Vulkanausbruch auf Tonga Von Klaus Ulrich Ruof (par)  | 

»Die Menschen sind traumatisiert«

Blick aus einem Aufklärungsflugzeug der neuseeländischen Luftwaffe bei der Beurteilung der Schäden nach dem Vulkanausbruch auf Tonga.
Blick aus einem Aufklärungsflugzeug der neuseeländischen Luftwaffe bei der Beurteilung der Schäden nach dem Vulkanausbruch auf Tonga.
Bildnachweis: NZ Defence Force
In dem von einem Vulkanausbruch heimgesuchten Inselstaat Tonga gibt es auch eine methodistische Kirche. Die Informationen sind spärlich. Hilfe ist nötig.
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Zwei Wochen ist es her, dass am 14. und 15. Januar auf Tonga im Südpazifik der Vulkan Hunga Tonga-Hunga Haʻapai ausbrach. Zunächst gab es nur spärliche Informationen aus dem Inselstaat, der aus rund 170 Inseln besteht. Von den rund 100.000 Menschen, die im Königreich Tonga leben, gehören rund ein Drittel der dortigen Freien Wesleyanischen Kirche (Free Wesleyan Church of Tonga, FWC) an. Aus der von methodistischen Missionaren gegründeten Kirche gibt es bisher ebenfalls nur wenige Informationen. Ein jetzt im »Methodist Recorder«, der methodistischen Wochenzeitung in England, erschienener Artikel vermittelt erste Eindrücke.

Äußerst ernste Situation

Die große Sorge, dass weite Teile des tiefliegenden Inselarchipels durch die vulkanischen Aktivitäten mit anschließendem Tsunami zerstört seien, habe sich mittlerweile nicht bestätigt, heißt es im Methodist Recorder. Die Zahl der Todesopfer sei weitaus geringer als zunächst angenommen. In den letzten Informationen der Regierung von Tonga war von drei Todesopfern und fünfzehn Verletzten die Rede. Zu den offensichtlichen Schäden kämen jedoch emotionale Folgen, mit denen die Menschen nach der Katastrophe umgehen müssten.

Ein sieben Jahre auf Tonga im Missionsdienst tätiger Pastor der Methodistischen Kirche in Großbritannien beschreibt die Lage auf Tonga als »eine äußerst ernste Situation, die uns die Zerbrechlichkeit unseres Planeten vor Augen führt«. Zusammen mit seiner Frau ist der jetzt als Superintendent des Kirchenbezirks Oldham im Nordwesten Englands wirkende Adrian Burdon in Gedanken bei den vielen Freunden, die er und seine Frau auf den Inseln haben.

Es seien große Herausforderungen zu bewältigen. Von der Hauptinsel Tongatapu berichtet Burdon, »dass sie nicht nur von der Flutwelle überschwemmt wurde, sondern auch mit der Asche des Vulkanausbruchs bedeckt ist«. Außerdem seien Telekommunikation und Stromversorgung unterbrochen. »Es wird sicherlich Probleme mit dem Trinkwasser geben, da dieses wahrscheinlich verunreinigt wurde«, sagt der Superintendent. »In einem Land, in dem viele Menschen ihre eigenen Lebensmittel anbauen, werden die Ernten vernichtet und die Menschen in Not geraten«, beschreibt Burdon die Folgen dieser Katastrophe.

Viele rannten um ihr Leben

Die Leiterin der in London befindlichen Tonganischen Gemeinschaft, Pastorin Singa Vunipola, stammt selbst aus Tonga. Sie stehe mit ihren dort lebenden Familienangehörigen und der dortigen methodistischen Kirche in Kontakt. Die Lage habe sich zwar beruhigt, aber die Menge der Asche, die beim Ausbruch des Vulkans ausgestoßen worden ist, sei enorm. »Die Menschen sind traumatisiert«, sagte sie. Viele hätten nicht fassen können, dass und wie sie dem Tsunami entkommen waren.

Aufgrund schneller Warnungen hätten viele aus den am stärksten gefährdeten Gebieten Zuflucht auf nur wenig höhergelegenem Gelände gefunden. »Manche sind auf Bäume geklettert, um der herannahenden Flutwelle zu entkommen, und viele rannten um ihr Leben.« Vunipola befürchtet, dass die Folgen der Katastrophe für alle Betroffenen entmutigend sein werden. »Aber«, sagt sie, »die Tonganer sind widerstandsfähig in ihrem Herzen, und sie haben einen starken Glauben, der sie verbindet und zusammenhalten lässt«. Es werde allerdings dauern, bis sich die Menschen emotional erholt haben werden, glaubt sie.

