. Und er ist gewachsen – durch andere, durch eine lebendige Tradition, durch Beziehung zu Menschen, die Jesus Christus bezeugt haben, durch Gottes Geist.« Der Glaube sei nicht auf der Durchreise oder hätte nur vorbeigeschaut, nein. Er sei eingezogen und habe Wohnung genommen.

Das Feuer schüren

Das bringe Halt, Freude und Perspektive für den Dienst als »Älteste« (Ordinierte Pastoren), aber grundsätzlich für jeden Christ.  Diesen Halt und diese Freude gelte es mit anderen zu teilen. »Ihr dürft andere einladen, diesen Glauben zu entdecken«, ermutigte der Bischof. Dabei griff der Bischof das Bild des »Feuers« auf. Das Feuer des Glaubens müsse immer neu entfacht (1. Timotheusbrief Kapitel 1, Vers 6) und immer wieder neu geschürt werden. Dabei ginge es nicht »um ein künstliches Aufdrehen, sondern um ein Bewusstwerden: Da ist etwas in dir, das will brennen und will weitergegeben werden.« Dazu wüsste Paulus: »Der Glaube braucht Worte. Aber keine toten Buchstaben oder Schablonen.« Denn der Heilige Geist wohne nicht im Regelwerk, sondern im Herzen. Er lebe nicht in Formeln, sondern in der Kraft der Liebe.

Glaube steht nicht abseits, er mischt sich ein

Abschließend erinnerte Bischof Philipp an das Konferenzthema »eingemischt & aufgetafelt«. Paulus beschreibe einen Glauben, »der nicht abseitssteht. Einen Glauben, der sich einmischt – ins Leben, in Fragen, in Beziehungen. Wie der Sauerteig im Teig, von dem Jesus spricht: der durchwirkt, verwandelt und nährt.« Direkt an die zu Ordinierenden Christiane Mehlhorn und Diana Wolff gerichtet sagte Philipp: »Ihr werdet euch einmischen – durch euren Dienst, eure Entscheidungen, eure Gegenwart. Und ihr werdet auftafeln: Worte des Lebens, Zeichen der Hoffnung, Brot und Kelch. Nicht immer groß, nicht immer spektakulär – aber echt und sättigend.« Genau das würde die Festgemeinde heute feiern: »Ihr seid berufen, gesandt, gesegnet. Was für ein Tag!«

Neue Ordinationsliturgie

Mit dieser Ordination wurde der Konferenzgemeinde eine neue Liturgie vorgestellt. Mittels Text auf einer Leinwand wurde die Gemeinde an der Ordination und am Segen aktiv beteiligt. Mit dem vollmundigen Gesang »Ich bin hier, Herr. Meinst du mich, Herr? Ich will gehen, Herr. Führe du mich! Leg dein Volk in mein Herz« (EmK-Gesangbuch Nummer 552) bekräftigte die Gemeinde das Geschehen und schloss sich der Sendung der zu Ordinierenden an.

Verbindende Begegnungen auf dem E-Bike

Gleich zu Beginn hatte Pfarrerin Maxi Gütter von der gastgebenden evangelisch-lutherischen Gemeinde die Festgemeinde gegrüßt. Sie erzählte davon, dass sie die beiden methodistischen Pastorenkollegen Diana Wolff und Sebastian Mann regelmäßig am Sonntag auf der Schnellstraße, die das Sehmatal verbindet, treffe. Ob mit Auto oder E-Bike seien sie alle drei von Gottesdienst zu Gottesdienst unterwegs. Das sei ein Bild, wie sie als Ordinierte und auch Kirchen miteinander verbunden wären. Sie überreichte Christiane Mehlhorn und Diana Wolff ein Büchlein mit dem Titel »Im Zweifel Gott«. Zweifel gäbe es im Dienst immer wieder, dann sei es wichtig, daran erinnert zu werden, dass Gott selbst den eigenen Dienst trage.

Erinnerung stärkt die Hoffnung

»Du sollst als methodistischer Pastor zu dreierlei immer bereit sein: zu predigen, versetzt zu werden und zu sterben« sagte etwas augenzwinkernd Pastor Dr. Karl Zehrer (92) bei seinem Rückblick auf 75 Jahre Dienst für die Evangelisch-methodistische Kirche anlässlich seiner Ehrung. »Der Weg mit der Kirche Jesu Christi an den unterschiedlichen Stationen seines Dienstes, hat mein Leben reich gemacht.« sagte Zehrer und der 1933 Geborene erinnerte daran, wie seine Entwicklung auch von Ereignissen des Zweiten Weltkriegs und der Zeit danach bestimmt wurde. Weitere Jubilare waren Helmuth Halfter (70 Dienstjahre), Wolfgang Ruhnow (60 Dienstjahre) und Friedemann Trommer (40 Dienstjahre). Erinnert wurde an die verstorbenen Pastoren Gerhard Weigelt (1933 -2024), Johannes König (1935-2024) und Horst Martin (1928-2025).

