Zwei neue Superintendenten für die EmK »im Norden«
Bei der in Bremen-Vegesack tagenden Norddeutschen Jährlichen Konferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) berief Bischof Harald Rückert am heutigen Freitag, 24. Mai, zwei neue Superintendenten. Die Pastoren Holger Sieweck aus Berlin und Olaf Wischhöfer aus Osnabrück werden ab 2025 ihr neues Amt als Superintendenten antreten.
»Wir brauchen neue Menschen für das Superintendentenamt in der Norddeutschen Jährlichen Konferenz«, sagte der Bischof zur Einleitung der Berufung von zwei Personen für dieses Amt. Allerdings habe der Wahlausschuss die formalen Bedingungen für eine Nominationswahl nicht erfüllen können. Die für eine Wahl erforderliche Zahl von mindestens zwei Kandidaten je Stelle konnte nicht erreicht werden. Deshalb hatte die Norddeutsche Jährliche Konferenz bei einer per Internetübertragung durchgeführten außerordentlichen Tagung am 28. Februar auf ihr Vorschlagsrecht verzichtet und den Bischof gebeten, zwei Personen für das Amt zu berufen. Diese Berufung fand am Ende der Vormittagssitzung am heutigen Freitag statt. Mit dem Lied »Ich singe für die Mutigen …, die Gottes Ruf hören, die auch ins Ungewisse geh‘n mit ihm« brachten die Konferenzmitglieder ihren Dank und die Unterstützung zum Ausdruck, die sie den beiden neuen Superintendenten für die Ausübung ihres Dienstes entgegenbringen.
Holger Sieweck: Gegenseitig Lernende und Unterstützende sein
Nach gut dreißig Jahren Erfahrung als Gemeindepastor ist Holger Sieweck »in großer Ehrfurcht gespannt vor dem, was jetzt kommt«. In der neuen Aufgabe als Superintendent sieht er »eine Chance, in noch einmal ganz andere Weise meinen Dienst zu gestalten«. Der heute 58-Jährige wurde in Leipzig mit zwei weiteren Geschwistern in eine Pastorenfamilie hineingeboren. Aufgrund der dienstlichen Versetzungen des Vaters wuchs er im sachsen-anhaltinischen Genthin und an der Ostseeküste in Wismar auf. Wegen der Zugehörigkeit zur Kirche blieb ihm das Abitur verwehrt, sodass er eine Ausbildung zum Baufacharbeiter machte.
Mit 21 Jahren begann er nach einer Sonderprüfung für Theologie mit dem Studium der Evangelischen Theologie an der Universität Leipzig seinen Weg in den pastoralen Dienst. Pastor zu werden, sei für ihn aber nicht selbstverständlich gewesen, obwohl er damit »Pastor in dritter Generation« wurde, wie er es selbst formuliert. »Es war ein Ringen«, beschreibt er die berufliche Entscheidung. Die seitherigen Dienstzuweisungen in Gemeinden führten ihn seit 1993 über Genthin und Magdeburg nach Berlin-Neukölln und Eichwalde (ab 2003) sowie nach Berlin-Friedenau und Berlin-Friedrichshain (seit 2015).
In der jetzt vor ihm liegenden Aufgabe sieht er eine »Zäsur«. Der Dienstantritt als Superintendent sei ein »kompletter Wechsel«, weil dann eine neue Person die bischöfliche Leitung innehabe und gleichzeitig die Struktur der Distrikte und der Regionen für die Kirche in Norddeutschland neu organisiert werde. »Eigentlich ist alles im Umbruch«, sagt er und formuliert die Herausforderung. »Mir ist klar: Das kann nur gemeinsam gelingen, indem die ganze Konferenz das mitträgt.« Diese Veränderungen könnten nur gelingen, »wenn wir gegenseitig Lernende und Unterstützende sind«, ist Sieweck überzeugt.
Für die Umsetzung sieht der neue Superintendent die Herausforderung darin, »die Regionen zu stärken und die Kräfte zu bündeln«. Dazu gehöre auch, »das, was uns Methodisten ausmacht und prägt, an möglichst vielen Stellen zu erhalten und zu stärken«. Als Kennzeichen der »methodistischen Identität« sieht der verheiratete Familienvater von zwei erwachsenen Kindern »fröhlich-lebendig gelebtes Gottesdienstfeiern« sowie »eine verbindliche Lebensgestaltung im Glauben«. Für den Methodismus prägend sieht er auch das Verbundensein innerhalb einer Region, in der Konferenz und in einer Kirche, die über die eigene Gemeindegrenze und Konferenz hinaus zusammengehört. Außerdem gehört für ihn auch »eine große Bandbreite an kirchlicher Tradition und Sozialisation« sowie »die Offenheit für ein Miteinander in der Ökumene« zum Kern methodistischer kirchlicher Arbeit.
Trotz der großen Herausforderungen freut sich Sieweck auf seine neue Aufgabe. Er ist zuversichtlich, dass mit der in den letzten Jahren angesichts schwieriger Diskussionen zum Umgang mit Homosexualität die dabei erlernte Gesprächsfähigkeit auch in den kommenden Umbrüchen tragen kann. »Wir sind gesprächsfähig geblieben und haben Dialogfähigkeit entwickelt«, beschreibt er die Phase im Ringen der Kirche. »Wir haben einander unsere Überzeugungen anerkannt und uns gegenseitig Freiheit und Überzeugung zugestanden.« Das, so der neue Superintendent, seien gute Voraussetzungen, gemeinsame Wege in die Zukunft zu finden und zu gestalten.
