Zum Generalkonferenz-Beschluss Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Das Ringen um einen Weg zur Bewahrung der Einheit

Der Kirchenvorstand der EmK in Deutschland bei seiner Tagung in Fulda am 9. März 2019.
Der Kirchenvorstand der EmK in Deutschland bei seiner Tagung in Fulda am 9. März 2019. Vordere Reihe (jeweils von links nach rechts): Pastorin Katharina Lange, Carmen Scholle, Elisabeth Schoor, Bischof Harald Rückert, Superintendent Christhard Rüdiger, Joachim Blechschmidt, Rektor THR Prof. Dr. Roland Gebauer; mittlere Reihe: Joris Brombach, Superintendentin Irene Kraft, Zippora Hochholzer-Klaiber, Pastor (des. Superintendent) Stefan Kettner, Pastor Dr. Lothar Elsner, Susanne Bader, Pastorin Franziska Demmler, Pastor Ruthardt Prager, Superintendent Stefan Kraft, Frieder Dittrich; hintere Reihe: Claudia Schulz, Superintendent Carl Hecker, Dr. Kai-Uwe Dannenberg, Matthias Wichers, Claus Aichele, Superintendent Markus Jung, Dieter Klotz, Reinhard Blechschmidt, Superintendent Gabriel Straka, Superintendent Siegfried Reissing, Superintendent Tobias Beißwenger, Pastor (des. Superintendent) Werner Philipp D. Min., Pastor Christoph Klaiber
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Als Reaktion auf den Beschluss des »Traditional Plan« wendet sich der Kirchenvorstand mit einer Botschaft an die Gemeinden der EmK in Deutschland.
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Der Kirchenvorstand der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) in Deutschland hatte seine turnusgemäße Frühjahrssitzung am Freitag und Samstag (8. und 9. März) der jetzt zu Ende gegangenen Woche. Fast die gesamte Sitzungszeit beschäftigte sich das im hessischen Fulda tagende Gremium mit dem Beschluss der jüngst in St. Louis zu Ende gegangenen Generalkonferenz. Mit einer Botschaft, die Einheit zu bewahren und sich dafür gemeinsam auf den Weg zu machen, wendet sich der Kirchenvorstand an die EmK-Gemeinden in Deutschland.

Betroffenheit und Sorge um die Einheit der EmK

»Es gibt kaum eine Region auf der evangelisch-methodistischen Weltkarte, wo nach der Entscheidung der Generalkonferenz nicht Scherben, Zerbruch und tiefe Gräben entstanden sind«, eröffnete Harald Rückert, der für die EmK in Deutschland zuständige Bischof, die Sitzung des Kirchenvorstands. Das seien erste Auswirkungen der Entscheidung der Generalkonferenz, die den sogenannten »Traditional Plan« beschlossen hatte, mit der an den bisherigen Bestimmungen der Kirchenordnung zur Homosexualität festgehalten wird. Darüber hinaus fordert der Beschluss die konsequente Anwendung aller diesbezüglichen Regelungen und verschärft diese durch Kontrolle und Strafen. Tief betroffen hörten die Mitglieder des Kirchenvorstands Rückerts Informationen von zahlreichen Bischofskollegen aus Nord-, Mittel- und Südeuropa, aus den USA, aus Afrika und von den Philippinen. Aus allen Regionen sei tiefe Betroffenheit und große Sorge um die Einheit der EmK zu vernehmen. Mit Zitaten aus Schreiben an den Bischof erhielten die Mitglieder dieses Leitungsgremiums für die EmK in Deutschland auch Einblick in die Zerrissenheit und emotionale Betroffenheit, die der Beschluss bei Menschen mit ganz unterschiedlichen Haltungen in Gemeinden der EmK in Deutschland auslöste.

