Zentralkonferenz in Würzburg Von Iris Hahn, Klaus Ulrich Ruof  | 

Das Neue beginnt zu sprießen

Ein graumelierter Mann steht hinter dem Abendmahlstisch der Gemeinde zugewandt mit zum Segen erhobenen Händen. Hinter dem Mann befindet sich eine große gewölbte Messingscheibe. Im Vordergrund stehen Menschen mit dem Rücken zur Kamera.
Mit dem Segen am Ende des abschließenden Gottesdienstes endete die Zentralkonferenz Deutschland der Evangelisch-methodistischen Kirche. Der Gottesdienst fand statt in der Kapelle des Exerzitienhauses Himmelspforten in Würzburg. Der neue Bischof Werner Philipp D.Min., hier bei der Erteilung des Schlusssegens, predigte zum Thema »aufblühend«.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Mit einem Gottesdienst endet die Zentralkonferenz. Der neue Bischof lädt ein, offen zu sein für das Neue, das Gott »in unserer Kirche« tun will.
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Die Zentralkonferenz Deutschland der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) tagte in der zurückliegenden Woche von Mittwoch, 12. Februar, bis Sonntag, 16. Februar in Würzburg. Der Schlussgottesdienst am gestrigen Sonntag bildete das feierliche Tagungsende. Der für Deutschland zuständige Bischof Harald Rückert, der demnächst in den Ruhestand geht, wurde im Gottesdienst entlastet. Werner Philipp, der als Rückerts Nachfolger neugewählte Bischof, wurde in sein neues Amt eingeführt und gesegnet.

Neues sprießt – vielleicht erst im Verborgenen

In seiner Antrittspredigt lenkte Bischof Werner Philipp den Blick auf das Kleine: »Erkennt ihr es nicht?« Diese Frage formulierte Gott gegenüber dem Volk Israel, wie es der Prophet Jesaja niederschrieb (Jesaja-Buch Kapitel 43, Vers19). Der neue Bischof lud die Delegierten der Zentralkonferenz und die Gäste seiner Amtseinführung ein, »genauer hinzusehen, wachsam und offen zu sein für das Neue, das Gott in unserer Kirche tun will«.

Über hundert Personen hatten sich in der nordbayerischen methodistischen Diaspora im unterfränkischen Würzburg zur Einführung des neuen Bischofs eingefunden. Diese fand in der Kapelle des Tagungshauses Himmelspforten statt und bot den Raum, ihn zu begrüßen und für ihn zu beten. Das dem Jesaja-Buch entnommene Tagesthema »aufblühend« legte Philipp aus und lud dazu ein, Hoffnung zu schöpfen. So wie die Knospen des Magnolienbaums im Innenhof der Klosteranlage Himmelspforten trotz der niedrigen Temperaturen unmerklich immer größer würden, so schaffe auch Gott im Leben der Menschen und der Kirche – vielleicht erst im Verborgenen – etwas Neues, sagte Philipp in seiner Predigt.

Eine starke Verheißung, die Hoffnung weckt

Die biblische Verheißung des Aufblühens habe, so Philipp, ursprünglich dem Volk Israel in der babylonischen Gefangenschaft gegolten. In der Auslegung übertrug der Bischof es ins Heute: ins persönliche Leben, in die Kirche und die Welt. Am Beispiel einer Pflanze, die nicht über Nacht wächst, sondern langsam, unscheinbar und doch beständig, veranschaulichte er das Handeln Gottes. Es »beginnt oft leise, fast unbemerkt, doch es wächst heran und entfaltet sich«. Wo manchmal nur Wüste zu sehen sei – die Herausforderungen, die Trockenheit, die Fruchtlosigkeit des eigenen Lebens und manchmal der eigenen Kirche – sage Gott: »Jetzt sprießt es auf.« Vielleicht sei das jetzt noch nicht zu spüren, so Philipp, »aber Gott ist bereits am Werk. Er lässt Hoffnung keimen, wo wir keine Zukunft sehen.«

Symbole zum Amtsantritt

Drei Bischöfe leiteten die Amtseinführung: Christian Alsted, als Bischof zuständig für Nordeuropa, das Baltikum sowie die Ukraine und Moldawien, Stefan Zürcher, Bischof für die Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa, und Mande Muyombo, der für drei Jährliche Konferenzenin der Demokratischen Republik Kongo und in Tansania zuständige Bischof. Gegenüber der anwesenden Gemeinde, zu der sich auch viele Zuschauer per Videoübertragung an ihren Bildschirm zuschalteten, verspricht der neue Bischof, Gottes Wort treu zu hören und zu verkünden, die Sakramente gut zu verwalten, ein Lehrer des Glaubens zu sein, sich für die Einheit in Christus einzusetzen sowie für Versöhnung und Heilung zu beten. Die Gemeinde verspricht – stellvertretend für die Kirchenglieder der Evangelisch-methodistischen Kirche, ihren Teil dazu beizutragen und gemeinsam mit dem Bischof mehr über Gott zu lernen und den Glauben zu bezeugen und zu leben.