Die Konferenzgemeinde gedachte im Rahmen der Veranstaltung »gedenken – danken – begrüßen« auch der Standorte Scheibenberg, Weißbach, Zschopau (alles Erzgebirge) und Remptendorf (Thüringen). Auch an die Schließung der Begegnungs- und Bildungsstätte Schwarzenshof wurde erinnert. »Loslassen ist schmerzhaft. An unterschiedlichen Orten in der Konferenz. Aber wenn etwas endet, kann auch Neues entstehen. Mit dieser Hoffnung gehen wir weiter«, betonte Superintendent Mitja Fritsch.

Neu im Dienst begrüßt wurden in diesem Rahmen die beiden Ordinandinnen Diana Wolff und Christiane Mehlhorn sowie Felix Süß (noch Theologische Hochschule Reutlingen) als Pastor auf Probe. Vor der festlichen Erinnerung und Ehrung wurde von der Gemeinde Annaberg-Buchholz unter Abendsonne kräftig zum Abendessen aufgetafelt. Seinen Abschluss fand der Abend mit der Feier des Heiligen Abendmahls.

»Leuchtturm Zeitz« wird zu Projekt der Konferenz

Am Samstag hatte die Konferenz noch umfangreiche Geschäfte zu erledigen. Das Projekt »Leuchtturm« in Zeitz wurde in die Projektliste der Konferenz aufgenommen. Die OJK finanziert eine Personalstelle im Umfang von 0,5 Vollzeitstellen für die Leuchtturmarbeit über einen Zeitraum von zunächst 4 Jahren. Die Leuchtturmarbeit existiert seit 19 Jahren. Die Arbeit wendet sich an Menschen am Rande. Die Stadt Zeitz weise an vielen Stellen einen Bedarf aus, auf den das sozial-diakonische Projekt der EmK-Gemeinde eine beeindruckende Antwort unserer Kirche darstelle. Soziales Engagement werde mit dem Zeugnis des Evangeliums glaubwürdig verbunden, hieß es in der Begründung.

Strukturwandel für einen wirkungsvolleren Dienst

Inzwischen ist der Begriff »Kooperationsräume« den Gemeinden im Gebiet der OJK geläufig. Im vergangenen Jahr wurden erstmals Kooperationsräume benannt. In diesem Jahr sind weitere hinzugekommen. In Kooperationsräumen sind Gemeinden bzw. Bezirke und alle, die eine Dienstzuweisung für diesen Raum erhalten, gemeinsam unterwegs. Vor Ort soll dadurch die gemeinsame Kirche besser erlebbar werden und zugleich der Dienst angesichts durchlässiger Bezirksgrenzen gestärkt werden. Die Ostdeutsche Jährliche Konferenz stehe vor großen Herausforderungen. In den Diskussionen wurde dabei auch ein gewisser Zeitdruck deutlich. Deshalb soll noch in diesem Herbst den Gemeinden eine Information zur Verfügung gestellt werden, die zukünftige Rahmenbedingungen des Dienstes beschreibt. Für die »Koordination und Begleitung kirchlicher Struktur- und Entwicklungsprozesse« wurde im Rahmen der Dienstzuweisungen des Bischofs eine neue Stelle geschaffen. Pastor Christhard Rüdiger (Chemnitz) wird in enger Zusammenarbeit mit den Superintendenten die Regionen auf ihrem Weg begleiten.

 

Weiterführende Links

Internetangebot zur Tagung

 

Der Autor

Stephan Ringeis ist Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit und Rundfunkarbeit der Evangelisch-methodistischen Kirche für die Ostdeutsche Konferenz. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit.ojk(at)emk.de

Zur Information

Die Ostdeutsche Jährliche Konferenz ist ein Kirchenparlament der Evangelisch-methodistischen Kirche. Ihr Gebiet umfasst die Bundesländer Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt und gliedert sich in die Distrikte Zwickau und Dresden. Das Parlament hat rund 160 Mitglieder. Es ist zuständig für rund 110 Gemeinden in 45 Bezirken mit rund 10.300 Kirchengliedern und Kirchenangehörigen (Stand: 31.12.2024).