ÖRK-Vollversammlung Karlsruhe Von Klaus Ulrich Ruof  | 

»Ich bin wirklich begeistert«

Ann Jacob, Pastorin der EmK aus dem US-Bundesstaat Washington und Jugenddelegierte an die ÖRK-Vollversammlung
»Ich bin wirklich davon begeistert, dass es hier so viele Menschen gibt, die bereit sind, sich an den Tisch zu setzen.« – Ann Jacob, Pastorin der EmK aus dem US-Bundesstaat Washington und Jugenddelegierte an die ÖRK-Vollversammlung.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Die jungen Delegierten bei der ÖRK-Vollversammlung traten mutig in die Öffentlichkeit. Sie wollen Verantwortung übernehmen für den Weg der Kirchen.
3 Minuten

Am Ende der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Karlsruhe geht der Blick noch einmal zurück an den Anfang. Im Eröffnungsgottesdienst, in der rücksichtsvollen ÖRK-Sprache Eröffnungsgebet genannt, trat eine junge Frau auf. Sie war ausgewählt worden, nach Predigt, Glaubensbekenntnis und einigen Liedern das »Zeugnis der Jugend« vorzutragen. Ann Jacob heißt diese junge Frau. Sie ist Pastorin der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) in Edmonds im US-Bundesstaat Washington an der Westküste der Vereinigten Staaten. Warum sie in Karlsruhe mit dabei ist und was ihr die Ökumene bedeutet, erzählt sie in einem Gespräch.

Gemeinsam am Tisch sitzen

Schnell wird in der Begegnung unter freiem Himmel im sonnigen Karlsruhe klar, dass Jacob durch und durch ökumenisch motiviert ist. Von dem gemeinsamen Auftritt der Kirchen erwartet sie viel. Bereits mit einem der ersten Sätze bringt sie das auf den Punkt: »Ich bin wirklich davon begeistert, dass es hier so viele Menschen gibt, die bereit sind, sich an den Tisch zu setzen, zusammen zu diskutieren und bereit sind zur Zusammenarbeit.«

Zwei Gründe gebe es bei ihr für diese Haltung, erklärt sie. Zum einen sei sie in einer großen Familie aufgewachsen in der völlig selbstverständlich unterschiedliche Denominationen friedlich zusammenkommen. Ihre Erwähnung beim Eröffnungsgottesdienst, dass zur Großfamilie bis heute auch neunzehn Pastoren gehörten, löste ein lautes Lachen in der Feierrunde aus. Diese Vielfalt des Glaubens bis hin zu den familiären Wurzeln in Indien führten sie zu der tiefen Überzeugung: »Es war mir nie eine Frage, dass wir alle eins sind«. So selbstverständlich wie das klingt, bewegt sie sich jetzt ganz selbstverständlich in Karlsruhe unter rund 4.000 Gleichgesinnten und redet ganz selbstverständlich von ihrer Hoffnung, was das ökumenische Miteinander bewirken könne.

Der zweite Grund ihres Hierseins habe mit ihrem kirchlichen Weg über die Jugendarbeit bis in den pastoralen Dienst zu tun. Besonders in ihrer Studienzeit habe sie ökumenische Erfahrungen gemacht. In dieser Zeit habe sie an einem ökumenischen Studienprogramm teilgenommen, bei dem sie auch den Sitz des ÖRK in Genf und die internationale Bruderschaft Taizé im französischen Burgund besuchten.

Eine stupsende Kirche

Mit diesen Erfahrungen und ihrer Begeisterung war sie wohl aufgefallen, sodass sie vom Bischofsrat der EmK als Jugenddelegierte ausgewählt wurde. Genauso überraschend kam die Anfrage, ob sie das Zeugnis der Jugend im Eröffnungsgottesdienst beitragen würde. Wenn sie gewusst hätte, dass dieses Zeugnis so prominent bald nach der Predigt platziert war, hätte sie mehr gezögert, sagt sie.

Ihr habe aber geholfen, dass sie in der Kirche schon früh in die Mitarbeit einbezogen wurde. »Meine Kirche hat mir viele Erfahrungen ermöglicht, zu reden und zu leiten«, sagt sie. Die Kirche habe ihr immer wieder einen Stups gegeben und sie begleitet. Auch deshalb sei sie jetzt hier in Karlsruhe dabei. Nun wolle sie selbst jungen Menschen Anstöße geben, sie ermutigen und begleiten, damit sie sich einbringen. Das liege ihr auch für die Arbeit des ÖRK besonders am Herzen, erklärt die 30-Jährige.

Es bleibt noch viel zu tun und viel zu beten

»Ich wünsche mir, dass die Stimme der jungen Leute, die noch nicht so abgestumpft sind und noch nicht so arg gefangen sind in den bürokratischen Abläufen, gehört wird und dass sie sich dazu wirklich bewegen lassen, aktiver zu sein.« Das sei nötig für die großen Fragen, die vor allem mit Klima und Klimagerechtigkeit einhergehen. Dafür erwarte sie auch von der Vollversammlung klare und dringende Aussagen angesichts der fortschreitenden Erderwärmung.

Dass die jungen Leute hier mehr einfordern, unterstützte die junge Delegierte schon in den Tagen der jetzt zu Ende gehenden Versammlung. Sie begehrten auf, weil in der neuen Zusammensetzung des ÖRK-Zentralausschusses zu wenige Jugendliche Berücksichtigung fanden. Ihnen wurde zugesichert, dass die Zahl überdacht und vergrößert werden soll. »Vielleicht bin ich ja auch ein wenig naiv«, sagt Jacob, »aber ich erwarte mir viel von uns jungen Leute, dass wir zur Veränderung aktiv beitragen«. Sie selbst wurde während der Vollversammlung in den Zentralausschuss gewählt. Eine Chance, der Stimme der Jugend Gehör zu verleihen.

Ihr Zeugnis der Jugend in der Eröffnungsveranstaltung beendete Ann Jacob mit einem Gebet. Darin formulierte sie, dass »unsere Liebe« Balsam sein solle, der Wunden und verletzte Stellen heilen könne. Diese Liebe solle »radikal« sein und ganz nah bei den Menschen an den Rändern der Gesellschaft, damit ihnen Vorrang vor dem Profit gegeben werde. Nicht zuletzt sollten die Menschen durch die Liebe »einander Christus anbieten, der mit Frieden und Versöhnung überströmt«. Wenn das Welttreffen der in Karlsruhe versammelten Kirchen jetzt endet, dann ist dieser Gebetswunsch noch nicht erfüllt. Er wird noch oft wiederholt werden müssen, denn es bleibt noch viel zu tun und deshalb viel zu beten.

 

Weiterführende Links

Informationen zu Angeboten der EmK im Rahmen der ÖRK-Vollversammlung

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de