Olaf Wischhöfer: Nicht auf alle Fragen eine Antwort haben müssen
Olaf Wischhöfer wurde in Hamburg geboren und wuchs in Lübeck auf. Seine gymnasialen Schwerpunkte mit Mathematik und Physik zielten auf einen beruflichen Weg als Ingenieur. Die Glaubenserfahrungen als 18-Jähriger bei einer Evangelisation in seiner Heimatgemeinde Lübeck-Dornbreite sowie der Zivildienst bei der Heilsarmee in Hamburg-St. Pauli setzten jedoch andere Akzente. Vor allem die Predigten des Pastors seiner Heimatgemeinde, Werner Braun, faszinierten ihn. »Dass da einer etwas sagt, was existentiell ist und mit allem zu tun hat – ob Frieden, Welt, alles gehört dazu –, das hat mich tief beeindruckt.« Ihm sei klargeworden, »dass mich da etwas gezogen hat«, beschreibt der eher introvertierte Pastor dieses damalige Erleben. »Ich hatte den Eindruck, da ist etwas, das alle wissen müssen.«
So führte ihn sein Weg 1987 in den pastoralen Dienst. Über das Praktikum in Köln und das Studium am Theologischen Seminar in Reutlingen (heute Theologische Hochschule Reutlingen) führten die weiteren Stationen 1993 nach Hamburg-Harburg und Wilhelmsburg, 1995 nach Leer in Ostfriesland, 2003 nach Hamburg-Hamm und seit 2013 nach Osnabrück. »Mein Gemeindedienst war davon geprägt, missionarischen Gemeindeaufbau treiben zu wollen«, beschreibt der verheiratete Familienvater von vier erwachsenen Kindern seine Leidenschaft als Gemeindepastor. Gleichzeitig blickt er kritisch auf diese Zeiten zurück.
Er habe viele Ansätze mitgestalten können und mit den Gemeinden zusammen die Arbeit »zukunftstauglich« weiterentwickeln können. Gemeinden hätten einen »Kulturwandel« vollzogen, sich in den Stadtteil hinein vernetzt oder sich für die Nöte von Mitmenschen interessiert. »Allerdings«, so Wischhöfer, »ist der missionarische Erfolg nicht im erhofften Maß eingetreten.« Er beschreibt diese Erfahrung damit, immer wieder an unüberwindbar scheinende Grenzen gekommen zu sein. Darüber hinwegzukommen sei nicht einfach – weder für die Gemeinde noch für den Pastor. Statt aufzugeben habe ihn das aber zum Weiterfragen animiert. Dabei habe er entdeckt, dass manche theologischen Angebote und Antworten zu eng oder zu einfach seien. »Andere haben auch recht; die Welt ist größer«, beschreibt er diesen inneren Umbruch aus einer eher eng geprägten Frömmigkeit in eine sich weiter öffnende theologische Grundhaltung.
Während einer dreimonatigen Auszeit im Recollectiohaus bei den Benediktinern im fränkischen Münsterschwarzach sei er »in eine neue Welt der Spiritualität« eingetaucht. »Das war eine seelsorgerlich sehr berührende Erfahrung«, beschreibt Wischhöfer diese Zeit. Für ihn leitend wurde daraufhin der Satz: »Ich muss nicht auf alle Fragen eine theologische Antwort haben.« Aus seinen jugendlichen Glaubenserfahrungen hatte er eine Haltung übernommen, dass überzeugter Glaube »immer eine Antwort haben muss«. Dieser Druck sei jetzt weg, was er als »eine sehr wohltuende Erfahrung« beschreibt. »Ich muss nicht alles wissen und können, sondern Gott will sich in mir entfalten können.« Das nehme er jetzt auch in seine neue Aufgabe als Superintendent mit.
Deshalb sagt der 59-Jährige zu der neuen Herausforderung: »Ich habe Lust mit meinen Kolleginnen und Kollegen am weiteren Weg der Kirche zu arbeiten.« Dabei habe er auch im Blick, dass Bischof Rückert bei einer der letzten Konferenzen sagte: »Wir stehen vor Veränderungen, deren Ausmaß wir noch nicht einmal erahnen.« Er habe dafür kein fertiges Konzept »wie das mit weniger Menschen und Finanzen gehen kann«. Er ist gespannt auf die neue Aufgabe und sieht darin »eine extreme Herausforderung, noch einmal als Mensch zu wachsen und in der Dienstgemeinschaft und mit den Gemeinden diese Aufgaben anzugehen«.
Der Autor
Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de.
Zur Information
Die Norddeutsche Jährliche Konferenz ist ein Kirchenparlament der Evangelisch-methodistischen Kirche. Ihr Gebiet umfasst die Bundesländer Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein sowie Teile von Nordrhein-Westfalen, Hessen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Es gliedert sich in die Distrikte Berlin, Essen und Hamburg. Das Kirchenparlament hat rund hundert Mitglieder. Es ist zuständig für 90 Gemeinden in 59 Bezirken mit rund 8.500 Kirchengliedern und Kirchenangehörigen.
Aus dem Rahmenprogramm der Tagung der Norddeutschen Jährlichen Konferenz:
Freitag, 24. Mai 2024,19:30 Uhr
Abend der Gemeinschaft
Christophoruskirche, Menkestraße 15, 28755 Bremen-Nord
Sonntag, 26. Mai 2024,10 Uhr
Abschlussgottesdienst
Leitung: Irene Kraft, Predigt: Bischof Harald Rückert
Christophoruskirche, Menkestraße 15, 28755 Bremen-Nord
Der Gottesdienst wird über Youtube live gestreamt unter www.youtube.com/live/aZzr7Mdoe5M und ist im Nachgang bei Youtube verfügbar.