Norddeutsche Jährliche Konferenz Von Michael Putzke (kur)  | 

Schon jetzt anders auf das eigene Leben schauen

Maren Herrendörfer (Mitte, Verkündigung), Christine Guse (Musik) und Gabriel Straka (Gedächtnisworte) gestalteten die Gedächtnisfeier während der Norddeutschen Jährlichen Konferenz.
Maren Herrendörfer (Mitte, Verkündigung), Christine Guse (Musik) und Gabriel Straka (Gedächtnisworte) gestalteten die Gedächtnisfeier während der Norddeutschen Jährlichen Konferenz.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Die in Berlin tagende Norddeutsche Jährliche Konferenz unterbrach am gestrigen Samstag ihre Beratungen für eine Gedächtnisfeier.
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Die in Berlin tagende Norddeutsche Jährliche Konferenz unterbrach am gestrigen Samstag ihre Beratungen. In einer Gedächtnisfeier erinnerten sich die Konferenzmitglieder derer, die im zurückliegenden Konferenzjahr verstarben. Erinnert wurde an die Pastorenwitwe Hannaruth Harriefeld, geborene Schütz, die am 12. März dieses Jahres im Alter von 95 Jahren verstarb. Ebenso gedachten die Konferenzmitglieder Hinrich Wachtendorf, der im Alter von nur 62 Jahren am 28. März nach kurzer, schwerer Krankheit überraschend verstarb. Für den Bezirk Delmenhorst war er bis zu seinem Tod drei Jahre lang Laienmitglied der Norddeutschen Jährlichen Konferenz.

Der Tod als »gefürchtete Reise«

Das irdische Leben sei nicht alles, »wie aber das ›himmlische Zuhause‹ sein wird, wissen wir nicht«. Mit diesem Gedankengang eröffnete Maren Herrendörfer ihre Predigt im Gedächtnisgottesdienst. Die in Berlin wirkende Pastorin nahm dafür die Erzählung »Blatt vom Tüftler« des britischen Schriftstellers J. R. R. Tolkien auf. Ein Mann namens »Tüftler« versucht das Bild eines fantastischen Baumes zu malen. Vor seinem inneren Auge hat er ganz klare Vorstellung und verliert sich deshalb in allzu vielen Details.

Mit der Zeit wird ihm klar, dass er das Bild nicht fertigstellen wird, bevor seine eigene Zeit zu Ende ist. Die »gefürchtete Reise«, so wird der Tod in der Geschichte beschrieben, kommt jeden Tag näher. Viel früher als erwartet, wird der Mann aus seiner Arbeit herausgerissen und muss die »gefürchtete Reise« antreten. Der Baum war tatsächlich nicht mehr fertiggeworden. Auf dem Weg ins Jenseits ist er bei seiner Ankunft völlig überrascht: Vor ihm steht doch tatsächlich »sein« Baum – nicht als Gemälde, sondern exakt so wie er ihn vor seinem inneren Auge immer gesehen hatte. »Seinen Baum gibt es wirklich«, hält die Predigerin fest.

Nichts ist vergeblich

Diesen Gedanken aufnehmend hob Herrendörfer auf die tröstende Hoffnung ab: Nichts sei vergeblich gewesen, das die beiden Verstorbenen in ihrem Leben getan haben. Sie dürften jetzt sehen, womit auch sie – wie der Tüftler – vielleicht nicht fertig geworden waren.

Von dieser Hoffnung spreche auch Paulus, indem er die Gemeinde in Korinth auffordert: »Bleibt daher fest und unerschütterlich in eurem Glauben, meine lieben Brüder und Schwestern! Setzt euch mit aller Kraft für den Herrn ein, denn ihr wisst: Nichts ist vergeblich, was ihr für ihn tut.« (1.Korinther 15,58) Diese Hoffnung mache es möglich, schon jetzt anders auf das eigene Leben zu schauen.

»Mag sein, dass wir viele unserer Ideen und Vorstellungen nicht umsetzen können«, beschrieb Herrendörfer nüchtern die eigenen Grenzen. Aber Ideen und Träume seien nicht vergebens, »denn es gibt sie, die neue, heilgewordene Welt«, bezeugte die Predigerin. Gott werde diese neue Welt erschaffen, »und weil das so ist, haben Menschen Visionen von einer besseren und gerechteren Welt!« Es gebe mehr, als die Menschen sehen könnten. Mit dem eigenen Tun, so unvollendet es sein und bleiben mag, könnten Menschen an diesem Neuen und noch Unsichtbaren teilhaben.

Der Autor

Michael Putzke ist Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche und leitet die Redaktion des zweiwöchentlich erscheinenden Kirchenmagazins »Unterwegs«. Kontakt: redaktion(at)emk.de

Zur Information

Die Norddeutsche Jährliche Konferenz tagt vom 18. bis zum 21. Mai in der Kreuzkirche in Berlin-Lankwitz. Am Sonntag, dem 22. Mai, endet die Tagung mit einem Sendungsgottesdienst in der Heilig-Kreuz-Kirche in Berlin-Kreuzberg. Das Gebiet der Norddeutschen Konferenz umfasst 92 Gemeinden mit 8.644 Kirchengliedern und Kirchenangehörigen (Stand: 31.12.2020) in den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, sowie in Teilen von Hessen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.