Als Zeichen für die bischöflichen Aufgaben überreichten fünf Personen dem neuen Bischof symbolische Gegenstände: Christine Flick, die Laienführerin der Süddeutschen Jährlichen Konferenz, überreichte eine Bibel; der in der Norddeutschen Jährlichen Konferenz für den Distrikt Essen zuständige Superintendent Stefan Kraft übergab ein Päckchen Samen; in ökumenischer Mitwirkung überreichte der für die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland zuständige Landesbischof Friedrich Kramer ein Abendmahlsgeschirr; aus der Ostdeutschen Jährlichen Konferenz reichte Pastor Sebastian Mann das Buch mit der Verfassung, Lehre und Ordnung der EmK. Den Schlusspunkt dieser zeremoniellen Einführung setzte Bischof Mande Muyombo, indem er Werner Philipp eine bischöfliche Stola umlegte.

Entlastung für den Vorgänger

Im Rahmen des Gottesdienstes fand auch die Entlastung des seit 2017 für Deutschland zuständigen Bischofs Harald Rückert statt. Jürgen Stolze, der Sekretär der Zentralkonferenz, verlas dazu die Information zur erfolgten Wahl eines neuen Bischofs und die formale Entlastung des aus dem Amt scheidenden Vorgängers. Zwei Mitglieder der Kommission für das Bischofsamt, Pastorin Katharina Lange und Joris Brombach, sprachen Bischof Harald Rückert Entlastung und Segen zu. Die formale Amtsübergabe wird im Mai im Rahmen einer kleinen Feier in der Kirchenkanzlei in Frankfurt am Main stattfinden. Bis dahin ist Harald Rückert noch in der Verantwortung für den deutschen Teil einer weltweiten Kirche. Ab dann wird Werner Philipp als Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche für den deutschen Teil dieser weltweiten Kirche zuständig sein.

Abschluss der Geschäftssitzungen

Am Samstag, 15. Februar, dem letzten Sitzungstag, der Zentralkonferenz, befassten sich die Delegierten mit der Situation der Evangelisch-methodistischen Kirche in Europa und der Übersetzung der neuen Sozialen Grundsätze.

Neuordnung der europäischen EmK-Landkarte in Sicht

Zur EmK-Situation in Europa beschrieben die Bischöfe Stefan Zürcher für die Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa und Christian Alsted für das Bischofsgebiet Nordeuropa, Baltikum, Ukraine und Moldawien jeweils die jüngsten Entwicklungen in ihrem Verantwortungsbereich. Der Krieg in der Ukraine, Abspaltungen einzelner Jährlicher Konferenzen mit deren jeweiligem Gebiet oder von Distrikten in die Autonomie oder durch den Wechsel zur Global Methodist Church, die Diskussion zu Fragen hinsichtlich Homosexualität und Eheverständnis sowie gesellschaftliche Herausforderungen im Blick auf Migration führt auch in diesen Gebieten zu Umbrüchen in der EmK.

Hinzu kommt vor allem im Verantwortungsbereich von Bischof Alsted die Tatsache, dass die Zentralkonferenz Nordeuropa und Eurasien durch den regulären Abgang von Eurasien sowie den Wechsel der estnischen EmK-Gemeinden in die Autonomie die Zahl der Kirchenglieder und der ordinierten Pastoren und Pastorinnen eine Schwelle unterschreitet, die eine nordeuropäische Zentralkonferenz unter eigenständiger bischöflicher Leitung in Frage stellt. Die Delegierten der Zentralkonferenz Deutschland zeigten großes Interesse an diesen Informationen. Außerdem gab es viele Diskussionsbeiträge, in denen die Bereitschaft signalisiert wurde, an einer möglichen Neuordnung der »evangelisch-methodistischen Landkarte in Europa« aktiv und konstruktiv mitzuwirken.

Deutsche Übersetzung der neu gefassten Sozialen Grundsätze beschlossen

Darüber hinaus diskutierten und verabschiedeten die Delegierten die Übersetzung der neuen weltweit für die Evangelisch-methodistische Kirche gültigen »Sozialen Grundsätze«. Diese waren bei der Generalkonferenz, dem höchsten Kirchenparlament der Kirche, im Mai letzten Jahres verabschiedet worden. Gegenüber früheren Fassungen hatte sich die Generalkonferenz dafür entschieden, sie zu komprimieren und stärker zu verallgemeinern. Dadurch sollten die zuvor stark auf spezifische Situationen eingehenden und sich häufig auf den US-Kontext beziehenden Leitlinien für die weltweite Anwendung offener und damit für die jeweilige Kultur und gesellschaftliche Situation praxisnäher zu gestalten. Die so komprimierte Neufassung findet inzwischen breite Resonanz in der weltweiten Kirche.

