Finanzen, Gewalt, Leitung – wichtige Beratungsthemen
Der zweite Tag der vom 6. bis 9. Juni im sächsischen Aue tagenden Ostdeutschen Jährlichen Konferenz war ausschließlich Konferenzsitzungen vorbehalten. Schwerpunkte waren die Themen Finanzen, Leitung und Gewaltprävention.
Umgang mit Missbrauch und Gewalt als »wichtiges Thema« in der Kirche
Am Freitagvormittag beschäftigten sich die Konferenzmitglieder ausführlich mit dem Thema Gewaltprävention. Mariana Otto, Gemeindepädagogin in Leipzig, Jonas Will, Gemeindepädagoge im Kinder- und Jugendwerk Ost, und David Melle, Gemeindepädagoge in Lößnitz, stellten das Thema vor. Ziel war eine umfassende Sensibilisierung für Missbrauch im kirchlichen Umfeld und verschiedene Formen von Gewalt im Umgang mit anvertrauten Menschen in der Gemeindearbeit. Außerdem wurden Wege aufgezeigt, in welcher Weise Beratung und Unterstützung in Anspruch genommen werden kann oder wie Verdachtsfälle gemeldet werden können.
Im Zusammenhang mit der Information baten die drei im Namen des Kinder- und Jugendwerks der Ostdeutschen Konferenz »um Entschuldigung, für das, was vormals passiert ist und wo es nur unzureichende Aufarbeitung gab« und sicherten zu, »unseren Teil dazu beitragen, Geschehenes aufzuarbeiten und entsprechende Präventionsarbeit zu leisten«.
Leitung und Leiterschaft als Instrument kirchlicher Mission
Die bei der Ostdeutschen Jährlichen Konferenz 2021 eingesetzte Arbeitsgruppe stellte während der Vormittagssitzung ihre Ergebnisse zu »Leitung und Leiterschaft« vor. Weil Leitung und Leiterschaft »als ein Instrument der Mission der Kirche« gilt, war der Arbeitsauftrag erfolgt. Ein wiederkehrendes Spannungsfeld, so eines der Ergebnisse, sei das Gegenüber von Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen. Im Verhältnis und im Miteinander dieser beiden Gruppen liege »der Schlüssel für den gemeinsamen Weg«. Besondere Bedeutung komme dabei der Kommunikation zwischen Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen in der Gemeinde und der Kirche zu.
Pastorin Kathrin Posdzich und Steffen Landrock wiesen bei der Information über die Ergebnisse der Arbeitsgruppe darauf hin, dass sich das Bild der Pastorinnen und Pastoren sowie weiterer hauptamtlicher Mitarbeiter im Gemeindedienst gewandelt habe. Das gelte auch für die Mitwirkung Ehrenamtlicher. Deshalb müssten die verschiedenen Herausforderungen im Leben der Gemeinden identifiziert werden. So könnten Potentiale entdeckt werden und Unterstützungsbedarf identifiziert werden. Nur so könnten die wichtigen Kompetenzen hinsichtlich Leitung und Leiterschaft entwickelt werden.
Die Vorstellung der Ergebnisse förderte auch widersprüchliche Entdeckungen zutage. So gebe es die Situation, dass Menschen Verantwortung abgeben wollten, während gleichzeitig Menschen gesucht würden, die Verantwortung übernehmen sollen. Zu lösen seien solche Widersprüche beispielsweise durch die zeitliche Begrenzung der Mitarbeit in verantwortlichen Funktionen. Damit könne Überlastung vermieden werden, während es durch neue Personen in der Mitverantwortung leichter sei, flexibel und kreativ neue Prozesse in Gang zu setzen. Das Thema wird die Konferenz bei den anstehenden Veränderungen in der kirchlichen Arbeit noch weiter beschäftigen.
Kirchlicher Haushalt und der »biblische Zehnte«
Die Beschäftigung mit den Konferenzfinanzen basierte auf differenzierten Ausführungen durch den Konferenzschatzmeister Jörg Ringeis. Die Leitfrage war, wie in Zeiten knapper werdender Kassen der kirchliche Haushalt in den kommenden Jahren ausgeglichen gestaltet werden könne. In einer ausführlichen Diskussion wurde das biblische Prinzip des »Zehnten« beraten. Die Konferenzmitglieder beschlossen, »sich das biblische Prinzip des ›Zehnten‹« zu eigen zu machen und »nach diesem biblischen Prinzip zu leben und mit Gott zu ›rechnen‹«. Um dieses Thema in der Konferenz und für die Gemeinden voranzubringen, werden Gremien Inhalte und Vorlagen erarbeiten.
Die Beratungen über die finanzielle Situation der Ostdeutschen Jährlichen Konferenz zeigten deutlich, dass die Finanzen in den kommenden Jahren weiterhin ein zentrales Thema sein werden. Dazu beschlossen die Konferenzmitglieder nahezu einstimmig, dass »eine klare Perspektive, wie wir als Kirche mit knappen Ressourcen arbeiten wollen« zu entwickeln ist. Dazu müssten Finanzen, Immobilien, Struktur und Personal umfassend in den Blick genommen werden. Das Thema dürfe dabei allerdings nicht nur unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet werden. Es sei auch eine theologische Auseinandersetzung nötig. Die beiden Superintendenten der Konferenz wurden beauftragt, diesen Prozess zu starten. Bei der Konferenztagung im nächsten Jahr sollen Ergebnisse vorgelegt werden, wie der Prozess gestaltet werden kann.
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Die Autoren
Stephan Ringeis ist Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit und Rundfunkarbeit der Evangelisch-methodistischen Kirche für die Ostdeutsche Konferenz. Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de.
Zur Information
Die Ostdeutsche Jährliche Konferenz ist ein Kirchenparlament der Evangelisch-methodistischen Kirche. Ihr Gebiet umfasst die Bundesländer Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt und gliedert sich in die Distrikte Zwickau und Dresden. Das Parlament hat rund 160 Mitglieder. Es ist zuständig für rund 110 Gemeinden in 45 Bezirken mit rund 10.700 Kirchengliedern und Kirchenangehörigen (Stand: 31.12.2023).