In das Lob einstimmen, den Blick heben
Warum beginnt der erste Petrusbrief »mit einem fulminanten Gotteslob«? fragte Superintendent Gabriel Straka in seiner Predigt zur Eröffnung der Norddeutschen Jährlichen Konferenz (NJK). Der Text aus dem Neuen Testament richte sich doch »an Verängstigte, an Deprimierte, an Fremdlinge inmitten einer feindlichen Umgebung«. Müssten da nicht eher erst mal die Probleme benannt und Lösungswege gesucht werden? Der Autor des ersten Petrusbriefs sieht das anders, ist Straka überzeugt.
Raum gewinnen im Lob Gottes
Auch heute sei es sinnvoll, mit dem Lob Gottes zu beginnen, denn »so eröffnet sich ein weiter, fast endloser Raum«, wie zu Beginn des ersten Petrusbriefs: »Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten«. In diesem Lob bleibe auch Platz für all das, »was wir an Sorgen und Nöten mitbringen«, hebt der Superintendent des Berliner Distriktes hervor. »Wenn ich in dieses Lob einstimme, dann kommt die Quelle allen Lebens in den Blick und ich gewinne Anschluss an die Kraft aller Dinge.«
Diese Perspektive will Straka auch für die Tagung der NJK einnehmen. Denn in der Konferenzgemeinschaft ziehe vieles nach unten. Dazu zählt Straka die vielen Hauptamtlichen, die unter Burn-Out leiden. Die Gründe seien jeweils verschieden, aber es werde erkennbar, »wie schwierig und anstrengend unser Beruf geworden ist – und das längst nicht erst seit Corona«, erklärt Straka.
Vom Ziel des Glaubens
Was aber gibt die Kraft, die mitten im schwierigen Alltag hoffen lässt? So fragt Straka weiter. Eine Antwort findet er in dem Vers, der vom Ziel des Glaubens spricht. »Ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich der Seelen Seligkeit.« (1. Petrus 1,8-9) Diese Wendung von der »Seelen Seligkeit« sei schon fast etwas »kitschverdächtig«, räumt Straka zwar ein, aber er wolle daran festhalten, dass »wir unendlich mehr sind, als das, was zu sehen und empirisch nachzuweisen ist.« Denn Glaubende tragen in sich einen Funken Ewigkeit in sich. Sie haben »eine Ahnung von dem, wie es sein müsste und sein könnte«.
Die Norddeutsche Konferenz sieht sich einigen Herausforderungen gegenüber, erklärt Straka: »Uns fehlen neue Menschen im pastoralen Dienst. Viele unserer Gemeinden werden kleiner. An allen Ecken fehlt uns Geld.« Dazu komme noch die Zerreißprobe, wie denn Homosexualität theologisch zu deuten sei. Aber in allem sei »da jener Funke, der uns das fast Unmögliche hoffen lässt. In uns lebt diese fast schon trotzige, aber jedenfalls lebendige Hoffnung: Ja, bei den Menschen ist’s unmöglich. Aber bei Gott sind alle Dinge möglich.« (Lukas 18,27)
Im Eröffnungsgottesdienst unter der Leitung von Pastorin Christine Guse und Jed Harris gedachte die NJK auch der Verstorbenen der beiden letzten Konferenzjahre. Darunter waren die Pastoren Willi Holland, Siegfried Soberger, Kurt Böttcher und die Pastorin Esther Roch. Weiter gedachte die Konferenz den Pastorenfrauen Roswitha Wilhelm, Marianne Maneck, Christa Hawemann, Hildegard Ringeis, Dörte Ziegeler, Irmgard Mohrmann und Rosemarie Böttcher.
Impulse für schwierige Zeiten
Das Konferenzthema »lebendig hoffen« wurde noch vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Herbst 2019 für die Tagung der NJK 2020 festgelegt. Unter dem Eindruck der schwierigen Situation in der Gesamtkirche nach der außerordentlichen Generalkonferenz und der Arbeit am Runden Tisch haben die Verantwortlichen nach einem Thema gesucht, »das uns in dieser schwierigen Zeit geistliche Impulse und Orientierung gibt«, sagte die Hamburger Superintendentin Irene Kraft im Vorfeld der Konferenz. Auch unter den veränderten Vorzeichen bleibe es für 2021 aktuell und stimmig, sagt Kraft.
Bei der Tagung der Norddeutschen Jährlichen Konferenz gehe es darum, sich gegenseitig Anteil zu geben, was die Gemeinden beschäftigt. Dazu gehören die Ergebnisse des Runden Tisches und die Bildung des Gemeinschaftsbundes. Darüber hinaus sollen Arbeitsergebnisse der Planungsgruppe der Zentralkonferenz Deutschland und die Inhalte des Papiers »Leben für morgen« diskutiert werden. Für die NJK sind die Vorschläge der Arbeitsgruppe Systemwechsel ein wichtiges Thema. Hier liegt ein Vorschlag auf dem Tisch, das Finanzsystem grundlegend umzustellen. Unter anderem gehört zum Maßnahmenpaket der Vorschlag, die Stellen der Superintendenten und im Kinder- und Jugendwerk von je drei auf je zwei Stellen zu reduzieren.
Die NJK tagt in den Gemeinderäumen der evangelisch-lutherischen Christuskirche in Hamburg-Wandsbek, so dass die Konferenz alle Veranstaltungen an einem Ort konzentrieren kann. Die Konferenzmitglieder sitzen in festen Tischgruppen bis zu zehn Personen. Teilnehmen können nur Geimpfte, Genesene und Getestete. Das Hygienekonzept sieht vor, dass im Tagungsraum eine Maske getragen werden muss.
Der Autor
Michael Putzke leitet die Redaktion des Kirchenmagazins »unterwegs«. Kontakt: redaktion(at)emk.de.