Norddeutsche Jährliche Konferenz Von Michael Putzke, Klaus Ulrich Ruof  | 

»Gott ist Fachmann für Unmögliches«

»Wir brauchen keinen großen Glauben, sondern vielmehr Vertrauen auf einen großen Gott.« – Frank Drutkowski, Pastor der EmK-Gemeinde in Berlin-Lankwitz, in seiner Predigt zur Eröffnung der Norddeutschen Jährlichen Konferenz.
»Wir brauchen keinen großen Glauben, sondern vielmehr Vertrauen auf einen großen Gott.« – Frank Drutkowski, Pastor der EmK-Gemeinde in Berlin-Lankwitz, in seiner Predigt zur Eröffnung der Norddeutschen Jährlichen Konferenz.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Am gestrigen Mittwochabend wurde die Norddeutsche Jährliche Konferenz mit einem Abendmahlsgottesdienst in der Kreuzkirche in Berlin-Lankwitz eröffnet.
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Vom 18. bis zum 22. Mai tagt die Norddeutsche Jährliche Konferenz, das Kirchenparlament für die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) im Norden Deutschlands. Gastgeberin ist die EmK-Gemeinde Kreuzkirche in Berlin-Lankwitz. Dort fand am gestrigen Mittwochabend, dem 18. Mai, fand der Eröffnungsgottesdienst mit Abendmahl statt. Die Tagung steht unter dem Thema »Ausweg.Los!«.

»Es ist eine Zeit der Krisen«, sagte Frank Drutkowski in seiner Predigt zur Eröffnung der Konferenztagung. Der Pastor der Lankwitzer Gemeinde ging dabei auf das gegenwärtige Lebensgefühl ein: »Infolge der Klima- und Coronakrise erleben wir eine Vertrauens- und Glaubwürdigkeitskrise gegenüber der Politik.« Dazu komme jetzt noch der Krieg in der Ukraine, der die Inflation steigen lasse und zu einer Ernährungskrise führen könne. In dieser Situation folge nicht eine Krise der anderen, »sondern viele überlappen und verstärken sich«. So komme es zum einem Lebensgefühl der Dauerkrise. »Wer soll das aushalten?«, fragte Drutkowski die Gemeinde.

Krise auch in der Kirche

Auch die Norddeutsche Konferenz sei mit Krisen konfrontiert. Allerdings seien diese gegenüber den gegenwärtigen politischen Problemlagen eher bescheiden. So nehme die Zahl der Kirchenglieder ab, die Finanzen seien schwierig und die Strukturen seien »wie ein zu groß gewordenes Kleid«. Zurück bleibe »das Gefühl, Rückbau statt Aufbau zu betreiben«. So bilanzierte Drutkowski: »Für die allermeisten von uns ist das Krisenmanagement zum Normalfall des kirchlichen Lebens geworden.« Deswegen sei für diese Konferenztagung das Thema »Ausweg.Los!« gewählt worden. Wichtig sei der Punkt, der die »empfundene oder tatsächliche Ausweglosigkeit« aufbreche. Während der Tagung soll in Gesprächen und Gebetszeiten der Frage nachgegangen werden: »Wie finden wir als Kirche diese kleinen Punkte, die den Unterschied ausmachen?«

Ohne Ausweg am Schilfmeer

Als geistliches Beispiel diente eine ebenfalls ausweglose Situation, die im zweiten Buch Mose, Kapitel 13 und 14, berichtet wird. Das Volk Israel war am Schilfmeer in eine Sackgasse geraten. Es gab kein Entrinnen mehr, als sich das ägyptische Heer näherte und der Weg in die Freiheit versperrt war. Alles schien verloren, »eben ausweglos«, zog Drutkowski die Parallele zum Konferenzthema. Die Menschen gerieten in Panik. Das Volk Israel machte damals Erfahrungen, die es heute noch gibt: »Wo bist du in deinem Leben oder Dienst in eine Sackgasse geraten?«, sprach der Prediger die Gemeinde direkt an. Das Gefühl der Vergeblichkeit würden viele kennen.

