Ökumenische Verbundenheit Von Klaus Ulrich Ruof  | 

»Was uns eint ist viel wichtiger«

Im Vordergrund rechts ein in Dunkelgrau gekleideter Mann mit schwarzer Kopfbedeckung, langem Vollbart, Brustkreuz und Brille. Er steht vor einem Pult und spricht in ein Mikrofon. Im Hintergrund links steht ein Mann in schwarzem Talar und bunter Stola.
»Auf einmal stellen wir fest: das, was uns gemeinsam ist, das, was uns eint, ist nicht nur viel mehr, sondern auch viel wichtiger.« – Erzpriester Radu Constantin Miron, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland, predigt zum Auftakt der Gebetswoche für die Einheit der Christen am vergangenen Sonntag im Essener Dom. Im Hintergrund: Bischof Harald Rückert (links), Evangelisch-methodistische Kirche, und Pfarrer Fritz Pahlke, Vorsitzender der ACK in Essen, Evangelische Kirche im Rheinland.
Bildnachweis: ACK Deutschland (You-Tube-Video)
Am vergangenen Sonntag verbanden sich zwei Gebetswochen. Die Allianzgebetswoche endete und leitete mit einem Pilgerweg zur Gebetswoche der ACK über.
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Die Allianzgebetswoche der Evangelischen Allianz in Deutschland (EAD) endete am vergangenen Sonntagmorgen, 19. Januar. Die Ökumenische Gebetswoche für die Einheit der Christen unter Federführung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) hatte an diesem Abend ihren Auftakt. 

Ökumenischer Aktionstag verbindet Evangelische Allianz und ACK

Zwischen den beiden Gottesdiensten in Velbert und Essen verband ein Pilgerweg die beiden Gebetswochen. Zahlreiche Christen machten sich auf diesen Weg, um ihrer Verbundenheit Ausdruck zu geben. In Essen empfing zunächst Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, die Pilgernden am Essener Bahnhof. Von dort führte der gemeinsame Weg in den Essener Dom. Am Portal wurden die Pilger und Gottesdienstbesucher von Franz Overbeck, dem für das römisch-katholische Bistum Essen zuständigen Bischof, begrüßt. 

Tradition der verbundenen Gebetswochen wird fortgesetzt

Im Zentrum des ökumenischen Gottesdienstes standen die Glaubensaussagen des Ersten Ökumenischen Konzils von Nizäa aus dem Jahr 325 und dessen Bedeutung für die ökumenische Weltgemeinschaft der Christen. Außerdem empfing Radu Constantin Miron, Erzpriester der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland und Vorsitzender der ACK, bereits zum fünften Mal den Vorsitzenden der Evangelischen Allianz in Deutschland, Reinhardt Schink. Von ihm empfing er auch den Staffelstab in Form einer Kreuz-Fisch-Skulptur, der die beiden Gebetswochen seit 2021 symbolisch miteinander verbindet.

Trotz sich ändernder Traditionen den Mittelpunkt des Glaubens nicht vergessen

»Wir sind zunächst der Meinung, alles tun zu müssen, um uns besser voneinander abzutrennen, um unsere eigene Einzigartigkeit und Rechtgläubigkeit festzustellen und durchzusetzen«, sagte Miron in seiner Predigt mit Blick auf die zweitausendjährige Geschichte des Christentums. Dann lenkte er das Augenmerk auf die inzwischen erkennbare Feststellung: »Auf einmal stellen wir fest: das, was uns gemeinsam ist, das, was uns eint, ist nicht nur viel mehr, sondern auch viel wichtiger.«

Statt über das heutige entchristlichte Christentum zu lamentieren, wolle er aber eher konstatieren, wie sich das Christentum in jeder Zeit immer wieder anders präsentiert und gestaltet. Das sei zulässig mit allen Unterschieden, »solange wir den Kern, den Mittelpunkt unseres Glaubens nicht vernachlässigen oder gar vergessen«.

Miron verdeutlicht: Mahlgemeinschaft ereignet sich

Der ACK-Vorsitzende sprach auch die im ökumenischen Miteinander immer noch schwierige Frage der gemeinsamen Feier des Abendmahls an. »Wenn wir in unseren Kirchen das Herrenmahl feiern – wie immer wir es nennen – ist das ja nicht nur eine historische Reminiszenz, sondern eine Aktualisierung der besonderen Art«, sagte der orthodoxe Erzpriester. Das Verständnis des Abendmahls trage so etwas wie eine Art »spirituelles Gedächtnis« in sich. Es gebe nach wie vor unterschiedliche Verständnisweisen des im Abendmahl gefeierten Geschehens, die schwer zusammenzuführen seien. Allerdings gebe es kirchenübergreifend ein besonderes Bewusstsein dafür, »dass ›hier und heute‹ etwas geschieht und nicht nur irgendwann etwas für uns geschehen ist«, rief Miron diese den Christen innewohnende Verbindung in Erinnerung.