Die Delegierten diskutierten intensiv die Übersetzung einzelner Passagen. Dazu gehörten beispielsweise Stellen über Sterbehilfe, Reproduktionsmedizin und Leihmutterschaft. Dort gehen die Aussagen sehr stark von Gegebenheiten aus, die mit dem staatlichen Recht in Deutschland nicht vereinbar sind oder in ethisch-medizinischen Gesichtspunkten in einem anderen Umfeld eingebettet sind. Die jetzt beschlossene deutsche Übersetzung hält sich eng an den englischen Originalwortlaut und wird mit Fußnoten oder Kommentierungen ergänzt. Damit sollen einzelne und eventuell strittige Grundsatzformulierungen erläutert werden, um den Hintergrund der jeweiligen Aussage zu verstehen und den Unterschied zum deutschen Rechtsrahmen zu erkennen. Damit soll der aktive Umgang mit den Sozialen Grundsätzen in deutschen Gemeinden der Evangelisch-methodistischen Kirche gefördert und erleichtert werden.

[18.02.2025] Der vorstehende Artikel wurde ab dem Absatz »Abschluss der Geschäftssitzungen« mit den dort nachgetragenen Informationen ergänzt. Bei den Ergänzungen handelt es sich um die Inhalte der abschließenden Geschäftssitzungen am letzten Sitzungstag, Samstag, 15. Februar.

 

Weiterführende Links

Der Gottesdienst zur Amtseinführung von Werner Philipp D.Min. auf YouTube

Predigt des neuen Bischofs Werner Philipp anlässlich der Diensteinführung (PDF)

Die Autoren

Iris Hahn ist Grafikerin. Sie lebt in Augsburg und ist Ko-Redakteurin des zweiwöchentlich erscheinenden evangelisch-methodistischen Kirchenmagazins »Unterwegs«. Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Zur Information

Die außerhalb der Vereinigten Staaten befindlichen Gebiete der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) sind in Zentralkonferenzen organisiert. In Europa sind dies die Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa, die Zentralkonferenz Nordeuropa und Eurasien sowie die Zentralkonferenz Deutschland. Weitere Zentralkonferenz-Gebiete gibt es in Afrika und Asien.

Die Zentralkonferenzen sind der Generalkonferenz, dem weltweit höchsten Kirchenparlament der EmK, nachgeordnet und für die jeweilige Region zuständig. Sie tagen alle vier Jahre, um formale, finanzielle und manche die Ordnung der Kirche betreffende Entscheidungen zu treffen. In Deutschland entsenden die Norddeutsche Jährliche Konferenz, die Ostdeutsche Jährliche Konferenz und die Süddeutsche Jährliche Konferenz Delegierte, je zur Hälfte Pastoren und Laien. Darüber hinaus findet im Rahmen der Zentralkonferenz die Bischofswahl oder die Verlängerung der Amtszeit des Bischofs oder der Bischöfin statt. Die Wahl ins Bischofsamt gilt in der Zentralkonferenz Deutschland für zunächst vier Jahre. Eine Wiederwahl für weitere acht Jahre ist möglich. Die maximale Amtszeit beträgt zwölf Jahre. Bischof Harald Rückert ist seit 2017 im Amt und wird nach der Amtsübergabe an seinen Nachfolger im Mai in den Ruhestand treten. Ab dann wird Bischof Werner Philipp der für die Zentralkonferenz Deutschland zuständige Bischof sein.

Das Bischofsamt in der Evangelisch-methodistischen Kirche
In der Evangelisch-methodistischen Kirche bezieht das Bischofsamt seine Leitungsfunktion in erster Linie aus der Verkündigung und der moderierenden Leitung. Infolgedessen haben Bischöfe in keinem Gremium, in dem sie den Vorsitz innehaben, eine Stimme, mit der sie auf Entscheidungen einwirken könnten. Die Hauptaufgaben ihres bischöflichen Dienstes in der Evangelisch-methodistischen Kirche sind (1) die Tagungsleitung der Jährlichen Konferenzen im Bischofsgebiet, (2) die Mitarbeiterführung durch Dienstzuweisungen der Pastoren in Bezirke und Dienstaufgaben als Ausdruck der missionarisch angelegten Sendungsstruktur der Kirche, (3) die Verbindung der Bezirke und Jährlichen Konferenzen untereinander und zu den Teilen der Evangelisch-methodistischen Kirche außerhalb des eigenen Bischofsgebiets sowie die Mitwirkung im internationalen Bischofsrat der Evangelisch-methodistischen Kirche und die Gestaltung der ökumenischen Beziehungen zu anderen Kirchen und (4) vielfältige geistliche und repräsentative Aufgaben.