Süddeutsche Jährliche Konferenz Von Klaus Ulrich Ruof, Iris Hahn  | 

»Im Ruf nach Erbarmen liegt das Potential zur Wende«

Vor einem dunklen Hintergrund steht Bischof Harald Rückert und predigt. Er trägt ein schwarzes Jackett und ein violettes, pastorales Collarhemd. Er streckt seine rechte, geöffnete Hand zum Publikum aus. Sein Blick ist nachdenklich-fragend.
Bischof Harald Rückert fragt seine Zuhörerschaft im Abschlussgottesdienst der Süddeutschen Jährlichen Konferenz, ob sie noch eine Bitte an Jesus hätten, oder ob sie schon längst aufgegeben hätten, von Jesus »etwas zu wollen«.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Mit einem Gemeindetag in Heilbronn endete die Süddeutsche Jährliche Konferenz. Bischof Rückert sprach über den Wunsch, von Jesus etwas zu wollen.
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Vom 12. bis 16. Juni tagte die Süddeutsche Jährliche Konferenz, das Kirchenparlament der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) für Süddeutschland. Die Konferenzsitzungen fanden in Bruchsal statt. Den Abschluss bildete am Sonntag, 16. Juni, der gut besuchte Konferenzgemeindetag in Heilbronn mit Ordination und weiteren Veranstaltungsangeboten für alle Altersgruppen.

Die Vielfalt der Möglichkeiten ergreifen

Harald Rückert, der für Deutschland und damit auch für die Süddeutsche Jährliche Konferenz zuständige Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche, nahm das Konferenzmotto »Wir sehen uns!« auf. In seiner Predigt über den blinden Bartimäus aus dem Markusevangelium (Kapitel 10 Vers 46-52) ging es um die von Jesus an den Blinden gerichtete Frage »Was willst du, dass ich für dich tun soll?«.

Rückert knüpfte in übertragender Weise an den sehnlichen Wunsch vieler Gemeinden an. Er konstatierte, dass es dort ein Verlangen nach mehr Lebendigkeit, ein Sehnen nach Veränderung und eine Sehnsucht gebe, dass die Botschaft des Evangeliums »nicht nur in unseren Kirchen und Gemeindehäusern steckenbleibt, sondern hinkommt zu den Menschen, wo dieses Evangelium hingehört«. Dieser Sehnsucht stünden die Sorgen gegenüber, dass viele Gemeinden wegen ihres hohen Altersdurchschnitts und der nur noch geringen Gliederzahlen »Sorgen um die Zukunft« hätten. Hinzu komme, »das Leiden an der zunehmenden Bedeutungslosigkeit christlicher Kirchen in der Gesellschaft in Deutschland«.

Den Ansatz zur Veränderung sieht der Bischof in der Übernahme des Wunsches, den Bartimäus an Jesus richtete. »Erbarm dich über uns als Kirche« solle das Gebet sein, das »die Kirche«, und damit meinte der Bischof die Evangelisch-methodistische Kirche, an Jesus richten solle. »Bei Bartimäus lag darin bereits der Kern der Veränderung«, schlussfolgerte Rückert in seiner Auslegung der Geschichte. »Im Ruf nach Erbarmen liegt das Potential zur Wende«, wies der Bischof die Konferenzgemeinde auf die Bedeutung dieser an Jesus gerichteten Bitte hin.

Daran schloss er die eindringliche Frage an seine Zuhörerschaft an, ob sie noch eine Bitte an Jesus hätten, »oder habt ihr schon längst aufgegeben, etwas zu wollen?«. Wer aber, wie Bartimäus, eine Bitte an Jesus richte und sehend werden wolle, brauche auch die Bereitschaft, die aufkommenden Veränderungen anzunehmen, Verantwortung zu übernehmen und weite und vielleicht auch mühsame Wege zu gehen. Nur so werde es gelingen, »die Vielfalt der Möglichkeiten, die Gott schenkt, zu entdecken und im Namen Jesu zu ergreifen«. Diese Erkenntnis in die Gemeinden zu tragen und dazu einzuladen, sei die Aufgabe der Konferenzmitglieder, wenn sie nach diesem Sonntag wieder in ihre Gemeinden zurückkehrten.

Der Veränderungsprozess geht weiter

Während der Sitzungstage von Donnerstag bis Samstag stand der über zwei Jahre durchgeführte Prozess zur Veränderung der Arbeitsweise und der Strukturen in der Süddeutschen Jährlichen Konferenz im Mittelpunkt. Dazu lag ein fast neunzigseitiger Bericht vor, in dem in acht verschiedenen Handlungsfeldern die bevorstehenden Veränderungen beschrieben waren und in Beschlussanträgen mündeten.

