Gebetszeit – Premiumzeit
Eine fünfzehnminütige, knallbunte Präsentation mit munterer Musik läuft am Samstagmorgen im Sitzungssaal der Konferenz über den Bildschirm. Gezeigt werden in flotter Abfolge Bilder aus über sechzig Gemeinden in Norddeutschland. Neben den Bildern von Kirchengebäuden und Gruppenfotos poppen Gebetsanliegen auf. Jede Gemeinde der Norddeutschen Jährlichen Konferenz (NJK) war eingeladen worden, ihre dringendste Herausforderung in einem Satz als Gebetsanliegen zu formulieren. »Wir sind eine kleine und älter gewordene Gemeinde und sehnen uns nach neuem Schwung!« – so ist häufig zu lesen. Viele klagen, wie schwer es nach der Corona-Zeit fällt, als Gemeinde wieder zusammenzufinden.
Pastorin Maren Herrendörfer und Pastor Christhard Elle leiten die Konferenzmitglieder an, in ihren Tischgruppen ins Gespräch zu kommen, um dann gemeinsam zu beten. Gründe dazu gibt es viele: Anliegen aus den Gemeinden, Sorgen um die kleiner werdende Kirche, gesellschaftliche und globale Krisen. Es gibt – frei nach Martin Luther – viel zu tun und deshalb umso mehr zu beten. »Premiumzeit« nennt Christhard Elle die Stunde von neun bis zehn Uhr – sie ist bei der NJK an zwei Sitzungstagen für eine Gebetszeit reserviert. Ein schlichtes Tischabendmahl beschließt die Gebetszeit am Freitag. Das stärkt für die Anliegen, für die zuvor gebetet wurde, für den Dienst an den Orten, in die die Hauptamtlichen und Laien nach der Konferenz zurückkehren werden.
Ursprünglich war für Donnerstag- und Freitagmorgen Pastorin Cornelia Trick eingeladen worden. Die für ihre praxisnahen, Mut machenden Auslegungen geschätzte Pastorin aus der Süddeutschen Jährlichen Konferenz (SJK) sollte und wollte zwei Bibelarbeiten halten, musste aber leider absagen. Der Grund hat viele betroffen gemacht und zur intensiven Fürbitte veranlasst: Cornelia Trick ist schwer erkrankt. Und auch von anderen schweren Erkrankungen unter den Hauptamtlichen in der SJK berichteten Bischof Harald Rückert und der Superintendent des Heidelberger Distrikts Stefan Kettner, der als Konferenzgast in Hamburg dabei war. Neben diesen Sorgen erzählten die Konferenzmitglieder einander in der Gebetszeit am Donnerstag in Tischgruppen von ihren persönlichen Anliegen und beteten füreinander. Schließlich haben sie einander die Hände aufgelegt und einander den Segen Gottes zugesprochen. Besonders dies hat gut getan.
Der Autor
Thomas Steinbacher ist Pastor in Berlin-Kreuzberg. Kontakt über: redaktion(at)emk.de.