Süddeutsche Jährliche Konferenz Von Michael Putzke, Iris Hahn  | 

Einander die Geschichten mit Gott erzählen

Zwei Männer unterhalten sich. Der linke ist der ältere von beiden und trägt Brille, Holzfällerhemd und Strickjacke. Er sitzt am Rand einer Kirchenbank. Der rechte trägt Brille, einen Pullover und einen Schal. Er sitzt in einem Rollstuhl mit Kopfstütze.
Praktische Übung während des Eröffnungsgottesdienstes der Süddeutschen Jährlichen Konferenz in der katholischen Stadtkirche von Bruchsal: Einander von den Begegnungen mit Gott zu erzählen.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Superintendent Stefan Kettner lud zum Auftakt der Süddeutschen Jährlichen Konferenz dazu ein, sich gegenseitig von Begegnungen mit Gott zu erzählen.
3 Minuten

Vom 12. bis zum 15. Juni tagt die Süddeutsche Jährliche Konferenz, das Kirchenparlament für die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) in Süddeutschland in Bruchsal. Der Auftakt der unter dem Motto »Wir sehen uns!« stattfindenden Tagung war am gestrigen Mittwoch, 12. Juni, mit einem Gottesdienst in der katholischen Stadtkirche.

Sehen und gesehen werden

»Auf dem Weg des Glaubens sind wir nicht allein«, sagte Stefan Kettner in seiner Predigt in der gut gefüllten römisch-katholischen Stadtkirche im Zentrum von Bruchsal zum Auftakt der Konferenztagung. In Anlehnung an das Konferenzmotto legte der für den Distrikt Heidelberg zuständige Superintendent die Geschichte der Emmausjünger (Lukasevangelium Kapitel 24, Verse 13 bis 39) aus: »Wir sehen uns – und wir werden gesehen«, war Kettners kurze Zusammenfassung der Begegnung zweier Jesusjünger mit dem auferstandenen Jesus, den sie zunächst gar nicht erkannt hatten.

Kettner erzählte dazu eine Begebenheit aus der Corona-Pandemie, einer Zeit, die ihn beruflich stark belastet hatte. Er hatte einen Spaziergang durch einen Weinberg gemacht, um endlich wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Bei seiner Rückkehr habe plötzlich ein Auto neben ihm angehalten. Kettner ging auf das haltende Auto zu und sah den Fahrer fragend an. »Guten Abend«, sagte dieser, erzählt der Prediger weiter, »bitte verzeihen Sie, dass ich Sie anspreche. Aber ich habe gerade den Eindruck, dass ich das tun muss. Ich möchte dir sagen: Jesus liebt dich! Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.« Für einen Moment sei er sprachlos am Straßenrand gestanden, fuhr Kettner fort. »Mein Herz brannte. In dem Mann war mir Christus begegnet – genau so, wie ich es in dem Moment brauchte.«

»So wollen wir Kirche sein!«

Wie die Emmausjünger seien wir als einzelne und als Gemeinden unterwegs auf dem Weg des Glaubens und auf dem Lebensweg, erläuterte Kettner. »Wir begegnen uns auf diesem Weg, und in uns und darüber hinaus begegnet uns dabei Gott.« Im Konjunktiv setzte Kettner die Predigt fort: »Es wäre schön, wenn wir uns von unsren Begegnungen mit Gott erzählen, uns in die Begegnungen selbst mit einbringen und das teilen, was uns beschäftigt.« So werde etwas sichtbar von Gottes Gegenwart und es werde etwas spürbar von Gottes Liebe.

Diese Aussage beließ der Prediger nicht im Konjunktiv. Er forderte die rund fünfhundert Gottesdienstbesucher auf, aus den Bankreihen der Kirche herauszutreten und sich zu zweit »auf den Weg zu machen«. Auf dieser kurzen Wegstrecke sollten sie sich kurz über das austauschen, was sie am Auftakt der Konferenz bewegt oder was für Sorgen, Hoffnungen und Erwartungen sie mit sich herumtragen. »So wollen wir Kirche sein!«, sagte Kettner zum Schluss dieser praktischen Übung. »Wir sind wie die Emmausjünger unterwegs und erzählen uns Geschichten.«

Grüße aus Bruchsal

Im Eröffnungsgottesdienst überbrachten Vertreter der Stadt und der Ökumene ihre Grüße an die Konferenzgemeinde. Domkapitular Heinz Detlef Stäps von der römisch-katholischen Diözese Rottenburg-Stuttgart zeigte sich »fest davon überzeugt, dass die geschwisterliche Ökumene keine Zusatzaufgabe ist, sondern der Weg, um gemeinsam in die Zukunft zu gehen«.

