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Die Öffnung der Kirche in sexualethischen Fragen

Seit über fünfzig Jahren gibt es in der Evangelisch-methodistischen Kirche Streit um die Bewertung der Homosexualität. In Deutschland beschreitet die Evangelisch-methodistische Kirche einen Weg der Öffnung.

Im November 2022 beschließt die für Deutschland zuständige Zentralkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche sowohl die Öffnung der Kirche in sexualethischen Fragen als auch die bewusste Beheimatung traditioneller Überzeugungen im Raum der Kirche. Für die Öffnung der Kirche werden im Rahmen des geltenden Adaptionsrechts Passagen der Ordnung mit negativen Aussagen zum Thema Homosexualität sowie die dazugehörigen Verbote kirchlicher Handlungen außer Kraft gesetzt. Das bedeutet für die Jährlichen Konferenzen in Deutschland, dass sie berufene Personen unabhängig von deren sexueller Identität für den pastoralen Dienst ordinieren können, wenn sie von den zuständigen Gremien als dafür geeignet und befähigt vorgeschlagen werden. Außerdem können gleichgeschlechtliche Paare im Rahmen einer kirchlichen Trauung gesegnet werden.

Bereits seit der vorläufigen Beschlussfassung des Kirchenvorstands vom 21. November 2020 informierten die Superintendenten und Superintendentinnen die Gemeinden über die mit der Öffnung der Kirche in sexualethischen Fragen verbundenen Möglichkeiten sowie über die Bildung des Gemeinschaftsbunds und die Möglichkeit der Mitgliedschaft in diesem Bund. Mit der verbindlichen Beschlussfassung durch die Zentralkonferenz verbindet sich die Hoffnung, dass es der Kirche und ihren Gemeinden in Deutschland gelingt, sich zu öffnen und immer mehr eine »Kirche für alle« zu sein. Sowohl Menschen unterschiedlicher sexueller Identitäten als auch Menschen mit traditioneller Haltung in sexualethischen Fragen und einem traditionellen Verständnis von Ehe und Familie sollen Heimat in ihr finden.

Von vielen Menschen innerhalb und außerhalb der Evangelisch-methodistischen Kirche wird die Öffnung der Kirche in diesen Fragen positiv wahrgenommen. Verständlicherweise gibt es auch zurückhaltende Reaktionen, weil sich erst einmal zeigen und beweisen müsse wie sich dieser Weg der Öffnung vor Ort in Gemeinden darstellt und gelebt wird.

Verletzungen vermeiden

Die öffentliche Kommunikation über die aus den Beschlüssen folgende Praxis in Kirche und Gemeinden bleibt jedoch ein sensibles Thema. Jede Meldung über Menschen mit gleichgeschlechtlicher Lebensweise oder über Gemeinden, die gleichgeschlechtliche Paare trauen zerrt Menschen erneut ins Licht der Öffentlichkeit und setzt sie der Gefährdung aus, als »etwas Exotisches« betrachtet zu werden. Diese Lieblosigkeit und wiederkehrende Verletzung persönlicher Empfindungen, denen Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Identitäten auf vielerlei Weise auch in christlichen Kreisen ausgesetzt waren und sind, ist zu vermeiden. Um geschehener und sich immer noch ereignender Verletzungen willen, wird »die Kirche« daran arbeiten müssen, Menschen anderer sexueller Identitäten und Lebensweisen wirklich willkommen zu heißen und ein offenes Herz für sie zu haben.

Der Anfang zur Öffnung der Kirche in sexualethischen Fragen sowie das Angebot der Beheimatung traditioneller Überzeugungen in der Kirche ist gemacht und erscheint vielversprechend. In der Praxis wird sich erweisen, ob und wie das Miteinander gelingt.


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