Glaube verbindet Menschen Von Frank Aichele, Michael Löffler  | 

Gott erleben mit allen Sinnen

Gut dreißig Personen, davon eine in einem Rollstuhl und mit Hund im Arm, schauen freundlich in Richtung Kamera. Sie stehen, kauern oder sitzen vor einem Gebäude, dessen Fassade aus dunkelgrünen Faserzementplatten besteht.
Knapp 40 Farsi sprechende Menschen aus ganz Deutschland reden über den Glauben, erzählen und hören Geschichten und erfahren Gemeinschaft beim Seminar »Gott erleben mit allen Sinnen«.
Bildnachweis: Frank Aichele
Ein inspirierendes Wochenende: Beim Seminar »Gott erleben mit allen Sinnen« tauschten sich Farsi-Sprechende über Glauben, Gemeinschaft und Vielfalt aus.
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»Gott erleben mit allen Sinnen – das war das Motto unseres Wochenendes«, berichtet Frank Aichele aus dem Vorbereitungskreis des Seminars für Farsi sprechende Personen, das im Stuttgarter Bildungs- und Begegnungszentrum (BBZ) der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) stattfand. »Knapp 40 Teilnehmende kamen zusammen – von Bremen bis München, von Köln bis Fürth. Diese Vielfalt hat den Auftakt gleich zu etwas Besonderem gemacht.«

Der erste Abend war dem Kennenlernen gewidmet. »Wir haben uns Zeit genommen, um einander zu begegnen und Geschichten auszutauschen«, so Aichele. »Für viele endete der Abend erst spät in der Nacht.« Inhaltlich drehte sich alles um die Gleichnisse Jesu. Am Samstag führte Pastorin Birgitta Hetzner aus Nürnberg mit der Methode des Godly Play in das Gleichnis Jesu von der kostbaren Perle (Matthäusevangelium, Kapitel 13, Verse 45–46) ein. »Es war beeindruckend, wie alle Teilnehmenden sich beteiligten«, erzählt Aichele. »Jeder konnte seine Sicht einbringen – und alle haben voneinander gelernt.«

Der Abend erhielt eine besondere Atmosphäre, als iranische Teilnehmer landestypisches Essen zubereiteten. »Das war ein Fest für Leib und Seele«, sagt Aichele. »Danach folgte ein geistlicher Abend mit Gebet und Austausch – ein Moment echter Gemeinschaft.«

Im Mittelpunkt des Gottesdienstes am Sonntag stand das Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lukasevangelium, Kapitel 10, Verse 25–37). »Ein Videoclip mit einem inszenierten Autounfall regte uns an, über unser heutiges Leben nachzudenken. Drei Gruppen entwickelten praktische Anspiele, die das Gleichnis in unsere Zeit übertrugen.« Siavash Arabkhani, der Laienprediger ist und zur EmK-Gemeinde Göppingen gehört, griff dies in seiner Predigt auf: »Wenn neben dir ein Mensch einsam ist – bleib bei ihm. Wenn neben dir jemand Liebe braucht – halte an. Denn in Gottes Augen ist niemand ein ›Fremder‹.« Der Gottesdienst endete mit der Feier des Abendmahls – ein kraftvoller Abschluss des Wochenendes.

Für Aichele waren es vor allem die persönlichen Begegnungen, die ihn beeindruckten. »Viele Teilnehmende erzählten von Verfolgung und Anfeindung. Sie sind dankbar, hier in Deutschland ihren Glauben frei leben zu können. Diese Geschichten haben mich tief berührt.«

Aichele berichtet, dass er als deutscher EmK’ler selbst viel gelernt habe. »Umso mehr freue ich mich: Auch im nächsten Jahr wird es wieder ein Seminar für Farsi sprechende Menschen geben.«

Das Seminar wird erneut in Zusammenarbeit mit dem Bildungswerk und den Pastorinnen und Pastoren der evangelisch-methodistischen Farsi-Gemeinden in Deutschland vorbereitet. »Ich bin überzeugt«, so Aichele abschließend, »dass es wieder ein Wochenende voller Begegnung, Inspiration und gelebter Gemeinschaft wird.«

 

Weiterführende Links

www.atlas.emk.de/international-churches/

Der Autor

Frank Aichele ist in der Evangelisch-methodistischen Kirche der Koordinator für internationale und Migranten-Gemeinden in Deutschland und Pastor der EmK-Gemeinde in Friedrichsdorf, die einen hohen Anteil Farsi-Sprechender hat. Michael Löffler ist Theologischer Leiter der EmK-Kirchenkanzlei mit Sitz in Frankfurt am Main und Pressespre-cher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de.

Zur Information

Die Sprache Farsi
Farsi, auch Persisch genannt, wird im Iran und in Tadschikistan gesprochen. Es ist dort Amtssprache. Dari, ein Dialekt, ist eine der Amtssprachen in Afghanistan und wird zum Teil als Zweitsprache genutzt. Farsi ist darüber hinaus in manch weiteren Ländern Zentralasiens als Minderheitensprache verbreitet, so in Usbekistan, Kirgisien und Turkmenistan. Die Schrift, geschrieben und gelesen von rechts nach links, ähnelt dem Arabischen. In Tadschikistan wird kyrillisch geschrieben. Im Deutschen gibt es Lehnwörter wie Basar, Karawane, Paradies, Schach und Schal.