Aufforderungen zum Gebet und zur Hilfe

Die Präsidentin und die Vizepräsidentin der Methodistischen Kirche in Großbritannien, Pastorin Sonia Hicks und Barbara Easton, brachten ihre Besorgnis über die durch den Vulkanausbruch und den nachfolgenden Tsunami verursachte Situation in Tonga zum Ausdruck und forderten dazu auf, »für alle Betroffenen zu beten«.

Auch Minerva G. Carcaño, die in den Vereinigten Staaten von Amerika für die Jährliche Konferenz Kalifornien und Nevada der Evangelisch-methodistischen Kirche zuständige Bischöfin, fordert zum Gebet auf. Das sei nötig, um »die Menschen auf Tonga in der auf sie zukommenden Zeit zu unterstützen«.

Der Weltrat methodistischer Kirchen, zu dem auch die FWC gehört, veröffentlichte eine Erklärung. Darin bringt dessen Generalsekretär, Bischof Ivan Abrahams, seinen Dank zum Ausdruck, »dass die Vereinten Nationen seit dem Ausbruch des Vulkans die Regierung von Tonga bei ihren Aktivitäten unterstützt haben«. Besonders der für Tonga zuständige Verbindungsbeamte der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Yutaro Setoya, habe laut Abrahams dabei eine entscheidende Rolle für die Kommunikation zwischen den UN-Organisationen und der Regierung von Tonga gespielt. Zusammen mit den Verantwortlichen des Ökumenischen Rates der Kirchen versichert Abrahams den Menschen auf Tonga, »dass unsere Solidarität und unsere Gebete anhalten werden, die Folgen des Tsunamis zu bewältigen«.

Frank Aichele, der Missionssekretär und Leiter des Missionswerks für den deutschen Teil der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK), ist ebenfalls erschüttert von den Zerstörungen auf Tonga. Er erklärt, dass die in Wuppertal ansässige Einrichtung Kontakte zu den englischen Methodisten und deren Missionswerk hat. »Wenn Menschen für die Schwesterkirche und die vielen Betroffenen auf Tonga Spenden geben wollen, leiten wir diese an das britische Missionsbüro weiter«, erklärt Aichele. »Dort wird die eingehende Unterstützung an die Methodisten auf Tonga organisiert und zielgerichtet eingesetzt.«

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Zur Information

Tonga hat rund 107.000 Einwohner. Die Freie Wesleyanische Kirche von Tonga (Free Wesleyan Church of Tonga, FWC) ist die größte Kirche des Landes. Ihr gehören rund 35 Prozent der Bevölkerung an. Mit der »Free Church« (Freien Kirche) existiert noch eine kleinere methodistische Kirche in Tonga.

Die – erfolglosen – ersten Missionsversuche gingen von 1797 bis 1822 von der Londoner Missionsgesellschaft aus, die Methodisten nach Tonga sandte. Wenig später begannen Missionare der Wesleyanischen Methodisten in Großbritannien eine erfolgreiche Missionsarbeit in Tonga, assistiert von zwei Missionaren aus Tahiti. 1827 gab Taufa'ahau aufgrund methodistischer Missionsarbeit seine einheimische Religion auf und baute eine Kapelle für den christlichen Gottesdienst. Er ließ sich später taufen, wurde König George Tupou I. und methodistischer Laienprediger. Seine Bekehrung und Taufe nahmen viele Leute seines Volkes zum Vorbild. Auf Vorschlag des Premierministers gründete König George Tupou I. 1885 aus politischen Gründen die »Free Church« (Freie Kirche). Sie ist auch methodistisch, war aber unabhängig von den Wesleyanischen Methodisten in Australasien und Großbritannien. Vier methodistische Kirchen, darunter die Wesleyanischen Methodisten, schlossen sich 1902 in Australien, Neuseeland und dem angrenzenden Raum Ozeaniens zusammen und bildeten die Methodistische Kirche von Australasien. Sie war unabhängig von den vier Mutterkirchen in Großbritannien. Königin Salote Tupou III. vereinigte 1924 in Tonga etwa zwei Drittel der Free Church mit der Methodistischen Kirche in Australasien. Als 1977 die Unierte Kirche in Australien (Uniting Church in Australia) mit Methodisten und zwei anderen Kirchen gegründet wurde, wollten die Tonganer das nicht mitvollziehen. Sie wurden deshalb als Freie Wesleyanische Kirche von Tonga (FWC) unabhängig. 2001 erhielt die Verfassung der FWC den Abschnitt »Basic Beliefs of the Church« (Grundlegende Überzeugungen der Kirche). Er ähnelt den Sozialen Grundsätzen der Evangelisch-methodistischen Kirche, ist aber kürzer gefasst. Die FWC ist Mitglied im Weltrat methodistischer Kirchen und im Ökumenischen Rat der Kirchen.

https://fwc.to (Englisch)
https://worldmethodistcouncil.org/australia-and-pacific/name/tonga-free-wesleyan-church/