Für die Bruchsaler Arbeitsgemeinschaft Christlicher Gemeinden sprach Achim Schowalter. Der landeskirchliche Pfarrer hob besonders die Praxis in evangelisch-methodistischen Gottesdiensten hervor, in der sogenannten »Zeit der Gemeinschaft« einander Anteil zu  geben und füreinander zu beten. Ihn beeindrucke, wie die Evangelisch-methodistische Kirche Tradition und Offenheit miteinander verbinde.

Cornelia Petzold-Schick, die Bruchsaler Oberbürgermeisterin, verwies auf das Bibelwort »Suchet der Stadt Bestes« (Jeremia Kapitel 29, Vers 7). Sie bat die Konferenzgemeinde darum, die Augen offenzuhalten für die Anliegen der Gesellschaft. »Wir brauchen das soziale Engagement, das von den Kirchen ausgeht.« Dass die Konferenz nach 2009 erneut in Bruchsal tage, wertete sie als gutes Zeichen für die Stadt und das Miteinander der Kirchen.

Harald Rückert, der für Deutschland und damit auch für die Süddeutsche Jährliche Konferenz zuständige Bischof der EmK, erwiderte die Grußworte. Ökumene sei mehr, als sich freundlich anzusehen, nämlich »miteinander zu arbeiten, weil es die Botschaft des Evangeliums wert ist«. Es sei wichtig, als Christen für Menschenwürde, für Schwache und Benachteiligte einzustehen. »Dabei«, so der Bischof weiter, »haben wir nicht nur unsere eigenen Angelegenheiten im Blick, sondern auch was uns umgibt. Wir wollen gemeinsam in dieser Zeit ein Zeugnis sein.«

 

Weiterführende Links

Internetauftritt der Süddeutschen Jährlichen Konferenz

Die Autoren

Michael Putzke lebt in Bremen. Er ist Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche und leitet die Redaktion des zweiwöchentlich erscheinenden Kirchenmagazins »Unterwegs«. Iris Hahn ist Grafikerin. Sie lebt in Augsburg und ist Ko-Redakteurin des Kirchenmagazins »Unterwegs«. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

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Veranstaltungsprogramm der Süddeutschen Jährlichen Konferenz (12.)13.-16. Juni 2024

  • Freitag, 14. Juni, 19.30 Uhr, Abendmahls- und Gedächtnisgottesdienst
    Katholische Stadtkirche, Anton-Wetterer-Straße 4, Bruchsal
  • Samstag, 15. Juni 8.30 bis 9.30 Uhr, Theologisches Referat »Gott begegnet Menschen«
    von Prof. Dr. Christoph Schluep, Bürgerzentrum, Am Alten Schloss 22, Bruchsal
  • Samstag, 15. Juni, ab 18.30 Uhr bis Sonntag, 25. Juni, Together, das Jugendevent (13+)
    Redblue-Center, Wannenäckerstraße 50, Heilbronn
  • Sonntag, 16. Juni, alle Veranstaltungen im Redblue-Center, Wannenäckerstraße 50, Heilbronn
    • 10.30 Uhr Ordinationsgottesdienst mit Bischof Harald Rückert
      Der Gottesdienst wird live übertragen  (You-Tube)
    • 10.30 Uhr Mini-Kiko (4-6 J.), Kiko (7-13 J.)
    • Ab 12 Uhr Erlebnispause
    • 14 Uhr Domino-Day für Kinder und ihre Eltern
    • 14.30 Uhr Begegnungsnachmittag zum Thema, wie Kirche ihre Hemmschwellen überwindet

Die Süddeutsche Jährliche Konferenz ist ein Kirchenparlament der Evangelisch-methodistischen Kirche. Ihr Gebiet umfasst die Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland sowie Teile Nordrhein-Westfalens und gliedert sich in die Distrikte Heidelberg, Nürnberg, Reutlingen und Stuttgart. Das Kirchenparlament hat rund 450 Mitglieder und ist zuständig für 220 Gemeinden in 112 Bezirken mit rund 25.300 Kirchengliedern und Kirchenangehörigen. (Stand 31.12.2022)

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