Tauferinnerung mit lebendigen Flammen

Im wörtlichen Sinne »strahlender« Höhepunkt des Gottesdienstes war eine Kerzenzeremonie. Dabei sprachen sich die Gottesdienstbesucher einander im Rahmen einer Tauferinnerung ein Segenswort zu und entzündeten Kerzen. Damit verwandelten sie den Essener Dom in ein Lichtermeer, um das Licht der Welt und dessen Weg zu veranschaulichen.

Die Vielfalt des christlichen Glaubens als Bereicherung erleben

Nach dem Ökumenischen Gottesdienst lud die ACK in Deutschland zu einem Empfang in die Aula des Bischöflichen Generalvikariats ein, an dem auch Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen teilnahm und einen Gruß der Stadt Essen entrichtete: »In einer Zeit zunehmender gesellschaftlicher Spaltungen setzt die Gebetswoche ein wichtiges Zeichen für Zusammenhalt und gegenseitiges Verständnis«, so Kufen. Sie ermögliche es den Teilnehmenden, »voneinander zu lernen und die Vielfalt des christlichen Glaubens als Bereicherung zu erleben«. 

 

Weiterführende Links

Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen 2025 (You-Tube-Video)

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Zur Information

Im nächsten Jahr findet die Gebetswoche der Evangelischen Allianz vom 11. bis 18. Januar statt; die Gebetswoche für die Einheit der Christen vom 18. bis 25. Januar.

Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK)
Zur Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland gehören achtzehn Kirchen. Weitere sieben Kirchen sind Gastmitglieder. Fünf ökumenische Organisationen haben Beobachterstatus. Schwerpunkte der Arbeit der 1948 gegründeten ACK sind die theologische Reflexion, das Engagement für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung sowie das gemeinsame Gebet und der Kontakt zu anderen ökumenischen Organisationen. Die ACK gestaltet dazu unter anderem den jährlichen zentralen Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen und richtet den ökumenischen Tag der Schöpfung im September aus. Auch die Vergabe des Ökumene-Preises liegt in den Händen der ACK. Ihr Vorsitzender ist derzeit Erzpriester Radu Constantin Miron von der Griechisch-Orthodoxen Metropolie in Deutschland. Die Geschäftsstelle der ACK in Deutschland, genannt »Ökumenische Centrale«, hat ihren Sitz in Frankfurt am Main.

www.oekumene-ack.de

Gebetswoche für die Einheit der Christen
Die Gebetswoche für die Einheit der Christen hat verschiedene Vorläufer, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen. Der Anglikaner und spätere Katholik Paul Wattson führte 1908 eine Gebetswoche für die Einheit der christlichen Kirchen mit Rom ein. Im Jahr 1920 gab es eine Initiative des Vorbereitungsausschusses für die erste Weltkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung. Seither wurde den Kirchen jedes Jahr ein kleines Materialheft zur Verfügung gestellt. Vom Ökumenischen Rat der Kirchen und dem Päpstlichen Einheitsrat wurde 1966 auf einer gemeinsamen Konsultation beschlossen, das Material künftig von einer gemeinsamen Arbeitsgruppe erarbeiten zu lassen. Seit 1973 wird jeweils eine ökumenische Gruppe in einem bestimmten Land um einen Entwurf gebeten. Für 2025 haben die Brüder und Schwestern der Gemeinschaft von Bose in Norditalien den Entwurf erstellt.

www.gebetswoche.de

Evangelische Allianz in Deutschland (EAD)
Die Evangelische Allianz in Deutschland ist ein Netzwerk evangelisch gesinnter Christen aus verschiedenen evangelischen Landes- und Freikirchen sowie christlichen Gruppen und Werken. Als internationale Bewegung wurde die Evangelische Allianz 1846 in London gegründet und ist damit der am längsten bestehende gemeindeübergreifende Zusammenschluss evangelischer Christen. An der kirchlichen Basis ist die Evangelische Allianz in Deutschland an rund 900 Orten aktiv und hält zu über 380 überregionalen Werken und Verbänden Kontakt. Bekannt ist die Evangelische Allianz vor allem durch die jährlich im Januar stattfindende »Allianzgebetswoche« sowie den Gebetstag für verfolgte Christen im November und das 30-Tage-Gebet für die islamische Welt. Die EAD ist Mitglied der Weltweiten Evangelischen Allianz, die in 129 Ländern aktiv ist. Die Zentrale der EAD befindet sich im thüringischen Bad Blankenburg. Inhaltlich und vereinsrechtlich leiten die Vorstände Frank Heinrich und Dr. Reinhardt Schink die Arbeit in einer Doppelspitze.

www.ead.de