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Die Öffnung der Kirche in sexualethischen Fragen

Seit fast fünfzig Jahren gibt es in der Evangelisch-methodistischen Kirche Streit um die Bewertung der Homosexualität. In Deutschland versucht die Evangelisch-methodistische Kirche jetzt einen Weg der Öffnung zu beschreiten.

Im November 2020 beschließt der für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland zuständige Kirchenvorstand sowohl die Öffnung der Kirche in sexualethischen Fragen als auch die bewusste Beheimatung traditioneller Überzeugungen im Raum der Kirche. Für die Öffnung der Kirche in sexualethischen Fragen werden die Ordnungspassagen mit negativen Aussagen zum Thema Homosexualität sowie die dazugehörigen Verbote kirchlicher Handlungen vorläufig außer Kraft gesetzt. Das bedeutet für die Jährliche Konferenzen in Deutschland auch, dass sie berufene Personen unabhängig von deren sexueller Identität für den pastoralen Dienst ordinieren können, wenn sie von den dafür zuständigen Gremien als geeignet und befähigt vorgeschlagen werden.

Seit der Beschlussfassung vom 21. November 2020 informieren die Superintendenten und Superintendentinnen die Gemeinden über die Öffnung der Kirche in sexualethischen Fragen und über die Bildung des Gemeinschaftsbunds. Dadurch sollen die Gemeinden auch über die verschiedenen Möglichkeiten zur seelsorgerlichen Begleitung von Menschen in den Gemeinden ins Gespräch kommen, um gegebenenfalls Schritte der Öffnung zu gehen. Einige Gemeinden haben bereits Beschlüsse gefasst, um homosexuellen Menschen Heimat zu bieten und ihrem Wunsch nach Segnung ihrer Partnerschaft zu entsprechen.

Von vielen Menschen innerhalb und außerhalb der Evangelisch-methodistischen Kirche wird die Öffnung der Kirche in dieser Frage positiv wahrgenommen. Verständlicherweise gibt es auch zurückhaltende Reaktionen, weil sich erst einmal zeigen und beweisen müsse wie sich dieser Weg der Öffnung vor Ort in Gemeinden darstellt.

Verletzungen vermeiden

Die öffentliche Kommunikation darüber ist jedoch ungleich schwieriger als die Berichterstattung über die Gründung und Ausgestaltung des Gemeinschaftsbunds. Jede Meldung über Menschen mit gleichgeschlechtlicher Lebensweise stellt sie ins Licht der Öffentlichkeit und setzt sie der Gefährdung aus, als »etwas Exotisches« betrachtet zu werden. Diese Lieblosigkeit und wiederkehrende Verletzung persönlicher Empfindungen, denen Homosexuelle auf vielerlei Weise auch in christlichen Kreisen ausgesetzt waren und sind, gilt es zu vermeiden.

Um geschehener und sich immer noch ereignender Verletzungen willen, müsse die Kirche »weiter daran arbeiten und erkennen, was Menschen durch Ausgrenzung, Diskriminierung und Unterstellung von Sünde angetan wurde und wird«. Das ist der Wunsch, der »an die Kirche« herangetragen wird. Die Kirche müsse über die getroffenen Beschlüsse hinaus daran arbeiten, Menschen anderer sexueller Identitäten und Lebensweisen wirklich willkommen zu heißen und ein offenes Herz für sie zu haben, erklärt Damaris Hecker, die für die Kontaktstelle für Menschen verschiedener Lebens- und Liebensweisen zuständig ist. Darüber hinaus werde zunehmend die Bitte artikuliert, dass »die Kirche« einen Weg finden müsse, das häufig geschehene Unrecht der Ausgrenzung und Diskriminierung zu thematisieren und dafür eine angemessene Form der Entschuldigung zu finden. In dieser Hinsicht sei »die Kirche« erst am Anfang des Weges, signalisieren einige Mitglieder vom Runden Tisch, die den Weg der Öffnung der Kirche mitgestalteten.


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