Wechsel zum Sprengel Nordeuropa Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Ukrainische Methodisten wechseln Bischofsgebiet

Aus Orange wird jetzt Blau: Die Methodisten der Ukraine und Moldawiens gehören vorübergehend zum blau eingefärbten Bischofsgebiet Nordeuropa.
Aus Orange wird jetzt Blau: Die Methodisten der Ukraine und Moldawiens gehören vorübergehend zum blau eingefärbten Bischofsgebiet Nordeuropa. Farblegende: Zentralkonferenz Nordeuropa (blau) und Eurasien (orange); Zentralkonferenz Deutschland (grün); Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa (rot).
Bildnachweis: EmK, Bearbeitung Ralf Würtz
Wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine bitten die ukrainischen Methodisten um einen Wechsel der für sie zuständigen bischöflichen Aufsicht.
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Am vergangenen Samstag, dem 30. April, tagte die Zentralkonferenz Nordeuropa und Eurasien der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) in einer außerordentlichen Sitzung. Den Vorsitz hatte Christian Alsted, der für Nordeuropa und das Baltikum zuständigen Bischof. Einziger Tagesordnungspunkt der per Videoübertragung durchgeführten Sitzung war der Antrag des Kirchenvorstands der Zentralkonferenz, die bischöfliche Zuständigkeit für die Jährliche Konferenz Ukraine-Moldawien zu ändern.

Situation war für die Ukraine nicht mehr akzeptabel

Alsteds Bischofskollegen Patrick Streiff (Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa) und Harald Rückert (Zentralkonferenz Deutschland) waren der Videokonferenz ebenfalls zugeschaltet. Sie brachten damit die enge Verbundenheit und die begleitende Fürbitte der europäischen Methodisten zum Ausdruck. Für die Phase zur Beratung und Beschlussfassung hatte Bischof Alsted den Vorsitz an seinen Kollegen Patrick Streiff abgegeben. Unter dessen Leitung votierten die Delegierten einstimmig bei einer Enthaltung dafür, die Jährliche Konferenz Ukraine-Moldawien aus dem Bischofsbereich Eurasien in den Bischofsbereich Nordeuropa und Baltikum zu verlegen. Der beschlossene Wechsel gilt mit sofortiger Wirkung, jedoch nur vorübergehend bis zur nächsten ordentlichen Zentralkonferenztagung.

Aus aktuellem Anlass wegen des Ukraine-Kriegs war die Sitzung einberufen worden. Die ukrainischen Methodisten hatten die bisherige Zuordnung als Konferenz im eurasischen Bischofsgebiet unter bischöflicher Aufsicht von Moskau schon länger in Frage gestellt und bereits vor zwei Jahren einen Antrag auf Wechsel der Zuordnung gestellt. Angesichts des russischen Angriffskriegs war für sie die Situation nicht mehr akzeptabel.

Keine andere praktikable Lösung

Gegen die aufgekommenen Vorwürfe, die Änderung der bischöflichen Zuständigkeit sei politisch motiviert, erklärte Hilde Marie Øgreid Movafagh, dass »eine eindeutige Situation« vorliege, »der Ukraine in ihrer aktuellen Not zu helfen«. Die norwegische Pastorin ist Mitglied der Zentralkonferenz und gehört auch dem Rat an, der die Geschäfte der Zentralkonferenz koordiniert. Sie betonte, »dass es trotz der versöhnlichen Arbeit des mutigen eurasischen Bischofs Khegay politisch unmöglich ist, eine russische Kirchenleitung in der Ukraine zu haben«. Die Unterstützung der Ukraine in diesem Anliegen, sei »nicht Ausdruck des Ost-West-Konflikts und auch kein Versuch, das Bischofsgebiet Nordeuropa und Baltikum zu erweitern«. Die teilnehmenden und abstimmenden Mitglieder der Zentralkonferenz waren sich letztlich darin einig, dass »die gegenwärtige Situation eine sofortige Umsetzung dieses Antrags erfordert, weil es keine andere praktikable Lösung gibt«, wie es der estnische Pastor Robert Tserenkov ausdrückte.

Beschlussfassung in Abwesenheit der meisten eurasischen Delegierten

Von den dreizehn zur Zentralkonferenz Nordeuropa und Eurasien gehörenden Ländern hatten die Delegierten aus Weißrussland, Kasachstan, Kirgisistan und der Russischen Föderation zusammen mit Eduard Khegay, dem für das eurasische Gebiet zuständigen Bischof, mitgeteilt, nicht an der Konferenz teilzunehmen. Ihre Abwesenheit begründeten sie mit »Angst vor Russophobie oder wegen Diskriminierung aufgrund nationaler Zugehörigkeit«. Deshalb baten sie in einer schriftlichen Eingabe darum, keinen Beschluss zu fassen. Die Entscheidung solle verschoben werden, bis eine Präsenztagung möglich sei und vor allem »erst nach Einstellung der Feindseligkeiten«. Bischof Khegay hatte die russische Invasion mehrfach verurteilt. Trotzdem sprach er sich in aller Deutlichkeit gegen den jetzigen Wechsel der Ukraine und für die Unversehrtheit der bisherigen Grenzen der Bischofsgebiete aus.

 

Weiterführende Links

Presseerklärung zum Wechsel der Jährlichen Konferenz Ukraine-Moldawien (Englisch, PDF)
Unterlagen zur a.o. Zentralkonferenz Nordeuropa und Eurasien (Englisch)

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Zur Information

Die Zentralkonferenz Nordeuropa und Eurasien der Evangelisch-methodistischen Kirche besteht aus zwei Bischofssprengeln: Eurasien unter der Leitung von Bischof Eduard Khegay (Moskau) umfasst Gemeinden in Kasachstan, Kirgisistan, Russland, Tadschikistan, Usbekistan und Weißrussland; Nordeuropa und Baltikum unter der Leitung von Bischof Christian Alsted (Kopenhagen) umfasst Gemeinden in Dänemark, Estland, Finnland (finnisch-sprachig, schwedisch-sprachig), Lettland, Litauen, Moldawien (neu), Norwegen, Schweden und Ukraine (neu).