Eine der wesentlichen Änderungen ist die Bildung größerer Bezirke. Von zuvor 110 Bezirken im Bereich der Süddeutschen Konferenz soll auf dann 25 Bezirke reduziert werden. Um der kommenden Personalsituation mit weniger ordinierten Personen im pastoralen Dienst gerecht zu werden, soll deren Arbeit in sogenannten multiprofessionellen Teams mit Jugendmitarbeitern, Sozialpädagogen oder Geschäftsführern ergänzt werden. In den Gemeinden ist das Umsetzungstempo unterschiedlich. Der Zeitrahmen der vollständigen Umsetzung wird sich je nach Situation im Rahmen von fünf bis acht Jahren bewegen.

Außerdem werden die bisherigen Gremien verschlankt. Nach dem Prinzip, mit weniger Personen und weniger Sitzungsterminen eine effektivere Gremienarbeit zu erzielen, sollen gleichzeitig mehr Freiräume für die Gemeindearbeit erreicht werden. Bisherige Doppelstrukturen, bei denen unterschiedliche Gremien ähnliche Aufgaben hatten, werden konsequent vermieden. Auch die Distrikte sollen neu organisiert werden. und die Superintendenten sollen stärker für die begleitende Arbeit zuständig sein.

Abteilung für Immobilien-Entwicklung

Bei knapper werdenden Finanzmitteln beschließen die Mitglieder der Konferenz, in den kommenden Jahren den konferenzeigenen Immobilien mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Dazu wurde die Einrichtung einer Abteilung für Immobilien beschlossen, die ergründen soll, inwiefern mit den Immobilien auch Finanzmittel erwirtschaftet werden können. Darüber hinaus wird dieser neue Arbeitszweig die Immobilienverantwortlichen der Bezirke beraten und gegebenenfalls auch die Verwaltung von Bezirksimmobilien übernehmen.

Leitmotiv für die kirchliche Arbeit

Intensiv diskutiert wurde ein Leitmotiv, das die kirchliche Arbeit im Gebiet der Süddeutschen Jährlichen Konferenz kurz und prägnant beschreiben soll. Mit großer Mehrheit verabschiedeten die Konferenzmitglieder den sogenannten Claim »bring & share. Menschen in Begegnung. Evangelisch-methodistische Kirche«. Dieses Leitmotiv soll in den kommenden Jahren dazu dienen, dass die Gemeinden die Weite der Liebe Gottes vermitteln, indem sie Menschen außerhalb der Gemeinden begegnen und ihnen diese Erfahrung der Begegnung mit Gott nahebringen.

Verabschiedung von Bischof Harald Rückert

Mit stehenden Ovationen dankten die Mitglieder der Süddeutschen Jährlichen Konferenz am Samstag zum Abschluss der Plenarsitzungen Bischof Harald Rückert für seine Sitzungsleitung und seinen Einsatz, seit er im Jahr 2017 das Bischofsamt übernommen hatte. Im kommenden Jahr geht Rückert in den Ruhestand, sodass er bei dieser Konferenztagung letztmalig den Vorsitz innehatte. Bei der Zentralkonferenz im Februar kommenden Jahres wird seine Nachfolge geregelt.

»Der Bischof hat Leitung und Stärke bewiesen«, charakterisierte Christine Flick, die Konferenzlaienführerin, den Einsatz des Bischofs während seiner Amtszeit, in der große Herausforderungen und Krisen zu meistern waren. Rückert bedankte sich für die wertschätzende Verabschiedung und schlug noch einmal den Bogen zum Veränderungsprozess der vergangenen zwei Jahre, der bei dieser Tagung im Mittelpunkt stand. »Wir wollen uns von Gott transformieren lassen, hin zu den Menschen«, sagte er, und machte damit noch einmal deutlich, dass Veränderung nicht Selbstzweck der Kirche ist, sondern den Menschen dienen solle, an denen die Kirche einen Auftrag hat.

 

Weiterführende Links

Internetauftritt der Süddeutschen Konferenz

Link zum Abschlussgottesdienst  (You-Tube-Video)

Die Autoren

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Iris Hahn ist Grafikerin. Sie lebt in Augsburg und ist Ko-Redakteurin des zweiwöchentlich erscheinenden evangelisch-methodistischen Kirchenmagazins »Unterwegs«. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Zur Information

Die nächste ordentliche Tagung der Süddeutschen Jährlichen Konferenz findet vom 25. bis 29. Juni 2025 in Reutlingen (Tagung) und Fellbach bei Stuttgart (Abschlusssonntag) statt.

Die Süddeutsche Jährliche Konferenz ist ein Kirchenparlament der Evangelisch-methodistischen Kirche. Ihr Gebiet umfasst die Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland sowie Teile Nordrhein-Westfalens und gliedert sich in die Distrikte Heidelberg, Nürnberg, Reutlingen und Stuttgart. Das Kirchenparlament hat rund 450 Mitglieder und ist zuständig für 220 Gemeinden in 112 Bezirken mit rund 25.300 Kirchengliedern und Kirchenangehörigen. (Stand 31.12.2022)

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