Ostdeutsche Jährliche Konferenz Von Stephan Ringeis  | 

Alles hat seine Zeit

Von zwei Personen sind drei Hände auf dem Foto festgehalten. Die linke Person hält in ihrer Linken ein bedrucktes Blatt Papier und in ihrer Rechten waagrecht ein brennendes Teelicht. Die rechte Person hält in ihrer Rechten ein gekipptes, brennendes Teelicht.
Mit Kerzen drückte die Gemeinde im Abschiedsgottesdienst auf Schwarzenshof die Hoffnung aus, dass Erfahrungen des Glaubens bleiben und weiterwirken. Superintendent Mitja Fritsch formulierte diesen Moment des Abschieds so: »Tragt das Licht, tragt den Segen weiter, teilt, lebt, verkündet das Unsichtbare, Unvergängliche: Glaube, Hoffnung, Liebe.«
Bildnachweis: Tabea Fuchs
Mit einem Gottesdienst endete die kirchliche Arbeit auf Schwarzenshof. Die traditionsreiche Begegnungs- und Bildungsstätte schloss ihre Türen.
2 Minuten

Die Ostdeutsche Jährliche Konferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) nahm mit einem Gottesdienst im »Backhaus« Abschied von Schwarzenshof. Zum 31. Dezember endete offiziell der Geschäftsbetrieb der Begegnungs- und Bildungsstätte am traditionsreichen Ort. Am 4. Januar feierte die Konferenzgemeinde Abschied.

Ans Herz gelegt und zugemutet

»Alles hat seine Zeit«, ein Satz aus dem alttestamentlichen Buch Prediger Salomos (oder »Kohelet«), prägte den Gottesdienst zum Abschied von Schwarzenshof. Diese Worte wären der Konferenzgemeinde und allen, die sich mit Schwarzenshof verbunden wissen, zum Abschied »ans Herz gelegt – oder, genauer gesagt, zugemutet«, sagte Werner Philipp in seiner Predigt. Der Superintendent für den Distrikt Zwickau, zu dessen Gebiet Schwarzenshof gehört, erinnerte an die rund hundertjährige Segensgeschichte als Grund zur Dankbarkeit. Es gelte aber auszuhalten, dass alles zeitlich begrenzt und der Vorläufigkeit unterworfen sei.

Ort, der Heimat und Hoffnung bot

Mitja Fritsch, Superintendent für den Distrikt Dresden, blickte im Gottesdienst zurück: »Schwarzenshof wurde zu einem Ort, an dem Glaube und Gemeinschaft Gestalt annahmen. Altersheim, Jugendherberge, Ferienheim, Bildungs- und Begegnungsstätte – Schwarzenshof entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem Ort, der Heimat und Hoffnung bot.« In seiner bewegten Geschichte sei Schwarzenshof in der Zeit der DDR ein Zufluchtsort für Jugendliche und junge Erwachsene gewesen, die jenseits staatlichen Reglements Freiheit atmen konnten und zum christlichen Glauben inspiriert wurden. Auch sei Schwarzenshof ein »Symbol der Einheit« in der Zeit der Teilung Deutschlands gewesen.

Der Neubau des Jugendgästehauses, eingeweiht 1985, wurde zu einem großen Teil durch Mittel aus den westdeutschen Jährlichen Konferenzen der EmK sowie durch Fördermittel der Bundesrepublik finanziert. Dankbar sei festzuhalten, dass Schwarzenshof die Zeit nach der Wiedervereinigung trotz großer Probleme überstanden habe. Mit viel Engagement seien immer wieder gangbare Wege gefunden worden, das Anwesen in der Nähe von Rudolstadt weiterzuentwickeln.

Es wurde kein tragfähiger Weg gefunden

Bereits vor der Corona-Pandemie hatte sich gezeigt, dass es neue Wege braucht, um Schwarzenshof als kirchliche Bildungs- und Begegnungsstätte zu erhalten. Trotz vieler Anstrengungen wurde kein tragfähiger Weg gefunden. Die über Jahre hinweg notwendige finanzielle Unterstützung überstieg zunehmend die Möglichkeiten der Ostdeutschen Jährlichen Konferenz. Deshalb beschlossen die zuständigen Gremien im Herbst 2023 die Schließung der Begegnungs- und Bildungsstätte sowie den Verkauf des Anwesens.

Abschied und Ausblick

Beim Gottesdienst im sogenannten »Backhaus, das mit viel Aufwand und Engagement vom Förderverein Schwarzenshof zur Kapelle ausgebaut und damit zur geistlichen Mitte des Anwesens wurde, berührten sich für die mehr als hundert Besucher Gefühle des Abschieds und des Ausblicks. Wie jede Zumutung in Frage stelle, so mache sie zugleich Mut: Die Zeit auf Schwarzenshof dürfe als Geschenk gesehen werden und mit Hoffnung weitergehen, hieß es im Abschiedsgottesdienst.

An dessen Ende fand diese Hoffnung ihren Ausdruck durch Kerzen, die Gottesdienstbesucher während der Entwidmung in ihren Händen hielten und danach als persönliche Erinnerung mitnahmen. »Tragt das Licht, tragt den Segen weiter, teilt, lebt, verkündet das Unsichtbare, Unvergängliche: Glaube, Hoffnung, Liebe.« Mit diesen Worten begleitete Fritsch diesen Moment des Abschieds und drückte die Hoffnung aus, dass die Erfahrungen des Glaubens auf Schwarzenshof weiterwirken.