»Nicht akzeptabel«

Mit dem Beschluss der Generalkonferenz hatte sich der Kirchenvorstand zu befassen, weil im Rahmen der Beschlussfassung der Generalkonferenz ausdrücklich eine Stellungnahme weltweit aller Jährlichen Konferenzen der EmK verlangt wird. Mit zwei wesentlichen Aussagen wendet sich der Kirchenvorstand nach seinen Beratungen an die Menschen in den deutschen EmK-Gemeinden. Zum einen heißt es in der Botschaft des Kirchenvorstands: »Unabhängig von unseren inhaltlichen Überzeugungen sind wir einstimmig der Meinung, dass diese Bestimmungen des Traditional Plan für unsere Kirche in Deutschland nicht akzeptabel sind.« Deshalb gehe die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland »den damit eingeschlagenen Weg von Gesinnungskontrolle und verschärften Strafen nicht mit«. Die Mitglieder des Kirchenvorstands betonen, dass »demokratisch getroffene Entscheidungen« zu achten sind. Allerdings würden die weitreichenden Folgen dieses Beschlusses in diesem Fall eine Übernahme und Ausführung des Beschlusses durch die evangelisch-methodistischen Gremien in Deutschland nicht ermöglichen.

Ein gemeinsamer Weg, »der uns allen viel abverlangt«

Die zweite Hauptaussage der Botschaft des Kirchenvorstands ist eine Einladung an alle Gruppierungen der EmK in Deutschland, an einem Weg zur Bewahrung der Einheit mitzuwirken. Auf diesem Weg könne die Kirche nur zusammenbleiben, wenn es gelinge, »auch ohne Einigkeit in wichtigen Fragen, in Nähe und Anerkennung zu leben. Deshalb wollen wir eine Kirche werden, in der sowohl homosexuell empfindende Menschen ordiniert und bei einer Eheschließung gesegnet werden können als auch traditionell eingestellte Menschen ihre Vorstellungen und Lebensweisen bewahren können. In diesem Ziel sind wir uns als Kirchenvorstand einig.« Dieser Weg werde eingeschlagen im Bewusstsein, »dass das Bemühen um Gemeinschaft uns allen auch in Zukunft viel abverlangen wird«, wenn Menschen unterschiedlicher Überzeugungen Geborgenheit und Heimat in der Kirche finden sollen. Die Bitte wird ausgesprochen, »in unserer Kirche zu bleiben und zusammen mit uns diesen Weg zu suchen«.

Runder Tisch

Der Kirchenvorstand beschloss, für die Suche eines Weges zur Bewahrung der Einheit, einen »Runden Tisch« zu bilden, zu dem »Menschen verschiedener Gruppierungen und Richtungen« eingeladen werden. Dieser werde noch vor Mitte Mai seine Arbeit aufnehmen. Eine Gruppe, die den Prozess für einen Runden Tisch einleiten soll, wird von Bischof Rückert berufen und geistlich geleitet. Im November 2020 sollen bei der Zentralkonferenz »richtungsweisende Beschlüsse« gefasst werden, weil nur dort die kirchliche Ordnung betreffende Entscheidungen für alle drei deutschen Jährlichen Konferenzen gefasst werden können.

Zeichen für eine zunehmend zerrissene und gespaltene Gesellschaft

Die Mitglieder des Kirchenvorstands weisen ausdrücklich darauf hin, dass der Beschluss nach intensiven Beratungen zustande gekommen sei. Die für die neun Distrikte der EmK in Deutschland zuständigen Superintendenten (eine Frau und acht Männer) sowie die weiteren 21 stimmberechtigten und beratenden Mitglieder des Kirchenvorstands hätten, so die Botschaft an die Gemeinden, »mehrere Tage lang intensiv, emotional und ehrlich mit diesem Beschluss und allen seinen Folgen gerungen«. Trotz weit auseinanderliegender Überzeugungen hätten sie zu diesem einstimmigen Beschluss gefunden. Wenn dieser Weg gelinge, so heißt es am Schluss der Botschaft, könne das »ein Zeichen in einer zunehmend zerrissenen und gespaltenen Gesellschaft« sein. Der Wortlaut der gesamten Botschaft an die Gemeinden ist einem Anhang zu dieser Meldung zu entnehmen.

Der Autor
Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

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