Sich gegenseitig segnend ziehen lassen
Der eurasische Teil der Zentralkonferenz Nordeuropa und Eurasien verlässt die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK). Die Konferenz tagt derzeit in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen und stimmte dem Antrag zu. Der in der EmK verbleibende Teil trägt ab sofort die Bezeichnung Zentralkonferenz Nordeuropa, Baltikum und Ukraine. Der eurasische Teil bildet ab sofort eine autonome methodistische Kirche mit der Jährlichen Konferenz Zentral-Russland und den drei provisorischen Jährlichen Konferenzen Ost-Russland und Zentral-Asien, Nordwest-Russland und Belarus sowie Süd-Russland.
Schmerzliche Angelegenheit
Die in Kopenhagen vom Mittwoch, 2. April, bis Sonntag, 6. April, tagende Zentralkonferenz befürwortete das Austrittsbegehren mit erkennbarem Schmerz und mit Trauer. Bischof Christian Alsted, zuständig für Nordeuropa, das Baltikum, die Ukraine und Moldawien, nannte den Vorgang eine »schmerzliche Angelegenheit«. Trotz Differenzen sei der Prozess fair und gemäß den kirchlichen Ordnungen verlaufen. Alsted betonte: »Jetzt wollen wir uns gegenseitig segnend ziehen lassen und Wege suchen, die neue Situation zu gestalten.«
Der Prozess zur Ablösung von der Evangelisch-methodistischen Kirche begann im Dezember 2022. Anlass war die geplante Zulassung der Ordination homosexueller Personen für den pastoralen Dienst und der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare im Rahmen einer kirchlichen Trauung. Die Verantwortlichen im eurasischen Teil der Evangelisch-methodistischen Kirche sahen in der Autonomie die einzige Möglichkeit, die kirchliche Arbeit in ihrem Gebiet fortzusetzen.
Sich gegenseitig Freiheit geben
Eduard Khegay, bisher EmK-Bischof für Eurasien, erklärte, dass die Entscheidung zur Autonomie »kein Grund zur Freude« sei. Er empfinde jedoch »Dankbarkeit für das Verständnis unserer Sichtweise zur menschlichen Sexualität und den Wunsch, die Kirche zu verlassen«. Diese Entscheidung ermögliche es, sich gegenseitig die Freiheit zu geben, »den eigenen Überzeugungen zu folgen«. Khegay bedankte sich ausdrücklich für die Gastfreundschaft, die er bei Besuchen in den zur Zentralkonferenz-Region Nordeuropa gehörenden Ländern erfahren habe.
Das Ende der gemeinsamen Wegstrecke und Geschichte breche ihm das Herz. »Manchmal scheint es, als würden wir die Weltpolitik mit ihren Kriegen und Anschuldigungen widerspiegeln.« Dennoch gehe es darum, weiterhin zu klären, was es heute bedeute, Christ zu sein. »Wie können wir, auch wenn die Welt verrücktspielt, weiterhin Salz und Licht der Welt sein?«
Bischöfin Dottie Escobedo-Frank, entsandt vom internationalen Bischofsrat der Evangelisch-methodistischen Kirche, beschrieb die Situation bildhaft: »Es ist ein neuer Weg, der jetzt geformt wird. Das ist wie eine neue Geburt oder wie ein erwachsenes Kind, das das Haus verlässt. Wir wollen einander segnen für den vor uns liegenden Weg.«
Der Autor
Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de.
Zur Information
Zentralkonferenz
Die außerhalb der Vereinigten Staaten befindlichen Gebiete der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) sind in Zentralkonferenzen organisiert. In Europa sind dies die bisherige Zentralkonferenz Nordeuropa und Eurasien, die Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa sowie die Zentralkonferenz Deutschland. Weitere Zentralkonferenz-Gebiete gibt es in Afrika und Asien.
Zur jetzt neu formierten Zentralkonferenz Nordeuropa, Baltikum und Ukraine gehören Gemeinden in Dänemark, Finnland, Lettland, Litauen, Norwegen und Schweden sowie in der Ukraine und in Moldawien. Für den in den Ruhestand gehenden Bischof Christian Alsted stehen bei der jetzigen Zentralkonferenz-Tagung zwei Kandidaten für die Wahl ins Bischofsamt zur Verfügung.