Was aber könne dagegen getan werden? Drutkowski verwies auf Mose, der sich auf Gottes Wort verließ und darauf vertraute, weil Gott zu ihm geredet hatte. So habe Mose die Menschen ermutigen können: »Fürchtet euch nicht! Steht fest und seht die Rettung des Herrn! Der Herr wird für euch kämpfen und ihr sollt still sein!« (2. Mose 14,13-14)

Der Prediger wehrte dem Missverständnis, dass diese Gewissheit zur Passivität führe. Im Gegenteil, es sei höchste innere Aktivität gefordert: »Steht fest! Haltet stand!« Heute heiße das: »Widersteht der Versuchung, euch einfach wegzudrehen und eure Situation zu ignorieren!«

Neues denken und wagen

Drutkowski folgerte aus dieser beispielhaften Geschichte, dass Gott auch zunächst in die Enge führen könne und erst dann in die Weite. Wenn man aufbreche, werde nicht gleich alles besser, es könnte sogar zunächst schlimmer werden. Nur so könnten alte Denkmuster aufgebrochen werden: »Mit Israel hatte Gott ein Volk in die Freiheit gerufen, das zuvor nie erlebt hatte, frei zu sein«, meinte Drutkowski.

Auch die Norddeutsche Konferenz brauche so einen Mentalitätswechsel: Nicht selten werde an Vertrautem festgehalten, anstatt Neues zu denken und auch zu wagen. Dazu gehöre auch die vermeintliche Stärke, wenn Gemeinden sich als eine familiäre Gemeinschaft beschrieben. Häufig werde gar nicht wahrgenommen, dass »wir vielleicht nur uns selbst genug sind«. Vielfach sei von einem starken Glauben die Rede, ohne zu bemerken, dass sich alles »nur im Rahmen dessen, was uns selbst möglich erscheint« bewege.

Vertrauen auf einen großen Gott

Gott aber erweise sich als »Fachmann für Unmögliches«. So forderte Mose das Volk auf: »Der Herr wird für euch kämpfen, und ihr sollt still sein!« Oder wie es im Neuen Testament heißt (Markus 9,23): »Alle Dinge sind möglich dem, der glaubt.« Drutkowskis Schlussfolgerung: »Wir brauchen keinen großen Glauben, sondern vielmehr Vertrauen auf einen großen Gott.«

An dieser Stelle wurde Frank Drutkowski persönlich und sprach von seiner Corona-Erkrankung vor anderthalb Jahren. Nach einer Zeit körperlicher Schwäche sei er mit einer »seelischen Kraftlosigkeit« konfrontiert gewesen. Lange, so gab er zu, habe er Jesus etwas vorweisen wollen, aber »ich habe nicht einmal beten können«, sagte er in aller Offenheit. Erst als er seine Schwäche habe annehmen können, habe Gott begonnen, »zu meinem Herzen zu reden«, um eine neue Perspektive zu geben, erzählte Drutkowski aus dieser Zeit. So gebe es ausweglose Situationen, »wo sich die Dinge immer mehr verdichten und die Unmöglichkeiten immer klarer hervortreten.« Hier könne nur noch Gott helfen, sagte Drutkowski. »Und er tut es auch wirklich.«

Grußworte aus der Ökumene

Die Verbundenheit mit anderen Kirchen ist Teil der Konferenzeröffnungsgottesdienste. Grußworte ökumenischer Gäste brachten das auch in diesem Jahr zum Ausdruck. Der Vorsitzende des Ökumenischen Rates Berlin-Brandenburg, Hansjörg Günther, dankte in einem ausführlichen schriftlichen Grußwort der Evangelisch-methodistische Kirche, dass sie ökumenisch so engagiert sei. Dietmar Päschel, adventistischer Pastor und Vorsitzender der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft der Freikirchen in Berlin-Brandenburg, berichtete von Gemeinden in seinem adventistischen Verantwortungsbereich, in denen russische und ukrainische Gläubige gemeinsam Gottesdienst feierten.

Die Autoren

Michael Putzke ist Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche und leitet die Redaktion des zweiwöchentlich erscheinenden Kirchenmagazins »Unterwegs«. Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Zur Information

Die Norddeutsche Jährliche Konferenz tagt vom 18. bis zum 21. Mai in der Kreuzkirche in Berlin-Lankwitz. Am Sonntag, dem 22. Mai, endet die Tagung mit einem Sendungsgottesdienst in der Heilig-Kreuz-Kirche in Berlin-Kreuzberg. Das Gebiet der Norddeutschen Konferenz umfasst 92 Gemeinden mit 8.644 Kirchengliedern und Kirchenangehörigen (Stand: 31.12.2020) in den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, sowie in Teilen von Hessen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.