Vom Leer-Fischen und einem stärkenden Frühstück
Vom 25. bis 29. Juni tagte die Süddeutsche Jährliche Konferenz, das Kirchenparlament der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) für Süddeutschland. Die Konferenzsitzungen fanden in Reutlingen statt. Den Abschluss bildete am gestrigen Sonntag, 29. Juni, der gut besuchte Konferenzgemeindetag in Fellbach bei Stuttgart mit Ordination, weiteren Veranstaltungsangeboten für alle Altersgruppen sowie Begegnungsmöglichkeiten und Informationsangeboten während der Mittagspause.
Dienstbereites Herz statt makelloser Leistung
»In der Ordination feiern wir nicht unsere Tauglichkeit, sondern Gottes Treue«, war eine der Aussagen, mit denen Werner Philipp seine Zuhörerschaft die Ohren spitzen ließ. Drei Frauen waren vom für Deutschland zuständigen Bischof der EmK ordiniert worden: zwei zu Pastorinnen, eine als Diakonin: Pastorin Susanne Meister, die eine neue Dienstzuweisung nach Bietigheim und in den Bezirk Neckar-Enz erhält, Annette Schöllhorn, die als Pastorin weiter in der Bodenseeregion mit Überlingen und Konstanz wirken wird, sowie Nadine Katrin Skarke, die als Diakonin weiter in Nürtingen arbeiten wird. Diese drei waren direkt angesprochen, aber auch die gesamte Konferenzgemeinde war ganz Ohr, wenn der Bischof davon sprach, dass Jesus »keine makellose Leistung sucht, sondern ein Herz, das bereit ist zu dienen«.
Sattwerden geht der Sendung voraus
Das der Predigt zugrundeliegende biblische Vorbild war eine Passage aus dem Johannesevangelium (Kapitel 21, Verse 1-19). Dort wird erzählt, wie Jesus sich um die Jünger kümmert, die als Fischer in der ganzen Nacht nicht einen einzigen Fisch gefangen hatten. »Trotz all ihrer Erfahrung, trotz aller Anstrengung; es ist ein tiefer Moment der Leere«, fasst der Bischof diese Erfolglosigkeit zusammen und zieht die Parallelen zu Erfahrungen im pastoralen Dienst und in Gemeinden, die aufgrund jahrelanger Erfolglosigkeit ins Zweifeln kommen.
Menschlich betrachtet folge der Erfolglosigkeit häufig der Tadel. Aber der am Ufer wartende Jesus empfing seine Jünger »am Kohlenfeuer nicht mit Tadel, sondern mit einem Frühstück«. Wieder so ein bischöflicher Satz, der die Ordinandinnen und die Konferenzgemeinde berührte. Philipp schob nach: »Jesus beginnt nicht mit Kritik, nicht mit Anforderungen oder Aufforderungen, sondern mit einem Zeichen von Nähe.« Diese wohltuenden Aussage betonte der Bischof noch einmal mit dem Verweis darauf, was dem Auftrag Jesu vorausgehe: »Bevor du gesendet werden kannst, musst du satt werden – mit Gnade, mit Vergebung, mit Liebe.«
Gottes Treue statt Vollkommenheit
Genau das werde in der Ordination, also der Beauftragung von Menschen für einen geistlichen Dienst in der Kirche, gefeiert: »Nicht unser Können, sondern seine Einladung; nicht unsere Tauglichkeit, sondern seine Treue.« Personen würden, so der Bischof, nicht ordiniert, weil sie schon alles könnten, sondern weil sie sich Jesus »mit offenen Herzen ganz zur Verfügung stellen möchten«.
Am Schluss greift der Bischof noch einmal die Erfahrung der Erfolglosigkeit auf, weil es immer Momente geben werde, »in denen ihr ›leer-fischt‹« und Müdigkeit und Zweifel lähmten. Aber genau dann werde Jesus still, wartend und einladend am Ufer stehen »und euch ein neues Frühstück bereiten«. Diese Ermutigung zur Zuversicht bündelte Philipp für die Ordinandinnen und die Gemeinden noch einmal in zwei Sätzen: »Diese Hoffnung trägt nicht nur euch – sie trägt auch uns als Kirche. Und deshalb feiern wir heute nicht eure Vollkommenheit oder Vervollkommnung, sondern Gottes Treue.«
Die Atmosphäre in der Schwabenlandhallt mit knapp 1.400 Gottesdienstbesuchern sowie Reaktionen nach dem Gottesdienst ließen ein konzentriertes Zuhören und ein ermutigtes Zurückkehren in die eigenen Gemeinden erkennen.
Angebote für alle Generationen
Zum sonntäglichen Konferenzgemeindetag gehörten auch ein am Vorabend veranstaltetes Jugendtreffen mit 120 jungen Leuten unter dem Thema »Gott, lass mal reden« und am Sonntag das parallel veranstaltete Kiko-Kinderprogramm mit dem Thema »Meine Hoffnung lässt mich hüpfen«. Begegnungsangebote und Aktionen füllten die Mittagspause und den Nachmittag.
Fast 500 Personen hörten in der nachmittäglichen Live-Darbietung den Holy-Club-Podcast zwischen Moritz Mosebach und Christof Voigt. Mosebach ist Pastor und eine der drei Personen, die wöchentlich eine Hörfolge zu Glauben und Tradition der methodistischen Bewegung veröffentlichen. Am Konferenzgemeindetag hatte er Christof Voigt, den Rektor und Professor für Philosophie und Biblische Sprachen der evangelisch-methodistischen Theologischen Hochschule Reutlingen, live vor dem Mikrofon. Im Interview erzählte Voigt prägende Erfahrungen aus seinem Elternhaus, erklärte Besonderheiten methodistischer Theologie und gab Einblicke in die Arbeit der Theologischen Hochschule. Die Live-Veranstaltung ist bereits als neue Podcastfolge zum Nach- und Mithören im Internet freigeschaltet.
Weiterführende Links
Internetauftritt der Süddeutschen Jährlichen Konferenz
Hoffnung begleitet uns – Ordinationsgottesdienst vom 29.6.2025 in der Schwabenlandhalle, Fellbach (You-Tube-Video)
Holy-Club-Podcast-Folge mit Moritz Mosebach und Prof. Christof Voigt (Audio-Podcast)
Der Autor
Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de.
Zur Information
Die Süddeutsche Jährliche Konferenz ist ein Kirchenparlament der Evangelisch-methodistischen Kirche. Ihr Gebiet umfasst die Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland sowie Teile Nordrhein-Westfalens und gliedert sich bisher in die vier Distrikte Heidelberg, Nürnberg, Reutlingen und Stuttgart – künftig in die zwei Distrikte Südwest und Südost. Das Kirchenparlament hat rund 450 Mitglieder und ist zuständig für 219 Gemeinden in 107 Bezirken mit rund 24.400 Kirchengliedern und Kirchenangehörigen. (Stand 31.12.2023 – aktualisierte Zahlen werden nachgereicht)
www.emk-sjk.de