ÖRK-Vollversammlung Karlsruhe Von Klaus Ulrich Ruof  | 

»Wir sind Botschafter der Versöhnung«

Ivan Abrahams (links), Generalsekretär des Weltrats methodistischer Kirchen, und Harald Rückert, für Deutschland zuständiger Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche
Zwei Bischöfe, ein Thema: Über Versöhnung sprachen Ivan Abrahams (links), Generalsekretär des Weltrats methodistischer Kirchen, und Harald Rückert, für Deutschland zuständiger Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Methodistische Gäste aus aller Welt besuchten gestern die Karlsruher EmK-Gemeinde. Die Mitte der ÖRK-Versammlung dient traditionell den Begegnungen.
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Das in der Mitte einer Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) liegende Wochenende ist bewusst für Exkursionen und Gemeindebegegnungen vorgesehen. Damit wird den aus der ganzen Welt anreisenden Teilnehmern und Mitwirkenden die Möglichkeit gegeben, das jeweilige kirchliche Leben der gastgebenden Stadt und des Gastgeberlandes kennenzulernen.

Für die evangelisch-methodistische Erlöserkirche stand der gestrige Sonntag ganz im Zeichen internationaler methodistischer Begegnungen. Sowohl der morgendliche Abendmahlsgottesdienst als auch der abendliche Empfang brachte Methodisten aus vier Kontinenten mit deutschen Gottesdienstbesuchern und extra für diesen Tag angereisten Gästen aus anderen EmK-Gemeinden zusammen.

Es geht um die Welt, nicht um die eigene Befindlichkeit

In Verbindung zum Thema der ökumenischen Versammlung (»Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt«) stellte Ivan Abrahams die »Versöhnung« in den Mittelpunkt seiner Predigt. Der Generalsekretär des Weltrats methodistischer Kirchen und Bischof der Kirche im südlichen Afrika ermutigte die Gottesdienstbesucher dazu, jede Anstrengung zu unternehmen, um Beziehungen zu heilen, indem sie Vergebung und Verzeihung anböten. Das sei ein biblischer Auftrag, stellte Abrahams klar!

Der südafrikanische Theologe verwies dabei auch auf Karl Barth, der in seinem umfangreichen theologischen Werk, dem Thema Versöhnung eine zentrale Bedeutung beigemessen hatte. Versöhnung, so Barth, sei nichts Verhandelbares, sondern stehe als Auftrag an erster Stelle. »Wir sind Botschafter der Versöhnung«, fasste Abrahams diesen Auftrag in einem Satz zusammen. Dabei gehe es um mehr als nur um eine persönliche Wohlbefindlichkeit. Ziel der Versöhnung sei, die Gesellschaft und die Welt zu erneuern und zu verwandeln.

Auch bei Hoffnungslosigkeit noch ein Lied anstimmen können

Jedoch dürften Christen nicht passiv auf bessere Zeiten warten. Vielmehr müssten sie sich an dem fast humorvoll klingenden Satz orientieren, den die US-amerikanische Schriftstellerin und Aktivistin June Jordaan (1936-2002) formulierte: »Wir selbst sind diejenigen, auf die wir gewartet haben.« Abrahams betonte das noch einmal ausdrücklich: »Wir sind es, die Veränderung herbeiführen.«,

Diese Haltung habe Methodisten immer ausgezeichnet, so Abrahams. Sie hätten einen unzähmbaren Geist und würden auch angesichts aussichtsloser Situationen jederzeit noch ein Lied anstimmen können. »Die Zukunft gehört uns; lasst uns ihr bereitwillig dienen!«, forderte der Generalsekretär der methodistischen Weltgemeinschaft seine methodistischen Geschwister aus aller Welt auf.

Zwei Erzfeinde als Beispiel für gelebte Versöhnung

Beim abendlichen Empfang, zu dem sich noch einmal viele der internationalen methodistischen Gäste in der Erlöserkirche einfanden, nahm Harald Rückert den Gedanken aus der vormittäglichen Predigt auf. Der für Deutschland zuständige Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) verband sein Grußwort und einen kleinen Bericht über die Situation kirchlicher und methodistischer Arbeit in Deutschland mit der besonderen geografischen Lage der Stadt Karlsruhe. Über die Nähe zu Frankreich, das unweit von Karlsruhe jenseits des Rheins liege, machten sich heute die Menschen kaum mehr Gedanken. Dass sich Deutsche und Franzosen einmal als Feinde gegenüberstanden, sogar als »Erzfeinde«, sei fast nicht mehr wahrzunehmen.

Dass in dieser ursprünglich verfeindeten Beziehung zweier Völker nach dem zweiten Weltkrieg Versöhnung geschehen sei, gleiche einem Wunder. Diese geschehene Veränderung könne als eindrückliches Beispiel dafür dienen, was Versöhnung bewirken könne. Rückert verband das ausdrücklich mit der Situation, in der sich die Evangelisch-methodistische Kirche befindet. Die weltweite Diskussion innerhalb der Kirche über sexualethische Fragen zerreiße die Kirche geradezu. Manche könnten sich gar nicht vorstellen, dass noch ein versöhnliches Miteinander möglich sein könnte. Das Beispiel der Region Karlsruhe, in der einmal zwei zutiefst verfeindete Nationen einander gegenüberstanden, könne Mut machen, so Rückert. Heute gebe es nicht einmal mehr eine sichtbare Grenze zwischen den ehemaligen verfeindeten Ländern. Das Beispiel unterstreiche die biblische Wahrheit: »Versöhnung ist möglich!«

Mit diesen inhaltlichen Impulsen begegneten sich die methodistischen Gäste am Vormittag und Nachmittag und knüpften neue oder vertieften bestehende Kontakte. Die Vollversammlung der Ökumene als Impulsgeber für die »weltweite methodistische Ökumene«.

 

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Informationen zu Angeboten der EmK im Rahmen der ÖRK-Vollversammlung

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de